Unternehmerisches Engagement für das Allgemeinwohl bringt allen etwas
Handeln statt reden: Das ist die Devise der Sulser Group, wenn es darum geht, soziale Verantwortung auch zu leben. Mit der eigens für das Projekt gegründeten Firma Swiss ProWork AG werden Sozialhilfeempfänger auf die Rückkehr in den ersten Arbeitsmarkt vorbereitet. Das verlangt von den Beteiligten viel Einsatz – doch am Ende lohnt es sich für fast jeden.
Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es. Das wusste schon Erich Kästner. Für die Sulser Group, ein Logistikunternehmen aus Otelfingen ZH, bedeutet das, sich für Sozialhilfeempfänger zu engagieren. Zu diesem Zweck gründete das Unternehmen die Swiss ProWork AG. Deren Ziel ist es, Sozialhilfeempfänger durch gezielte Massnahmen wieder in den primären Arbeitsmarkt zu integrieren. Seit dem 1. April 2009 treten im Rhythmus von drei Monaten bis zu 15 neue Mitarbeiter in das Programm ein. Von den 120 Sulser-Mitarbeitern sind derzeit 40 Personen über das Programm beschäftigt.
Das schweizweit einzigartige Konzept wurde von einer Fachgruppe mit Vertretern aus Städten und Gemeinden der Kantone Aargau und Zürich, aus Politik und Wirtschaft gemeinsam mit der Sulser Group ausgearbeitet. Die Kandidaten werden von den sozialen Diensten der Städte und Gemeinden an das Programm verwiesen. In einem auf zwölf Monate befristeten Anstellungsverhältnis werden sie dann durch die Swiss WorkPro AG im Bereich Logistik ausgebildet.
Die ersten sechs Monate bilden die theoretische und praktische Grundlage. Nach einer Einführungswoche werden die Teilnehmer wieder auf einen Arbeits- und Tagesrhythmus vorbereitet. Anschliessend absol vieren sie einen 40-tägigen Grundkurs im Fach Lagerlogistik inklusive einer Staplerfahrerausbildung. Diese Grundausbildung wird mit Trainings- und Arbeitseinsätzen in den Werkstätten von Sulser sowie mit zusätzlichen Ausbildungsblöcken ergänzt: Hier stehen dann Themen auf der Agenda wie Erstellen eines Bewerbungsdossiers, Bewerbungscoaching (Gespräche führen, Auftreten), Selbst- und Fremdbild sowie der Umgang mit Konfliktsituationen.
Im zweiten Halbjahr sind die Teilnehmer dann mit gezielten Arbeitseinsätzen bei Sulser beschäftigt. Zusätzlich absolvieren alle ein vierwöchiges Praktikum in einer von rund 250 Partnerunternehmungen, die an der Durchführung des Programms beteiligt sind. So bekommen die Teilnehmer eine erste Möglichkeit, ihr neu erworbenes Wissen praktisch umzusetzen. In der Regel werden die Teilnehmer in solche Firmen vermittelt, in denen auch tatsächlich eine Stelle zu besetzen ist. Wer hier eine gute Arbeitsreferenz abliefert, hat dann möglicherweise die Chance, eine Vakanz besetzen zu können.
Soziale Verantwortung aktiv und kreativ wahrnehmen
Eine grosse Herausforderung bei der Durchführung solcher Programme ist sicher immer wieder auch die Motivation der Teilnehmenden – einzelne Personen haben möglicherweise keinen besonders hohen Antrieb, teilzunehmen. Immerhin bedeutet das, dass sie ihren Tagesablauf nicht mehr selbst gestalten können und einem gewissen Druck ausgesetzt sind. Zudem hat das Ganze noch mit Arbeit zu tun. Das kann bei manchen Menschen, besonders wenn sie schon länger nicht mehr im Arbeitsleben standen, zu Blockaden führen. Und diese gilt es erst einmal zu lösen.
Aus diesem Grund wurde bei dem Programm auch besonderer Wert auf die ersten Wochen gelegt: Denn hier wird den Teilnehmern die Möglichkeit gegeben, sich langsam an einen strukturierten Tagesablauf zu gewöhnen und sich entsprechend einzustellen. Dazu gehört nicht nur, dass sie am Morgen rechtzeitig aufstehen müssen, sondern beispielsweise auch, sich richtig zu verpflegen, um dem Arbeitstag gewachsen zu sein. Für viele Teilnehmer ist es eine grosse Umgewöhnung, eine andere Regelmässigkeit als bisher zu erfahren. Hier sind das Einfühlungsvermögen und die Motivationsfähigkeit der Trainer gefordert. An ihnen liegt es nun, die Teilnehmer entsprechend zu coachen und ihnen auch ein Vorbild zu sein. Die Erfahrungen der ersten Monate haben aber auch gezeigt, dass eine straffe Führung für den Erfolg unerlässlich ist.
Was aber bewegt ein Logistikunternehmen dazu, ein solches Projekt zu lancieren? Vor allem die Tatsache, dass die blosse Debatte über ständig wachsende Sozialausgaben der Gemeinden nichts bringt, und der Wunsch, soziale Verantwortung auch aktiv und vor allem kreativ wahrzunehmen. Darüber hinaus beugt das Programm auch der Schwarzarbeit vor. Nicht zuletzt profitiert die Sulser Group natürlich auch unternehmerisch von diesem Engagement: Zwar ist der Einsatz personeller Ressourcen im ersten Semester recht hoch, doch im zweiten Teil des Programms, wenn die Leute eingesetzt werden, lohnt sich das Projekt für Sulser.
Entstanden ist die Swiss ProWork aus der Swiss Logistics Academy, ebenfalls ein Unternehmen der Sulser Group mit einem ähnlichen Anliegen: Nur werden hier nicht Sozialhilfeempfänger, sondern Arbeitslose bei der Rückkehr in den ersten Arbeitsmarkt unterstützt. Dort gelingt das im Durchschnitt bei 30 Prozent der Programmteilnehmer. Für die Sozialhilfeempfänger strebt die Sulser Group allerdings eher einen Durchschnitt von 50 Prozent an und ist auf einem guten Weg: aus der ersten Klasse, die im April gestartet ist, haben vier von zehn bereits einen neuen Job gefunden.
Das Projekt ist auf Expansionskurs: Bald profitieren auch Jugendliche
Eine zentrale Rolle kommt in dem Projekt den Partnern zu – ohne die enge Zusammenarbeit mit den Sozialhilfebehörden könnte das Programm nicht durchgeführt werden. Die Finanzierung des Programms für den Teilnehmer wird durch die zuweisende Stadt oder Gemeinde getragen. Die Swiss ProWork AG hilft mit der Vermarktung ihrer Dienstleistungen für die Bereiche der Logistik und der gewerblichen Produktion, einen Teil der eigenen Kosten zu decken.
Im kommenden Jahr soll das Programm in einem zweiten Schritt um ähnliche Angebote für weitere Gruppen von Arbeitnehmern erweitert werden: Ab dem 1. Februar sollen arbeitslose Jugendliche in einem halbjährigen Programm auf die Herausforderungen einer Logistikerlehre vorbereitet werden. Ein weiteres Angebot soll sich an alleinerziehende Mütter richten und auch Betreuungsangebote für deren Kinder beinhalten.