Unter uns gefragt
Marianne Ellenberger, Leiterin HR-Geschäftsbereich Retail, Galenica Gruppe, fragt Erika Baumgartner, Head of Newplacement, Worklink AG.

Marianne Ellenberger (links), Erika Baumgartner
Marianne Ellenberger: Worklink AG beschäftigt sich mit dem Newplacement von Mitarbeitenden, die ihre Stelle verloren haben. Zudem ist sie im Temporärvermittlungsgeschäft für ältere Mitarbeitende tätig. Was sind deine wichtigsten Erfahrungen bei der Newplacement-Unterstützung von Mitarbeitenden?
Erika Baumgartner: Da wir Mitarbeitende aller Stufen und weniger Kaderangehörige in ihrer beruflichen Neuorientierung unterstützen, stehen wir einem breiten beruflichen Spektrum gegenüber. Das heisst, wir begleiten Mitarbeitende aus Bereichen wie Backoffice, Customer Center, Finanzen, Informatik, Marketing oder Teamleader. Dabei habe ich festgestellt, dass wir eine ausgewogene und umfassende Unterstützung in Gruppen, aber auch einen hohen individuellen Coachinganteil bieten müssen.
Wieso ist der individuelle Anteil so wichtig?
Sich beruflich neu zu orientieren, gehört meines Erachtens zu einer der anspruchsvollsten Aufgaben, die man während des Berufslebens haben kann. Betroffene haben Hürden zu überwinden und sind mit entscheidenden Fragen konfrontiert wie: Wie sage ich es meinem Partner? Was will ich eigentlich? Was kann ich gut? Kann ich auch mit weniger Geld auskommen? Ich bin überzeugt, dass dies, ähnlich wie bei der Kaderbetreuung, auch bei Mitarbeiterpositionen ganz persönlich zu geschehen hat. Im Weiteren ist es selbstverständlich, dass allfällige Persönlichkeitstests, die wir im Rahmen der Newplacement-Unterstützung durchführen, vertraulich behandelt und im persönlichen Gespräch ausgewertet werden.
Employability ist ein Begriff, der immer wieder auch gerade bei Stellenverlust erwähnt wird. Wie geht ihr damit um?
Employability als Schlagwort bezeichnen zu wollen, wäre zu einfach.
Mitarbeiter, die ihren Arbeitsplatz verloren haben – egal aus welchem Grund –, deuten oft zu Beginn des Coachings bereits an, dass sie schon seit einiger Zeit das Gefühl hatten, etwas für ihre Arbeitsmarktfähigkeit tun zu wollen und zu müssen. Leider kommt es oft nicht mehr zu diesen
Massnahmen. Der Handlungsbedarf war noch nicht so offensichtlich oder wurde nicht thematisiert. Ich stelle jedoch immer mehr fest, dass Mitarbeitende und Vorgesetzte anlässlich von Mitarbeitergesprächen über die
Arbeitsmarktfähigkeit sprechen. So haben wir vermehrt Aufträge, gemeinsam mit den Mitarbeitenden eine individuelle Standortbestimmung zu machen, um Entwicklungsmassnahmen zu erarbeiten. Die Bandbreite der Massnahmen reicht dabei von Weiterbildungen bis zur Übernahme von anderen Aufgaben beim aktuellen oder auch bei einem neuen Arbeitgeber.