Unter uns gefragt

Astrid Makowski-Blümler, Personalleiterin des Kantons Schaffhausen, fragt Alexandra Abatzis, Leiterin HR Projekte und Organisationsentwicklung bei Georg Fischer Piping Systems.
 

Astrid Makowski-Blümler: Sie sind vom Georg-Fischer-Konzern für einige Monate nach China entsandt worden. Was konkret war Ihr Auftrag in Shanghai?

Alexandra Abatzis: Georg Fischer will gemäss der Konzernstrategie 2015 die Präsenz in den Wachstumsmärkten weiter stärken. Die Frage, mit der sich mein Projektkollege und ich in China beschäftigt haben: Wie kann das Personalmanagement zur erfolgreichen Realisierung der Wachstumsziele in China beitragen? Die Herausforderungen – Fachkräftemangel, rasante Lohnentwicklungen und hohe Fluktuation – waren bekannt. Gemeinsam mit den Geschäftsführern und Personalleitern von zehn chinesischen Gesellschaften haben wir die Stärken und Schwächen unserer HR-Prozesse analysiert, das Netzwerk zwischen den Personalleitern für den Austausch von Best-Practice-Beispielen gestärkt und den Handlungsbedarf für die Einführung fehlender HR-Instrumente evaluiert.

Welchen Herausforderungen sind Sie in Bezug auf die unterschiedlichen Kulturen begegnet?

Es gab weniger kulturelle Herausforderungen als erwartet. Die 
Gesellschaften, die an unseren HR-Projekten beteiligt waren, liegen in Beijing, Shanghai, Suzhou, Changzhou und Shenzhen – sehr moderne Städte, die sich rasant entwickeln. Viele Mitarbeitende dort sind den Kontakt mit Ausländern gewohnt. Meine Kollegen haben meine kleinen «Fehltritte» nie persönlich genommen und mich dezent auf das Leben ausserhalb der Firma vorbereitet. Wären die Standorte unserer Joint-Venture-Gesellschaften involviert gewesen, so wäre das kulturelle Abenteuer grösser geworden. Viele dieser Standorte liegen im Landesinnern, ein Arbeiten ohne Dolmetscher wäre dort nicht möglich gewesen.

Was hat Sie aus Sicht einer HR-Fachfrau am meisten beeindruckt?

Das Durchschnittsalter der Führungskräfte in China ist deutlich niedriger als in der Schweiz. Viele dieser jungen, gut ausgebildeten Mitarbeiter wissen genau, was sie wollen, sprechen fliessend Englisch, arbeiten hart und nehmen lange Arbeitswege in Kauf. Sie stehen aber auch unter einem enormen Erfolgsdruck, um den Erwartungen der Familie gerecht zu werden. Auf diese Mitarbeitergruppe trifft das Klischee vom hierarchiegläubigen, auf Anweisung wartenden chinesischen Mitarbeiter nicht mehr zu. Wenn wir ihnen nicht rechtzeitig Entwicklungsmöglichkeiten anbieten, haben wir sie an die Konkurrenz verloren. Die Vorgesetzten sind besonders gefordert, ihr Führungsverhalten an die verschiedenen Mitarbeitergruppen anzupassen. Daher setzen wir bei unseren internen Schulungen dort einen Schwerpunkt.

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