Zukunft der Führungskultur

Wie Megatrends das Leadership von morgen prägen

Welche Vorstellungen haben «Vordenker» von der Zukunft der Führung? Dieser Frage ist Professorin Daniela Eberhardt, Leiterin IAP Institut für Angewandte Psychologie in Zürich, während eines Sabbaticals im Innovations-Hub San Francisco nachgegangen. HR Today gibt sie einen exklusiven Einblick in die Trendstudie «Think Tank Future of Leadership».

Wie definieren Sie «Führung» aus akademischer Sicht?

Daniela Eberhardt: Führung bedeutet die Zukunft gestalten. Dafür nutzen wir Herangehensweisen, Erfahrungen, Modelle, die uns heute bekannt sind. In Gesellschaft und Wirtschaft finden allerdings grosse Umbrüche und Veränderungen statt, die seit einiger Zeit massiven Einfluss auf die Arbeitsrealität in Organisationen nehmen und damit auch grundlegend die Anforderungen und Herausforderungen für Führungspersonen beeinflussen.

Konkret?

Eine Trendstudie zur Zukunft der Führung von Detlef Gürtler* hat drei Megatrends – Individualisierung, Flexibilisierung und Demografie – identifiziert und Impulse für die Zukunft der Führung gesetzt. Diese und weitere Trends bildeten das Gerüst für ein Studienprojekt namens «Think Tank Future of Leadership», welches ich 2013 während eines Sabbaticals durchgeführt habe.

Worum geht es bei dem Projekt?

Es wurden verschiedene Megaströmungen aufgegriffen und in zwanzig teilstrukturierten Tiefeninterviews mit höchst interessanten Vordenkern und innovativen Praktikern analysiert. Ich sprach mit Management-«Gurus», Hochschullehrern, führenden Beraterinnen und Beratern, Investoren, Unternehmern und Führungspersonen aus dem Silicon Valley und der San Francisco Bay Area – einer der wohl innovativsten Gegenden der Welt.

Welche Erkenntnisse haben Sie gewonnen?

Die Teilnehmer reflektierten über verschiedene Megatrends bei völlig unterschiedlichen eigenen Erfahrungen und Meinungen zum Thema Führung. Die Gespräche wurden offen geführt und knüpften an den Erfahrungen der Gesprächspartner an, wobei es immer auch um die Reflexion der Führungsrolle und der Führungsaufgaben sowie um die Frage ging, was Führungspersonen brauchen, um mit diesen Herausforderungen klarzukommen.

Wie können Führungspersonen die Zukunft der Führung gestalten?

Individualisierung, Flexibilisierung und demografische Herausforderungen sind allgegenwärtig und die vielfältigen Ansprüche unauflösbar. Es wird in der Zukunft wie auch in der Gegenwart darum gehen, die Menschen in ihrer sozialen Umwelt abzuholen und in ihrer Motivation und Zielorientierung zu fördern. Führungspersonen müssen damit klarkommen, dass die Organisationen nicht jeder Einzelperson gerecht werden können, obwohl die Individuen das erwarten. Führung wird vermehrt zur «Navigationsrolle». Es geht darum, die eigenen Stärken einzubringen, immer wieder einen Trade-off einzugehen und die Rolle von «Pilot» und «Co-Pilot» flexibel einzunehmen. Hierfür sind viele Eigenschaften förderlich, so ist die Führungsperson der Zukunft flexibel, resilient, agil, systemisch und authentisch. Als wichtigstes Lernfeld möchte ich aber das Zitat eines Interviewpartners mit auf die Reise geben: «I think the main difference is going to continually update your mental models, your skills, your choices.»   

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Ehemaliger Chefredaktor HR Today.

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