Wenn der Wecker um 21:00 Uhr klingelt
Immer mehr Betriebe arbeiten rund um die Uhr, zunehmend auch Dienstleistungsunternehmen. Doch Schichtarbeit ist körperlich sehr anstrengend: Die Nacht wird zum Tag und stellt die innere Uhr der Mitarbeitenden auf den Kopf. Gesundheitsschädigenden Folgen der Schichtarbeit soll der Arbeitgeber deshalb möglichst vorbeugen.
Die Globalisierung und die veränderten Gewohnheiten des modernen Menschen wirken sich zunehmend auf den Lebensrhythmus jedes Einzelnen aus. Immer mehr Dienstleistungen müssen rund um die Uhr verfügbar sein. Daher arbeiten nicht nur klassische Branchen wie Bäckereien, Spitäler und Heime Schicht, sondern zunehmend auch Banken, Informatik- und andere Dienstleistungsunternehmen. Laut Bundesamt für Statistik sind es bereits 15 bis 20 Prozent der Erwerbstätigen, die regelmässig Schichtarbeit leisten – Tendenz steigend.
Schichtarbeit bedeutet höhere Gesundheitsrisiken
Diese Entwicklung birgt ein Gesundheitsrisiko, da der menschliche Körper nicht auf Nachtarbeit eingestellt ist: Der Körper unterliegt dem biologischen Tag-Nacht-Rhythmus. Die Organe schalten in der Nacht auf Sparflamme und auch die Körpertemperatur sinkt. Es ist deshalb eine besondere Herausforderung, dann Höchstleistungen zu erbringen. Je länger jemand Nachtschicht leistet, desto schwieriger ist es, in den Tagesrhythmus zurückzufinden. Der Nachtarbeiter leidet häufig an einem Dauer-Jetlag und hat oft Mühe, am Wochenende am normalen sozialen Leben teilzunehmen. Es ist erwiesen, dass Schichtarbeitende häufiger an Magen-Darm-Störungen und Herz-Kreislauf-Beschwerden leiden als regulär Arbeitende. Hinzu kommen Schlafstörungen und Müdigkeit.
Firmen sollten mehr tun, als das Arbeitsgesetz vorschreibt
Um die Arbeitnehmenden vor Gesundheitsrisiken zu schützen, ist Schichtarbeit in der Schweiz gesetzlich strikt geregelt. Das Arbeitsgesetz sieht unter anderem vor, dass Angestellte, die regelmässig Nachtarbeit leisten, Anspruch auf eine kostenlose medizinische Untersuchung haben. Jeder Angestellte hat alle zwei Jahre eine Untersuchung zugut, ab dem vierzigsten Altersjahr jedes Jahr. Zur gesundheitlichen Unterstützung sollten für diese Angestellten jedoch gesundheitsfördernde Massnahmen getroffen werden, die über die arbeitsrechtlichen Vorschriften hinausgehen. Der Arbeitgeber kann so auf die spezifischen Bedürfnisse der Nachtschichtmitarbeitenden eingehen und dazu beitragen, dass diese gesund und leistungsfähig bleiben, zum Beispiel mit Vorträgen zur richtigen Ernährung bei Früh-, Spät- und Nachtschicht.
Auch sollten Probleme im Zusammenhang mit der Schichtarbeit kein Tabu sein. Die Personalverantwortlichen sollten dafür eine Anlaufstelle einrichten.
Ganz zentral ist, dass bei der Erstellung der Schichtpläne die Wünsche der Mitarbeitenden berücksichtigt werden. Es empfiehlt sich, dass der Vorgesetzte die Schichtpläne regelmässig mit seinen Mitarbeitenden bespricht. Ein Wechsel in die Tagesschicht soll jederzeit möglich sein – vor allem für ältere Mitarbeitende, für die es zunehmend schwierig ist, den Schlaf-wach-Rhythmus zu ändern.
Das soziale Leben bewusst organisieren
Schichtarbeitende sind nicht nur gesundheitlichen Risiken ausgesetzt, sie müssen auch in ihrem privaten Leben einiges wegstecken. Ihre sozialen Kontakte müssen sie bewusst organisieren. Wenn andere sich am Abend um 21 Uhr treffen, um auszugehen, klingelt bei ihnen der Wecker und ihr Arbeitstag beginnt. Obwohl Schichtarbeit in der Regel durch zusätzlichen Lohn abgegolten wird, erbringen diese Mitarbeiter eine besondere Leistung, der von Seiten des Arbeitgebers besondere Wertschätzung gebührt.