Altersvorsorge: Die Frauen zahlen einen hohen Preis

Tiefe Renditen und die alternde Bevölkerung verteuern die Altersvorsorge. Die Reform verteilt diese Zusatzkosten auf Beitragspflichtige, Konsumenten und Steuerzahler. Besonders betroffen sind die Frauen.

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Bern (sda). Sie müssen ein Jahr länger arbeiten. Die AHV spart dadurch schon nächstes Jahr rund 330 Millionen Franken. 2030 sind es 1,2 Milliarden. Gleichzeitig nimmt die AHV 112 Millionen Franken an zusätzlichen Beiträgen ein. Einen Ausgleich dafür gibt es nur insofern, als ein grösserer Teil des Lohns in der obligatorischen beruflichen Vorsorge versichert wird. Davon profitieren insbesondere Frauen.

Die Ausfälle durch die übrigen Reformmassnahmen werden unmittelbar kompensiert, und zwar durch den AHV-Zuschlag von 70 Franken und durch höhere Pensionskassenrenten. Obwohl dafür höhere Beiträge zu entrichten sind, stehen die meisten Versicherten dank der Reform bei der Pensionierung besser da.

Zum Beispiel eine allein lebende 34-Jährige mit einem Monatseinkommen von 3500 Franken: Der ab 2021 geltende Mehrwertsteuer-Normalsatz von 8,3 Prozent belastet ihr Budget gemäss einer Modellrechnung des Bundesamts für Sozialversicherungen mit zusätzlich 6 Franken. Die höheren Lohnabzüge für die AHV kosten 5 Franken pro Monat, die zusätzlichen Beiträge für die berufliche Vorsorge (BVG) 43 Franken.

Dafür darf die Frau mit einem AHV-Zuschlag von 70 Franken und mit einer um 157 Franken höheren Pensionskassen-Rente rechnen. Dank des Zuschlags ist die Bilanz auch in höheren Einkommenskategorien positiv. Ehepaare kommen noch deutlich besser weg, weil die Ehepaar-Renten um bis zu 226 Franken pro Monat steigen.

Am besten ergeht es jenen Versicherten, die 2019 mindestens 45 Jahre alt sind. Der Gesetzgeber schützt eine Übergangsgeneration von 20 Jahrgängen vor Renteneinbussen in der obligatorischen beruflichen Vorsorge. Grund dafür ist, dass ihnen nicht genug Zeit bleibt, zusätzliches Alterskapital zu sparen, um die Ausfälle auszugleichen. Den AHV-Zuschlag erhalten die Betroffenen aber trotzdem.

Die Verlierer der Reform sind gut verdienende 44-Jährige. Ein Alleinstehender mit 7000 Franken Monatseinkommen zahlt zusätzlich 9 Franken Mehrwertsteuer, 11 Franken höhere AHV-Beiträge und 48 Franken mehr BVG-Beiträge.

Trotzdem sinkt die Pensionskassen-Rente um 110 Franken, was der AHV-Zuschlag von 70 Franken nicht ganz ausgleicht. Hier immerhin kommen Frauen etwas besser weg als Männer, weil sie ein Jahr länger als bisher BVG-Beiträge bezahlen und ihr Altersguthaben dadurch grösser wird.

Die Angaben zu den Jahrgängen, die den 44-Jährigen unmittelbar vorangehen, sind lückenhaft. Projektionen lassen jedoch darauf schliessen, dass je nach Einkommen auch diese zu den Verlierern der Reform gehören. Der überwiegende Teil der heute aktiven Generation zahlt zwar mehr, bekommt dafür aber auch etwas zurück.