Unter uns gefragt

Stephan Peterhans, Head Human Resources, Communications & Marketing, Clariden Leu AG, fragt Daniel Huber, Vice President Corporate Human Resources, Schindler

Obwohl HR zunehmend als strategischer Partner wahrgenommen wird, wird fast nie ein Personalchef CEO. Warum?

Für die oberste Linienfunktion bringt es viel, wenn man selber breite Linienerfahrung und damit Verständnis und Glaubwürdigkeit mitbringt. Dem HR-Verantwortlichen mangelt es am Stallgeruch der operativen Verantwortung und am Gewicht des messbaren Erfolges. Er ist zwar nahe an den Mitarbeitenden, hat aber doch nicht die emotionale Nabelschnur wie ein Linienvorgesetzter. Oft fehlt ihm auch der Wille zur Macht: Er mag eine sehr gute Nummer 2 sein, würde sich als Nummer 1 jedoch langfristig nicht wohl fühlen. Allerdings sollte bei einer Ernennung letztlich die Persönlichkeit mehr zählen als die Funktion.

Du hast von PwC zu Schindler gewechselt. Welche Unterschiede beziehungsweise Gemeinsamkeiten erlebst du?

Der grösste Unterschied ist das Produkt: bei PwC ein eher abstraktes Dokument mit Empfehlungen, bei Schindler ein fassbarer Gegenstand für den täglichen Gebrauch – das hat vielfältige Auswirkungen auf die Unternehmenskultur. PwC-Mitarbeitende bringen mehrheitlich eine lange theoretische Ausbildung mit, bei Schindler ist der Grossteil der Belegschaft «blue collar» mit praktischer Bildung. Die Büros von PwC sind an bester Lage, jene von Schindler meist an der Peripherie. Der Stellenwert von HR ist bei Schindler deutlich grösser.

Gemeinsam sind ein eng reguliertes Umfeld, substanzielle Investitionen in Training und Weiterbildung der Mitarbeitenden, der Fokus auf Dienstleistungen und Kundenorientierung sowie die langfristige Sichtweise einer partner- beziehungsweise inhaber-geführten Firma. Insgesamt erlebe ich auf jeden Fall viel mehr Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Firmen, als man auf den ersten Blick meinen könnte.

Du hast dich seinerzeit mit dem Thema «Work-Life-Balance» beschäftigt. Ist eine gute Balance in einer leitenden Funktion im internationalen HR überhaupt möglich?

Ja, aber diese Balance kommt nicht von selber: Den Ausgleich im und zum Beruf muss man mit Disziplin und Selbstbewusstsein stets wieder neu herstellen. Die verschiedenen Aspekte, welche den Job zum Traumjob machen, sollte man regelmässig identifizieren und gestalten. Ein erfüllender, Nutzen stiftender Beruf ist sehr wichtig – aber man sollte sich regelmässig auch mit jenen Themen und Träumen befassen, welche einen dereinst im Sterbebett mit dem existenziellen, tiefen Glücksgefühl erfüllen werden. Eine Selbst-Identifikation vorwiegend über den Job erachte ich als Hochrisiko-Strategie.

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