Unter uns gefragt

Daniel Huber, Vice President Corporate Human Resources, Schindler, fragt Prof. Dr. Bruno Staffelbach, Inhaber des Lehrstuhl 
Human Resource Management der Universität Zürich.

Daniel Huber: Vollamtliche Professur und im «Nebenamt» Brigadegeneral beziehungsweise Mitglied des IKRK – bietet dir dein Uni-Job zu wenig Herausforderung?

Bruno Staffelbach: Von 2004 bis 2008 war ich als Milizoffizier 
Kommandant einer Infanteriebrigade, und seit 2010 bin ich ehrenamtlich Mitglied des IKRK. Vor meinem Engagement als Brigadekommandant war ich während sieben Jahren im Verwaltungsrat eines an der Börse kotierten Unternehmens. Solche Tätigkeiten erlauben mir, praktische Fragen, worüber ich forsche und lehre, selber zu erfahren und fachliche Einsichten zu gewinnen, die mir nicht möglich wären, wenn ich mich «nur» an der Universität bewegen würde. Zudem ist es für mich auch persönlich bereichernd, mit verschiedenen Menschen, Aufgaben und Kontexten zu tun zu haben.

Welche nachhaltigen Impulse für die HRM-Praxis kann ein universitäres Institut letztlich geben, wenn überhaupt?

Es ist wie beim Orientierungslauf. Man situiert sich im Gelände, man läuft und man sucht, bestimmt und erreicht Ziele. Das ist Praxis. Dazu braucht es Referenzpunkte, Kompass und Karten. Sie sind Ergebnisse von Wissenschaft. Gelingende Praxis und Wissenschaft bedingen einander. Niemand hat die personalwirtschaftliche Intelligenz für sich allein gepachtet. Als universitäres Institut geben wir dann nachhaltige Impulse für die HRM-Praxis, wenn wir gute Läufer (aus-)bilden und praktisch nützliche Referenzpunkte, Instrumente und Karten entwickeln und vermitteln – nicht nur für einen Lauf, sondern für verschiedene, in unterschiedlichem Gelände, bei jedem Wetter und für alle Tages- und Jahreszeiten.

Du beschäftigst dich auch mit Management-Ethik – welche Trends beobachtest du in diesem Bereich?

Meine Habilitationsschrift von 1991 war dem Thema «Management-Ethik: Ansätze und Konzepte aus betriebswirtschaftlicher Sicht» gewidmet. Damals standen theoretische, konzeptionelle und prozedurale Fragen im Vordergrund. Betriebswirtschafter, die sich mit moralischen und ethischen Aspekten beschäftigten, wurden skeptisch beäugt. Heute setzt man sich ganz selbstverständlich mit inhaltlichen Fragen auseinander, mit Integrität, Vertrauen und Fairness, mit sozialen und ökologischen Chancen und Risiken oder mit Kriterien guter, gerechter und vernünftiger Führung. Geblieben sind die grundsätzlichen Anliegen von Ethik: moralische Orientierung und Reflexion, und geblieben ist auch der verführerische Reflex, zuerst moralisch zu (ver-)urteilen und dann die Gründe dazu zu (er-)finden.

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