Barbara Gysi
Die demografische Veränderung unserer Gesellschaft und auch die Unsicherheit, wie sich die Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte zukünftig entwickeln wird, sind zwei der Hauptgründe dafür, die Potenziale älterer Arbeitnehmender besser zu nutzen.
Weiterbildung ist einer der Schlüssel dazu. Ältere Arbeitnehmende verfügen über viel Erfahrung und Fachwissen und die meisten Unternehmen machen mit altersdurchmischten Teams sehr gute Erfahrungen. Vorurteile wie jenes, dass ältere Arbeitnehmende öfter krank und unflexibel seien, lassen sich statistisch nicht erhärten. Dennoch dürfen wir uns nichts vormachen: Ältere Arbeitnehmende werden oft durch jüngere ersetzt, die vermeintlich günstiger und flexibler sind. Wer nach dem 50. Altersjahr die Stelle verliert, hat es wesentlich schwerer, wieder Fuss zu fassen, und ist länger stellenlos. In den letzten Jahren hat sich diese Tendenz verschärft, das zeigen auch die Arbeitslosenstatistiken und die Sozialhilfezahlen. Trotz langjähriger Erfahrung und guter Qualifikationen haben ältere Arbeitnehmende einen erhöhten Weiterbildungsbedarf. In wirtschaftlich schwierigeren Zeiten, wie wir sie durchleben, wird jedoch oft bei der Weiterbildung gespart und die Kosten dafür werden den Mitarbeitenden auferlegt.
Zwar sind viele Unternehmen auf dem Weg, ihren älteren Mitarbeitenden flexible Weiterbildungsmodelle anzubieten und sie auch weiterzubilden, dennoch ist der grösste Teil der Firmen weit davon entfernt, entsprechende Massnahmen zu planen und umzusetzen. Häufig ist auch die Meinung zu vernehmen, dass Weiterbildung alleine Sache der Mitarbeitenden sei. Die Weiterbildungslasten sind ungleich verteilt und zu viele Firmen stehlen sich aus der Verantwortung, ihre Mitarbeitenden marktfit zu halten.
Die Schaffung eines Fonds für Weiterbildung und Neuorientierung älterer Arbeitnehmender ist eine gute und gerechte Sache, denn nur dadurch ist gewährleistet, dass sich alle Firmen gleichermassen an deren Weiterbildungskosten beteiligen und ihre Verantwortung wahrnehmen. Was bei der Berufsbildung junger Menschen bestens funktioniert, könnte zum Vorbild eines Weiterbildungsfonds für ältere Arbeitnehmende werden: Die finanziellen Mittel für diesen Weiterbildungsfonds sollen über eine Solidaritätsabgabe aller Unternehmen bereitgestellt werden. Diese Abgabe kann im selben Mass reduziert werden, wie die Firmen selbst aktiv sind.
Wie bei der Ausbildung junger Menschen müssten Firmen aller Branchen gleichermassen dazu beitragen, die Arbeitsmarktfähigkeit älterer Arbeitnehmender zu erhalten: Die Notwendigkeit und Motivation, ältere Arbeitnehmende anzustellen oder sie in der Firma zu halten, hat sich noch nicht in allen Firmenspitzen festgesetzt. Und es kann doch nicht sein, dass dies alleine denjenigen überlassen wird, die sich bereits engagieren.
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