Unter uns gefragt

Professor Bruno Staffelbach, Leiter des Lehrstuhls für Human 
Resource Management der Universität Zürich, fragt Christina Künzle, Executive und Business Coach.

Bruno Staffelbach: Business Coach und Präsidentin des Collegium Novum Zürich (CNZ) – was haben Musik und Management miteinander zu tun?

Christina Künzle: Auf den ersten Blick wenig, bei näherem Hinschauen jedoch eine ganze Menge: Das CNZ ist ein Solisten-Ensemble aus höchst qualifizierten Musikern, die sich der zeitgenössischen klassischen Musik verschrieben haben und viele neue Werke und Uraufführungen spielen; dies oft ohne Dirigenten. Das ist der Situation von Top-Managern – dem Hauptteil meiner Kunden – durchaus ähnlich: Auch sie sehen sich vor der Herausforderung, ihren «Werken» Charakter und Stil zu geben, Strukturen zu schaffen oder zu verändern, Kundenbegeisterung auszulösen und eine hohe Qualität und damit Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. In speziellen Workshops des CNZ, in denen Musiker mit 
Managern zusammen Stücke einstudieren und aufführen, erstaunen die vielen gemeinsamen Themen immer wieder von Neuem. Das Wichtigste für Musiker ist, aufeinander zu hören, die Werke für die Aufführung gemeinsam zu entwickeln und unter Druck Höchstleistungen zu erbringen, egal wie die gegenwärtige Situation, die Beziehungen untereinander und die Bedingungen sind, die sie vorfinden. Das gilt auch für Manager.

Wie bilden sich Berater weiter?

Als Coach bin ich ständig gefordert, mich weiter zu entwickeln, um die Klienten bestmöglich zu unterstützen. Auch werden immer wieder neue Methoden entwickelt, die es auszuprobieren und einzusetzen gilt, um in den verschiedensten Fragestellungen, wie sie das Coaching stellt, noch wirksamer intervenieren zu können. Supervision und Intervision sind aufgrund ihrer Möglichkeiten für Feedback und Reflektion ganz wertvolle Elemente dieser Weiterbildung; doch auch Workshops, Seminare und Ausbildungslehrgänge verschiedener, erfolgreicher Coaches und Therapeuten gehören zur regelmässigen persönlichen Entwicklung.

Gibt es im Coaching Placebo-Effekte?

Das kommt darauf an, wie Placebo-Effekt definiert wird. Placebo-Effekt heisst, dass Heilung entsteht, ohne dass das verabreichte Medikament einen Wirkstoff aufgewiesen hätte. Das heisst, dass der eigene Verstand oder Geist die Heilung auslöst. Von dem her ist das ganze Coaching eine Placebo-Therapie, denn die heilbringenden Schritte macht der Klient selber. Die Kunst des Coachings ist, ihn in den Zustand zu bringen, in dem er diese Entwicklung bewerkstelligen respektive die vereinbarten Ziele erreichen kann und will. Das ist nicht immer einfach und erfordert ein differenziertes Wahrnehmungsvermögen, eine gute Analytik, hohe Empathie, Geduld und die Bereitschaft, immer wieder Neues auszuprobieren.

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