Unter uns gefragt

Urs Fischer, Leiter Personal der Swica Gesundheitsorganisation, fragt Jürg Kunz, Personalleiter Wolfensberger AG.

Urs Fischer: Was macht eine Gussfirma aus Bauma eigentlich mit einer Tochter in China und welche Themen ergeben sich daraus für die Personalarbeit?

Jürg Kunz: Wir haben ein Joint Venture mit dem österreichischen Pumpenhersteller Andritz für eine Zusammenarbeit in China. Andritz greift auf unser starkes Know-how in der Gussherstellung zurück, und wir haben die Chance, ohne grosses Risiko erste Erfahrungen in China zu machen und einen Fuss in den chinesischen Markt zu setzen. Infolge zunehmenden Kostendrucks prüfen unsere Kunden auch Hersteller in China, wir möchten deshalb für die Zukunft gerüstet sein. In der Anfangsphase haben wir von Bauma aus Expats nach China entsandt, diese sind nun aber von Andritz direkt angestellt worden. Unser Engagement liegt heute in der Unterstützung bei der Suche von möglichen neuen Fach- und Führungskräften.

Ihr Unternehmen konnte letztes Jahr fast 30 neue Arbeitsplätze schaffen, was mehr als zehn Prozent des bisherigen Bestandes entsprach. Welche Berufsbilder sucht Wolfensberger und welchen Erfolg haben Sie auf dem lokalen Arbeitsmarkt?

Nach der Krise in den Jahren 2009 und 2010 mit Entlassungen und Phasen der Kurzarbeit haben wir uns glücklicherweise rasch wieder erholt und unseren Umsatz 2011 gegenüber dem Vorjahr um 25 Prozent gesteigert. Da die Gussherstellung weitgehend manuell mit Fach- und Hilfskräften ausgeführt wird, entwickelt sich der Personalbestand dementsprechend. Unsere Hilfskräfte rekrutieren sich praktisch ohne Inserate und grosse Such-anstrengungen. Unser internes Mitarbeiternetzwerk funktioniert optimal. Schwieriger wird es bei der Suche nach Fach- und Führungskräften. Leute aus der Giessereibranche, insbesondere mit Stahlguss-Erfahrung, sind in der Schweiz praktisch nicht oder nur sehr schwierig zu finden. Vielfach kommen die Bewerber aus Deutschland oder dem übrigen EU-Raum. Wir versuchen diesem Trend entgegenzuwirken, indem wir unser Engagement in der Ausbildung von Gussformern und Gusstechnologen verstärken.

Wolfensberger ist ein Industrieunternehmen mit fast 90-jähriger Tradition. Wo liegen die Herausforderungen im HR, damit Sie auch in Zukunft trotz starkem Franken wettbewerbsfähig bleiben?

Bei uns als Produktionsunternehmen beträgt der Personalkostenanteil rund 40 Prozent vom Umsatz und damit ist der Fokus auch stark darauf gerichtet. Wir müssen sehen, dass wir weiterhin unsere Kosten im Griff haben und dass der Leistungsgrad, insbesondere der produzierenden Mitarbeiter, stimmt. Zurzeit sind wir am Aufbau eines «Shopfloor Management». Dies ist ein Tool zur Erkennung von Leistungsabweichungen und zur Förderung der kontinuierlichen Verbesserung sowie zur Förderung der Sozialkompetenz der Führungskräfte.

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