Betriebliches Gesundheitsmanagement – Praxis

Wie wird aus einem TV-Junkie ein Jogger?

Der Praxistransfer nach Weiterbildungen ist keine leichte 
Sache. Sollen erwünschte Verhaltensveränderungen 
zur Gewohnheit gemacht werden, so braucht es Planung, Systematik und ein paar Tricks.

ebenslanges Lernen ist in. Seminare, Kurse, Mas-terstudiengänge und damit die fachliche und persönliche Entwicklung wird in vielen Unternehmen grossgeschrieben. Gefragt sind Arbeitskräfte, die leistungs-fähig und gesund sind. Und dazu sollen Mitarbeitende befähigt werden. Zum Beispiel durch Weiterbildungen. Das Ziel: Mitarbeitende ernähren sich gesund, bewegen sich ausreichend, erholen sich regelmässig und gestalten ihr Arbeits- und Privatleben ausbalanciert.

Hirn reicht nicht, es braucht auch das Herz

Doch was, wenn alte Gewohnheiten eine Verhaltensveränderung erschweren? Wie wird aus einem TV-Junkie ein Jogger? Aus einer Fleischliebhaberin eine Gemüsegeniesserin? Wie aus einem Workaholic ein Mensch mit Augenmass und «gesunden» Werten?  Wie wird aus dem «Sollen» ein «Wollen»?

Laut Jörg Wetzel, Olympiapsychologe der Schweiz, setzen Verhaltensveränderungen voraus, dass zuerst die eigenen hinderlichen Verhaltensmuster erkannt werden. Ausserdem sollte die emotionale Betroffenheit hoch sein. Aus der Seminarpraxis und dem Coaching von Spitzensportlern und Führungskräften zeigt sich zudem, dass langfristige Verhaltensveränderungen eher stattfinden können, wenn die Sinnhaftigkeit des neuen Verhaltens gegeben ist.

Zu zweit gehts besser als allein

Damit bei Weiterbildungen – insbesondere auch im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung – aus interessanten Theorien und Einsichten neue Denk- und Verhaltensweisen werden, die langfristig wirksam sind, hilft ein gezielter Praxistransfer. Doch dieser findet in der Regel kaum statt. Deswegen verpufft ein Grossteil der Schweizer Weiterbildungsinvestitionen von 5,3 Milliarden Franken (2009)*1.

Um ein Minimum an Nachhaltigkeit bemüht, werden bei Kursende manchmal Umsetzungsziele formuliert, danach vielleicht ein Motivations-SMS verschickt oder zur Erfolgskontrolle ein Follow-up angeboten. Das allein jedoch reicht nicht. 

Zu nachhaltigen Verhaltensveränderungen führt ein Praxistransfer vor allem dann, wenn er systematisch, geplant und kontrolliert ist (dies ermöglicht die Online-Plattform go21go, siehe Kasten), und wenn neben dem Bewusstsein über die tatsächlichen «Gewinne» des neuen Verhaltens auch folgende Faktoren gegeben sind:

  • Das Wissen «Wie»: Es braucht die Fähigkeiten und Fertigkeiten für das gewünschte Verhalten. Wer joggen will, aber falsch rennt, läuft Gefahr, sich zu verletzen. Wer bei Konflikten souverän reagieren will, muss das Konzept der Ich- und Du-Botschaften kennen.
  • 
Verbindlichkeit: Ein schriftlicher Vertrag mit sich selbst oder mündlich mit einer Vertrauensperson setzt einen unter einen gesunden Zugzwang. Allenfalls kann noch eine «Strafe» eingebaut werden: Wenn ich wieder mit Rauchen anfange, backe ich dir fünf Wochen lang jeden Freitag einen Kuchen. Die Strafe muss natürlich etwas sein, das man sehr ungern macht.  
  • 
Lob und Anerkennung: Positives Feedback sollte man sich gleich doppelt gönnen. Man lobt sich selbst, auch für kleine Schritte. Und man bittet Leute, die man mag oder die einem wichtig sind, die neue Gewohnheit zu beobachten und einem positives Feedback zu geben.
  • 
Umsetzung mit Gleichgesinnten: Setzen sich Kursteilnehmer Verhaltensziele und gehen diese anschliessend als Gruppe an, ist das eine grosse Motivationsquelle im Alltag.
  • 
Regelmässiges Tun: Soll etwas zur Gewohnheit werden, braucht es vor allem in der ersten Phase ein konstantes Dranbleiben.

Praxistransfer mit go21go

Die Online- und Smartphone-Plattform von go21go fördert den Praxistransfer nach Kursen und Seminaren systematisch, geplant und kontrolliert. Kursteilnehmende setzen sich eigene Verhaltensziele und beurteilen sich bei der Umsetzung während 21 Tagen oder 21 Wochen täglich. Sie sammeln Erfolgspunkte und können von Kollegen Lob erhalten, etwa wenn sie Erfolgsstrategien über die Pinnwand austauschen oder gemeinsame Aktivitäten initiieren (zum Beispiel gesund essen, gemeinsamer Waldlauf, Yoga). Bei Bedarf gibt es ein Coaching. Zudem stellt die Online-Plattform themenspezifische Inhalte für die Umsetzung zur Verfügung. go21go lässt sich einfach in 
Organisationen beziehungsweise bestehende Programme integrieren – sowohl in der betrieblichen Gesundheitsförderung als auch in der Führungs- und Organisationsentwicklung. Infos: www.go21go.com

 

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Markus Renevey, Executive Master of Coaching (MAS/FHNW) und Betriebsökonom FH, ist Geschäftsführer von The Talk Company GmbH und Managing Partner der go21go AG.

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Nic Kleiber, Master of Advanced Studies FHNW in Business Psychology und Bachelor of Arts ZFH, ist Inhaberin der Blueberry GmbH und Mitinitiantin des Netzwerks Labor für Veränderung.

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