Warum HR mutiger sein darf und was wir von Astronauten lernen können
Der HR Experience Campus zeigte, dass Zufriedenheit nicht reicht – glücklich ist nur ein Drittel. Gefragt ist ein HR mit Haltung: mutig, menschenzentriert, flexibel – und bereit, wie aus Fehlern zu lernen. Genau wie Astronauten im All.

Fehler erlaubt: Astronauten stehen für Haltung und Mut. (Bild: zVg)
Am diesjährigen HR Experience Campus drehte sich alles um die Mitarbeitenden-Reise. Die Botschaft: Schweizer Arbeitnehmende sind zwar grundsätzlich zufrieden, vor allem dank ihren direkten Vorgesetzten, dem Team und hilfreichen digitalen Tools. Doch richtig glücklich ist nur ein Drittel. Genau hier ist das HR gefragt, mit neuen Impulsen für mehr Zufriedenheit zu sorgen. Zeit also für mehr Mut, mehr Menschlichkeit und eine Prise Improvisation.
Ein Start wie ein Spaziergang
Unter dem Motto «Creating Future Employee Journeys» begrüsste der diesjährige HR Experience Campus rund 350 Besuchende. Den Auftakt machte Moritz Marti, CEO von HR Campus, mit einer persönlichen Anekdote. Seine Reise bei HR Campus startete vor 16 Jahren mit einem Spaziergang mit dem damaligen CEO Marek Dutzkiewicz. Die Tradition «Spaziergang mit dem CEO» wird bis heute gepflegt und vermittelt neuen Mitarbeitenden Wertschätzung und ein Willkommen von Anfang an.
Mehr Flexibilität für mehr Zufriedenheit
Wie steht es um die Zufriedenheit der Schweizer Arbeitnehmenden? HR Campus wollte es genau wissen und hat in seiner repräsentativen Studie nachgefragt. Das Resultat: Mitarbeitende sind insgesamt zufrieden, aber wunschlos glücklich ist nur ein Drittel. Dass sich Zufriedenheit lohnt, zeigen folgende Zahlen eindrücklich: Lediglich 8% der zufriedenen Angestellten denken über einen Stellenwechsel nach, während es bei den Unzufriedenen 63% sind. Besonderes Vertrauen geniessen die direkten Vorgesetzten (62%). Unternehmensleitungen (45%) und HR-Abteilungen (42%) schneiden deutlich schwächer ab.

Fotobox am Campus: Teamspirit statt steifer Posen (Bild: zVg)
Hebel wie Transparenz, Wertschätzung und klar aufgezeigte Karriere- und Entwicklungsmöglichkeiten erhöhen Zufriedenheit und Vertrauen spürbar. Auch die Digitalisierung leistet ihren Beitrag: Sie entlastet, schafft Zeit für wertstiftende Tätigkeiten und fördert Transparenz. Ein klarer Wunsch der Mitarbeitenden betrifft die flexible Gestaltung der Arbeitszeit. Der Appell an Unternehmen: Prüft, wo Flexibilität möglich ist – sie steigert Zufriedenheit und macht euch als Arbeitgeber attraktiver.
HR braucht Mut
Dass das HR nicht gerade das beste Image geniesst, hat Referentin Silvana Leasi von der Luzerner Kantonalbank selbst erlebt. Beim Wechsel ins HR wurde ihr kondoliert und ein «Karriere-Abstieg» nachgesagt. Doch sie erkannte die Wichtigkeit des HR: Es ist die Verkaufstruppe, das Key Account Management des Unternehmens und das erste, was Bewerbende wahrnehmen. Um dieser wichtigen Rolle gerecht zu werden, braucht es Mut. Mut, Fragen zu stellen, Ideen einzubringen und Brücken zu bauen. Mut, das HR vom Verwalter zum Gestalter zu entwickeln. Deshalb rät sie den Zuhörenden: Holt die besten Leute ins HR, damit diese wiederum die besten Talente fürs Unternehmen gewinnen können.
Einstellung schlägt Perfektion
Eine völlig andere Perspektive brachte Laura Winterling ein, die Astronautinnen und Astronauten fürs Weltall trainiert. Wie wird man Astronaut? Wie wählt man aus 23'000 Bewerbungen die fünf geeigneten Personen aus? Man könnte meinen, ausschlaggebend seien perfekte Fitness, perfekte Abschlüsse und perfekte Intelligenz. Doch entscheidend ist etwas anderes: die Einstellung. Die ausgewählten Menschen geben nicht auf, scheuen sich nicht Fragen zu stellen, denken kreativ und bleiben flexibel – auch dann, wenn Fehler passieren. In diesem Zusammenhang fiel ein oft zitierter Satz: «Failure is not an option». Er klingt zwar «cool», wird aber ohne Kontext häufig missverstanden. Fehler passieren immer und dürfen passieren, ob auf einer Raumstation oder im Alltag. Entscheidend ist, daraus zu lernen, zu wachsen und sich weiterzuentwickeln. Mit «Failure» ist nicht das Machen von Fehlern gemeint, sondern das Aufgeben. Die Botschaft lautet deshalb: Macht Fehler, sie sind erlaubt. Stillstand hingegen ist keine Option.
Trends, Inspiration und ein Gewinner
Praxis-Cases, neue Tools, innovative Ideen, HR-Trends und technologische Entwicklungen – alles, was das HR-Herz begehrt. Auch sechs Start-ups traten in den Pitches gegeneinander an. Den Sieg holte sich Vamoz mit ihrem Konzept, Workation einfacher, zugänglicher und für Unternehmen risikofrei zu gestalten. Ein starkes Zeichen dafür, dass Flexibilität in der Arbeitszeitgestaltung hoch im Kurs steht.
Mehr MitGEFÜHL in der Arbeitswelt
Den Abschluss machte Magdalena Rogl, Diversity & Inclusion Lead bei Microsoft, mit einem inspirierenden Aufruf für mehr Empathie. Gerade Frauen wird im Berufsleben noch oft nachgesagt, sie seien «zu emotional». Magdalena stellte klar: Emotionen und Mitgefühl sind keine Schwäche, sondern eine Stärke. Laut World Economic Forum gehören emotionale Intelligenz und Empathie zu den wichtigsten Leadership-Skills der Zukunft. Das ist wenig überraschend, denn je mehr künstliche Intelligenz Einzug hält, desto mehr brauchen wir emotionale Intelligenz. Magdalena hebt hervor, dass echte Diversität in erster Linie anstrengend ist. Sie bedeutet, sich mit anderen Meinungen auseinanderzusetzen, Dialog zuzulassen und Unterschiede auszuhalten. Die Basis dafür ist Empathie, denn Empathie baut Brücken statt Mauern – zwischen Menschen, Ideen und Perspektiven. Gleiche Meinungen bringen hingegen keine Innovation. Magdalena plädierte deshalb für ein neues Verständnis von Führung: FührungsKRAFT sollte als Haltung verstanden werden, nicht als Titel. Denn wir alle können und müssen Verantwortung übernehmen. Ihr Wunsch: Lasst uns Mitgefühl leben und mit Gefühl zusammenarbeiten.
Der Improvisationskünstler Christian Johannes Käser brachte es am Event treffend auf den Punkt: «Man kann nicht nicht improvisieren.» Denn egal wie perfekt man plant – es geht immer etwas schief. Improvisation ist kein Notfallplan, sondern Teil jeder Reise.
Willst du beim nächsten HR Experience Campus dabei sein? Dann markiere schon heute den Donnerstag, 3. September 2026, in deinem Kalender. Wir sehen uns!