Gute Führung

Von der Macht des Lollipops

Lollipops können die Welt verändern? Feena Mays Leadership-Ansatz wandelt Vision in Wirkung. Fünf Kräfte geben Orientierung, wenn die Hierarchie an Grenzen stösst. 

Kann ein Lollipop die Welt verändern? Sieht man die glänzenden Augen von Kindern beim Anblick von Lollipops, so kommt man zum Schluss: Ja! Lollipops können die Welt verändern, zumindest die der Kinder. Und wie ist es bei Erwachsenen, und wie ist es, wenn man Lollipop nicht wörtlich auffasst, sondern metaphorisch für Führung? Welche Führung verändert die Welt zum Guten wie die Lollipops bei Kindern?

Zitat des Autors: «Wer sich immer alle Türen offenhalten will, verbringt sein Leben auf dem Flur»


Dieser Frage ging Feena May nach, langjährige Delegierte des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), ehemalige Chefin der Führungsausbildung des IKRK und heute Dozentin an der Sorbonne, am IMD und an der Universität Luzern. Nach zwei Doktoraten im Bereich «Leadership» und vielen Jahren im Feld von bewaffneten Konflikten stellt Feena May fest: Es gibt einerseits die Welt der Führung, mit der sich die Wissenschaft beschäftigt und worin Feena doktorierte, und andererseits gibt es die Realität der Führung, wie sie sie viele Jahre im Feld erlebte.

Fünf Führungs-Kräftefelder skizziert


Auf der Basis ihrer Erfahrungen im Feld und im Lichte der akademischen Führungsforschung entwickelt die Autorin in ihrer neuesten Publikation ein Modell von Leadership mit dem Potenzial, die (Führungs-)Welt zum Guten zu verändern wie Lollipops bei Kindern. Dazu skizziert May fünf Kräftefelder: die soziale, persönliche und mentale Präsenz mit dem Willen, den Führungsspielraum mit Verantwortung zu füllen; den Korpsgeist beziehungsweise eine tragende Beziehung mit Geführten, Peers, der Organisation und externen Akteuren; eine gemeinsame Vision, die von allen verstanden und getragen wird; die tatkräftige Umsetzung der Vision, Absichten und Pläne in Wirkungen, Ergebnisse und Outcomes; den dezidierten Anspruch, die Welt mit der Führung verbessern zu wollen. 

Forschung und Praxis sind sich nicht immer einig


Was lässt sich daraus ableiten?

  1. Leadership beschränkt sich nicht auf Vorgesetzte und die Oberen der Hierarchie. Zur Führung berufen sind alle.
  2. In der Ökonomie geht es um Mittel, die für verschiedene Zwecke eingesetzt werden können. Es ist Aufgabe der Führung, Ziele für die Mittel zu bestimmen und diese dadurch der Beliebigkeit zu entziehen. Wer sich immer alle Türen offenhalten will, verbringt sein Leben auf dem Flur.
  3. Mit fünf Kräften klingt Führung einfach, sie ist aber trotzdem nicht immer leicht.
  4. In der Führung geht es darum, die Welt zu verbessern. Liederlichkeit, Bosheit und Rücksichtslosigkeit haben nichts mit Führung zu tun.
  5. Es gibt die Welt der Führung, wie sie die Wissenschaft sieht, und es gibt die Welt der Führung als gelebte Praxis. Diese beiden Welten verstehen sich nicht immer, denn «das Herz hat seine Gründe, die der Verstand nicht kennt» (Blaise Pascal).
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Porträt eines älteren Mannes mit grauen Haaren und hellem Teint, der direkt in die Kamera lächelt. Er trägt einen dunkelblauen Anzug mit feinem Karomuster, ein weisses Hemd und eine gelbe Krawatte mit dezentem Muster. Der Hintergrund ist neutral grau.

Bruno Staffelbach ist Ordinarius für Betriebswirtschaftslehre und Leiter des Centers für Human Resource Management (CEHRM) an der Universität Luzern.

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