17.12.2018

ABB rechnet nicht mit Jobabbau nach Verkauf der Stromnetz-Sparte

Zürich (awp/sta/sda). Der Industriekonzern ABB verkauft den Grossteil der rund 36'000 Mitarbeiter starken Stromnetzsparte an das japanische Unternehmen Hitachi. ABB will sich durch den Verkauf zeitgleich neu ausrichten, rechnet indes nicht mit einem weiteren Stellenabbau in der Schweiz.

Ein Sprecher des Konzern liess gegenüber der Nachrichtenagentur AWP ausrichten, dass man nicht mit einem Stellenabbau rechne. Auch ABB-Chef Ulrich Spiesshofer betonte anlässlich einer Medienkonferenz, dass der Fokus auf der Neueinstellung von Mitarbeitern liege und nicht auf einem Abbau. «Seitens Hitachi gab es bisher keine Anzeichen, die auf Stellenstreichungen hindeuten», ergänzte der Sprecher auf Nachfrage.

«Die Schweiz wird der Schlüssel-Hub für die Sparte bleiben», versicherte der CEO. Auch die Forschung und Entwicklung der Division sowie die Produktionsstandorte sollen erhalten bleiben. Spiesshofer bezifferte die Anzahl Mitarbeitende in der Stromnetzsparte in der Schweiz auf rund 2'800 von den hierzulande insgesamt 6'500 Mitarbeitern.

Anpassungen am Hauptsitz

Zu Anpassungen wird es allenfalls am Konzernhauptsitz in Oerlikon kommen. Dieser soll laut Spiesshofer weiter optimiert werden. Insgesamt will ABB durch den Verkauf der Division rund 500 Millionen Dollar jährlich und konzernweit einsparen. Inwieweit sich das auf die Arbeitsplätze hierzulande auswirken wird, wollte er nicht genauer beziffern. ABB werde aber versuchen, allfällige Änderungen sozialverträglich zu gestalten und über Umschulungen und Weiterbildungen abzufedern.

Die Mitarbeiter seien sowohl für ABB als auch für Hitachi sehr wichtig, betonte der CEO. Und Hitachi sei daran interessiert, die Mitarbeiter und damit das Knowhow von ABB zu halten. In der Schweiz produziert ABB vor allem am Standort Sécheron nahe Genf für die Stromnetzsparte. Vor gut einem Jahr kündigte das Industrieunternehmen dort die Auslagerung des ABB-Traktionstransformatoren-geschäfts nach Polen an. Aus Kostengründen sollten damals 100 Stellen in der Schweiz gestrichen werden. Auf Druck der Politik einigte man sich schliesslich auf 85 Stellen.

«Aktionärsdruck nachgegeben»

Bei den Gewerkschaften stösst der Verkauf auf wenig Anklang. Ein Sprecher der Unia bezeichnete den Entscheid als getrieben durch Aktionäre und Profit. Auch der Dachverband «Angestellte Schweiz» sieht den Verkauf skeptisch: «Es scheint, als hätte man dem Aktionärsdruck nachgegeben», sagte Sprecher Hansjörg Schmid auf Anfrage.

Bezüglich eines möglichen Stellenabbaus halten sich die Gewerkschaften aber noch zurück und wollen eine erwartete Stellungnahme von ABB selbst abwarten: «Bis dahin sind wir verhalten optimistisch», so Schmid.