Adventsserie 2019 – Collaboration matters: Beitrag 3

Welche Kompetenzen brauchen wir in Zukunft?

Der Stifterverband der deutschen Wissenschaft und McKinsey haben 2018 eine Studie veröffentlicht, die sich mit den «Future Skills» beschäftigt. Dabei wird von einer zweifachen Herausforderung ausgegangen. Es braucht spezifische Qualifikationen im Bereich transformativer Technologien (Blockchain, KI, etc.) und Schlüsselqualifikation, die sich in digitale und nicht-digitale Kompetenzen aufteilen. Die Fähigkeit zur Kollaboration gilt dabei als Schlüsselkompetenz.

Die Frage, welche Kompetenzen sofort und in naher Zukunft benötigt werden, beschäftigt viele Unternehmen. Es geht um die Aufgabe, wie die Skillset, die für die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit erforderlich sind, zusammengestellt werden. Welches sind die richtigen Skills? Sollen sie ausgebildet werden? Oder sollen neue Mitarbeitende angestellt werden, die solche Skills bereits mitbringen? Bei der Frage nach den erforderlichen Skills unterscheidet die Studie zwischen Herausforderungen an der Spitze und Herausforderungen in der Breite (Abb. 1):

Konkrete technologische Fähigkeiten sind an der Spitze erforderlich (Tab. 1):

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An der Basis dagegen wird unterschieden zwischen digitalen Grundfähigkeiten (Tab. 2) und klassischen Fähigkeiten (Tab. 3):

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Die klassischen Fähigkeiten drehen sich alle um offenes, interessiertes, reflektiertes und fokussiertes Verhalten und die damit zusammenhängende Einstellung (Tab. 3):

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Welche Rolle spielen kollaborative Kompetenzen?

Die Fähigkeit zur Kollaboration kann dabei als Voraussetzung für die anderen Fähigkeiten angesehen werden:

«Der von den meisten Mitarbeitenden benötigte Future Skill ist die Fähigkeit zur Kollaboration; sie wird zunehmend durch digitale Technologien unterstützt und geprägt. Neun von zehn Mitarbeitende sollten sie beherrschen.»
Stifterverband, McKinsey, 2018.

 

Damit kollaborativ gehandelt werden kann und Kollaboration gelingt, sind eine Reihe von Faktoren erforderlich (vgl. Stoller-Schai, 2003):

  • Verständnisbasis: Erarbeitung einer gemeinsamen Verständnisbasis («grounding»), damit eine Aufgabe gelöst oder eine kreative Zusammenarbeit möglich ist.
  • Sichtweise ändern: Die Bereitschaft aller Beteiligten, ihre eigenen Sichtweisen zu ändern, resp. verändern zu lassen («conceptual change»). Oder anders gesagt: Es braucht eine hohe Frustrationstoleranz, wenn darum geht, eigene Ideen oder Lösungsansätzen zugunsten des gemeinsamen Lösungsansatzes zurückzustellen.
  • Reflexion: Sowohl «grounding» als auch «conceptual change» werden erleichtert oder gar erst ermöglicht, wenn es gelingt, Problemanalyse, Begriffsdifferenzen, Beziehungs- und Machtkonflikte oder sonstige Schwierigkeiten auf einer Metaebene zu thematisieren und zu lösen.
  • Manipulationsobjekt: Wenn sich die gemeinsamen Diskussionen und Handlungen auf ein sichtbares, manipulierbares und vielleicht sogar physisch vorhandenes Objekt beziehen können, kann der kollaborative Prozess wesentlich unterstützt werden. Wichtig dabei ist, dass ein solches Objekt verändert werden kann und es möglich ist, daran verschiedene Varianten auszuprobieren, die dann wieder Gegenstand von Diskussionen und weiteren Entscheidungen sein können.
  • Räume, Materialien und Kommunikationsmöglichkeiten: Face-to-face-Kollaboration soll einer Umgebung stattfinden können, die das Zusammenarbeiten fördert, anregt und inspiriert. Solche kreativen Räume gibt es unterdessen in vielen Unternehmen. Virtuelle Kollaboration benötigt dies aber ebenfalls. Benutzerfreundliche Interfaces, Plattformen mit vielfältigen Kommunikationsfunktionen und die Nutzung auf vielen Geräten (mobile Zugänge) sind wichtig, um produktiv zusammenzuarbeiten, auch wenn man physisch nicht am gleichen Ort ist.

Grundsätzlich kann nicht davon ausgegangen werden, dass kollaboratives Handeln und kollaborative Kompetenzen bereits vorhanden sind. Sie müssen geschult, angewendet und reflektiert werden. Es braucht eine eigentliche Kollaborationskultur, die auf gegenseitigem Vertrauen aufbaut und die richtigen Rahmenbedingungen setzt.

Im nächsten Beitrag geht es um das Thema Vertrauen: «Vertrauen muss verschenkt und gestaltet werden.» Ein Interview mit Prof. Dr. Antoinette Weibel, Universität St. Gallen, Forschungsinstitut für Arbeit und Arbeitswelten.

Weiterführende Literatur:

 

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Daniel Stoller-Schai ist durch seine mehrjährigen Praxis davon überzeugt, dass Kollaboration der Schlüssel zum Erfolg in Netzwerkorganisationen ist. Die Strategien, Methoden und Kompetenzen dazu, entwickelt er als Change Companion der Firma Collaboration Design zusammen mit seinen Kunden. Als Manager für digitale Lern- und Arbeitstechnologien hat er bei Phonak, UBS, CREALOGIX sowie in weiteren Firmen und Startups Kundenprojekte umgesetzt und Erfahrungen mit dem globalen Einsatz internetgestützter Lern- und Arbeitsprojekten gesammelt. Diese Erfahrungen gibt er auch als Programmleiter am Institut für Kommunikation & Führung, Luzern und als Head Advisory Board der LEARNING INNOVATION Conference weiter.

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