Verschiebungen in der Leadership-Landschaft
Kompetente Führungskräfte sind ein rares Gut. Sie zu finden, ist eine der grossen Herausforderungen fürs HR. Eine Studie zeigt nun, wo weltweit das Leadership-Potenzial liegt.

Kompetente Führungskräfte sind gefragt, und die Nachfrage steigt – nicht nur in der Schweiz. Wirtschaftliche Veränderungen, soziale und politische Umbrüche sowie die sich rasant entwickelnden Kommunikationstechnologien erfordern eine stetig steigende Zahl an Fähigkeiten: kulturübergreifend operieren, Change vorantreiben, Mitarbeiter motivieren und für Innovationen begeistern. Die richtigen Führungskräfte zu identifizieren wird immer kritischer und schwieriger.
Wachstumspotenzial dank ausgeprägter Unternehmerkultur
Da überrascht es nicht, dass nur eine von 15 Fach- und Führungskräften weltweit dem Profil einer kompetenten Führungskraft entspricht. So lautet das Ergebnis aus der globalen Leadership-Studie des HR-Dienstleisters SHL. Eine gute Führungskraft ist nach dieser Definition in der Lage, gute Beziehungen zu Kunden und Mitarbeitenden aufzubauen, Probleme zu lösen, effektiv und überzeugend zu kommunizieren, strategisch zu denken, gut zu organisieren und zu motivieren, sich anpassungsbereit und mit höchster Leistung für die Unternehmensziele einzusetzen.
Diese Schlüsselkompetenzen vereint zu finden, ist Aufgabe der HR-Verantwortlichen. Und sie bekommen es zunehmend zu spüren, wenn sie sich zu wenig auf Nachfolgeplanung und Führungskräfteentwicklung konzentriert haben. Zwar liegen Länder wie die Schweiz, Deutschland oder Grossbritannien im internationalen Vergleich noch relativ weit vorn, doch der Abstand zu den Schwellen- und Entwicklungsländern beginnt zu schmelzen.
In der Zukunft wird sich die Leadership-Landschaft deutlich verändern: Grossbritannien fällt demnach von Platz 3 auf Platz 18, Hongkong – heute auf Platz 1 – sogar auf Platz 20. Deutschland bleibt zwar unter den Top 10, verliert aber sieben Plätze und fällt auf Platz 9 (siehe Tabelle).
Schwellenländer wie die Türkei, Ägypten und auch Mexiko verfügen dagegen über eine höhere Anzahl an potenziellen zukünftigen Führungspersönlichkeiten. Mexiko und Brasilien sind die Gewinner: Sie verbessern ihre Position um 19 beziehungsweise 21 Plätze, mit Mexiko auf dem Spitzenplatz. Wann genau und ob dies überhaupt eintritt, hängt von verschiedenen Faktoren wie den Entwicklungsmöglichkeiten und dem persönlichen Einsatz der potenziellen Führungskräfte ab.
Wie ist diese Entwicklung zu erklären? Wachsende Bildungsstandards und eine ausgeprägte Unternehmerkultur sind einige der Faktoren, die Schwellenländer beim Potenzial für die Zukunft so gut aussehen lassen. Diese Nationen verfügen über ein riesiges Wachstumspotenzial – das sie nun identifizieren, fördern und entwickeln müssen.
Den Blick nicht nur auf die üblichen Verdächtigen richten
Für die Schweiz zeichnet die Studie ein erfreuliches Bild: Sie liegt heute auf Platz 6 bei den Leadership-Ressourcen und kann sich den Daten zufolge auf Platz 4 verbessern. Schweizer Fach- und Führungskräfte verfügen über die kritischen Leadership-Kompetenzen und zeigen ein äusserst hohes Mass an ausbaufähigen Leadership-Fähigkeiten.
Aufgabe der Unternehmen ist es nun, die Talente so früh wie möglich zu identifizieren, um Talent-Pools für die Führungskräfteentwicklung und Nachfolgeplanung zu schaffen. Dazu gehört auch, sich darüber klar zu werden, welche Verhaltensweisen und Fähigkeiten eine erfolgreiche Führungskraft im eigenen Unternehmen überhaupt ausmachen. Darauf aufbauend lässt sich ein vollständiges Bild vom Leadership-Potenzial innerhalb des Unternehmens machen. Entscheidend hier: Den Blick nicht nur auf die üblichen Verdächtigen richten, sondern auch auf jene, die Ihrer Meinung nach nicht das grösste Potenzial aufweisen. Auch sollte das enorme Leadership-Potenzial anderer Länder genutzt werden. Nur auf diese Weise lässt sich die Wettbewerbsfähigkeit in der globalen Wirtschaft erhalten und ausbauen.
Die Studie
Die Global-Leadership-Studie von SHL basiert auf einer Million Assessments aus der unternehmenseigenen Talent-Analytics-Datenbank. Die Assessments erfolgten in 37 Ländern zwischen 2006 und 2011. Mit Hilfe der Analyse der Ergebnisse des Persönlichkeitsfragebogens Occupational Personality Questionnaire (OPQ), die von Hochschulabsolventen, Fach- sowie Führungskräften stammen, gewann SHL Erkenntnisse über Führungskompetenzen und Leadership-Potenzial. Die Assessments stammen sowohl von Bewerbern als auch von Mitarbeitern. Die Grössenordnung der Organisationen reicht von Kleinunternehmen bis hin zu börsennotierten Unternehmen.