Unter uns gefragt
René Hoppeler, Leiter Personal Gesamtbank, Zürcher Kantonalbank, fragt Verena Steiger, Leiterin Personelles/Ausbildung, Genossenschaft Migros Zürich.

René Hoppeler, Verena Steiger.
René Hoppeler: Finden Sie es wichtig, dass Lernende nach Abschluss der Ausbildung in einem Unternehmen bleiben können?
Verena Steiger: Ja. Aktuell bilden wir 335 Lernende in 10 Berufen aus. Wir investieren viel Herzblut, Zeit und Geld in die Jugendlichen und haben ein berechtigtes Interesse an einem Return on Investment. Unsere Lernenden haben einen hohen Ausbildungsstandard und sind nach der Lehre schnell produktiv und anderen Mitarbeitenden gleichgestellt. Zweifelsohne ist es persönlichkeitsbildend, auf Lehr- und Wanderjahre zu gehen. Da aber 75 Prozent unserer Lernenden einen Migrationshintergrund haben und der Detailhandel weiblich ist, steht diese Frage bei ihnen meistens nicht im Vordergrund. Zudem ist es uns wichtig, den jungen Menschen erste Berufserfahrung zu ermöglichen und einen Beitrag gegen die Arbeitslosigkeit nach der Lehre zu leisten.
Warum sind die Löhne im Detailhandel tendenziell niedriger? Und mit welchen Argumenten können Sie dennoch Spitzenkräfte binden?
Leider geistert diese Meinung immer noch in den Köpfen vieler Menschen herum. Wir haben seit einem Jahr für ungelernte 20-Jährige einen Minimumlohn von 3800 Franken. Dies sind rund 500 Franken mehr, als zum Beispiel eine gelernte Coiffeuse, eine Detailhandelsangestellte in einer Bäckerei, ein Taxifahrer im 4. Anstellungsjahr, ein Gebäudereiniger oder das Bodenpersonal einer Fluggesellschaft erhält. In der Migros Zürich bezahlen wir gute, leistungsgerechte Löhne. Wer sich nicht scheut, die Ärmel hochzukrempeln, hat bei uns hervorragende Entwicklungsmöglichkeiten, schon in jungen Jahren. Diese Tatsache belegen 20 Prozent unserer Verkaufsstellenleiter und -leiterinnen, die unter 35 Jahre alt sind, eine ansehnliche Führungsspanne aufweisen und nicht selten ein Millionenbudget verantworten.
Was sind Ihre aktuellen Herausforderungen im HR der Genossenschaft Migros Zürich?
Auf einen Nenner gebracht, können alle Herausforderungen unter dem Begriff «Wissensmanagement» subsumiert werden. Mit 13 Change-Management- und 8 Expansionsprojekten 2011, welche wir mit dem HR-Team betreuen, ist die Frage der Sicherung oder des Aufbaus von Wissen zentral. Als zusätzliche Herausforderung sehen wir die Anpassung des Migros- Pensionskassen-Reglements, das ab 2015 eine Verdoppelung der Kürzungssätze bei vorzeitiger Pensionierung vorsieht. Von der Übergangsregelung betroffene Mitarbeitende können sich bis November 2014 zu attraktiven Konditionen vorzeitig pensionieren lassen. Zusammen mit den regulären Pensionierungen könnten in den nächsten 3 Jahren theoretisch 820 Mitarbeitende das Unternehmen verlassen. Auch hier gilt es, die Wissenssicherung vorzeitig anzugehen.