Wegen Krise: Lohn wird wieder wichtiger
In Zeiten der Unsicherheit und Krisen wollen Mitarbeiter Sicherheit und klare Orientierung. Ein sicherer Arbeitsplatz sowie der Grundlohn spielen deshalb für Schweizer Arbeitnehmer eine entscheidende Rolle bei der Jobwahl.

Ein sicherer Arbeitsplatz ist für Schweizer Arbeitnehmer sehr wichtig. (Bild: Seco)

Das Mitarbeiter-Engagement in der Schweiz und in Deutschland im Vergleich. (Grafik: Towers Watson)
Zu diesem Ergebnis kommt die Global Workforce Study des Beratungsunternehmens Towers Watson. Bei der Suche nach einem neuen Job stehen für potenzielle Mitarbeiter ein hohes Mass an Eigenständigkeit sowie die Arbeitsplatzsicherheit an erster Stelle. Sehr wichtig ist für die Befragten in der Schweiz auch eine herausfordernde Tätigkeit, gefolgt vom Lohn und einem bequem zu erreichenden Arbeitsort.
Damit ein Mitarbeiter im Unternehmen bleibt, steht die Grundvergütung, also der Grundlohn ohne variable Vergütungen wie Boni, an erster Stelle. An zweiter Stelle folgen Karrieremöglichkeiten, gefolgt von Vertrauen in die Führungsriege. Den vierten Platz belegt das Verhältnis zum Vorgesetzten. Die Arbeitsplatzsicherheit wird an fünfter Stelle genannt.
Dass Grundvergütung an erster Stelle kommt, ist überraschend. «In den letzten Jahren schaffte es dieser Punkt nie unter die Top 5», sagt Hans Münch von Towers Watson an der Medienkonferenz vom Dienstag. Er erklärt sich den Paradigmenwechsel mit dem steigenden Bedürfnis nach Sicherheit in unsicheren Zeiten.
Nachwuchstalente wünschen sich Karrierechancen
Die Studie untersuchte auch, was so genannte Top Performer (Leistungsträger) und High Potentials (Nachwuchstalente) reizt, in ein bestimmtes Unternehmen zu wechseln. Dabei zeigt sich, dass bei beiden Gruppen ebenfalls grosse Eigenständigkeit sowie eine herausfordernde Tätigkeit an erster Stelle stehen. Wesentlich wichtiger als für andere Mitarbeiter sind ihnen aber Karrierechancen.
Bei den Kriterien für die Mitarbeiterbindung unterscheiden sich die Resultate. Während für High Potentials die Grundvergütung und das Verhältnis zum Vorgesetzten die wichtigsten Gründe sind, im Unternehmen zu bleiben, steht bei Top Performern das Vertrauen in das Top-Management an erster Stelle, gefolgt von der Grundvergütung und der Arbeitsplatzsicherheit. Das letzte Kriterium rangiert bei High Potentials erst auf Platz 11.
Kopf, Hand und Herz
«Engagierte Mitarbeiter sind unerlässlich für den Unternehmenserfolg», betont Münch. Mitarbeiter seien dann engagiert, wenn Kopf, Herz und Hand mitspielen, also wenn sie die Ziele und Werte des Unternehmens unterstützen (Kopf), sich emotional mit der Firma verbunden fühlen (Herz) und auch bereit sind, sich für den Unternehmenserfolg einzusetzen (Hand). Für ein nachhaltiges Engagement müsse der Arbeitnehmer auch in einem angenehmen Umfeld arbeiten können, das seine Produktivität und Leistung fördert, zudem müsse auch sein Wohlbefinden berücksichtigt werden. Gemäss der Studie sind die Unternehmensführung, der direkte Vorgesetzte sowie eine ausgeglichene Work-Life-Balance die Top Treiber für nachhaltiges Engagement.
In der Schweiz arbeiten 27 Prozent der befragten Mitarbeiter nachhaltig engagiert, also leisten überdurchschnittlich viel. 22 Prozent sind engagiert, aber werden ausgebremst bzw. nicht unterstützt. 19 Prozent der Mitarbeiter erfüllen ihren «Dienst nach Vorschrift» und ganze 32 Prozent haben ungenutztes Potenzial, sie könnten also mehr leisten. Mitarbeiter mit ungenutztem Potenzial sind meist unzufrieden mit dem Unternehmen und dem Management, zeigt die Studie.
«Um nachhaltiges Engagement zu fördern, müssen Unternehmen ihren Mitarbeitenden Orientierung geben und ihnen eine ausgewogene Balance zwischen Arbeit und Privatleben ermöglichen», sagt Münch. «Nachhaltigkeit kommt über Vertrauen, einer offenen Kommunikationskultur und dank Wohlbefinden des Mitarbeiters zustande. Geld nützt da nichts.»
Als Fazit hält Towers Watson fest: Die instabile Wirtschaftssituation verunsichere viele Mitarbeiter. «Unternehmen sollten auf das neue Sicherheitsbedürfnis antworten, um Mitarbeiter gewinnen und binden zu können.» Zudem sollten Unternehmen die Top-Treiber für Mitarbeiterbindung, -gewinnung und -engagement in ihren HR-Programmen berücksichtigen. «Das HR muss darauf achten, was die Mitarbeiter wollen, sagt Münch.
Global Workforce Study
Towers Watson hat für die Global Workforce Study 32’000 Arbeitnehmer in 28 Ländern befragt, davon 750 Mitarbeiter in der Schweiz. Die alle zwei Jahre durchgeführte Studie untersuchte bereits zum fünften Mal, was Unternehmen tun müssen, um Mitarbeiter zu gewinnen sowie zu binden und wie sie das nachhaltige Engagement der Mitarbeiter steigern können.