Zürich (pd). Haupttreiber dieser Entwicklung ist die Sharing Economy, die immer mehr Menschen dazu veranlasst, Dienstleistungen über Onlineplattformen anzubieten. Dies schreibt das Prüfungs- und Beratungsunternehmen Deloitte in der heutigen Mitteilung. Gleichzeitig werden wissensintensive Berufe und mobiles Arbeiten wichtiger. Die Hälfte aller Beschäftigten hätte das Potenzial für Home-Office. Viele Unternehmen haben diese Entwicklung erkannt und ermöglichen ihren Mitarbeitern die Nutzung unterschiedlicher Arbeitsplätze – nebst Home-Office auch Bürogemeinschaften (Coworking).
Auch freelancing ist auf dem Vormarsch: Gemäss einer im Rahmen der Deloitte-Studie durchgeführten repräsentativen Umfrage unter 1‘000 in der Schweiz wohnhaften Personen im erwerbsfähigen Alter geht bereits heute jeder Vierte Tätigkeiten als Freelancer nach. Ein Drittel davon tut dies hauptberuflich, alle anderen nebenberuflich. Dank der Sharing Economy können heute Dienstleistungen jeglicher Art über Onlineplattformen rund um den Globus und zu jeder Zeit angeboten werden. Besonders verbreitet ist Freelancing in wissensintensiven Metiers wie in der Beratung, der Informatik, der visuellen Kommunikation oder der Übersetzung.
Der Arbeitsplatz der Zukunft ist flexibel
Die Arbeitskräfte werden nicht nur selbständiger, sie werden auch mobiler. Der steigende Beschäftigungsgrad in dienstleistungsbezogenen und wissensintensiven Berufen sowie die fortschreitende Digitalisierung führen dazu, dass die Anzahl der Arbeitskräfte steigt, die orts- und zeitunabhängig arbeiten können. «Der tägliche Gang ins Büro und der fixe Arbeitsplatz verlieren zunehmend an Bedeutung. Gemäss unserer Umfrage arbeiten bereits 28% der Schweizer mindestens einen halben Tag pro Woche von zu Hause aus. Dieser Anteil dürfte in den nächsten Jahren weiter zunehmen – insgesamt könnte etwa die Hälfte der 4,9 Millionen Beschäftigten in der Schweiz mobil oder von zu Hause aus arbeiten. Hinzu kommt, dass dies von den Arbeitnehmern selbst ebenfalls gewünscht wird», sagt Michael Grampp, Chefökonom bei Deloitte in der Schweiz.
Coworking als Alternative zum Home-Office
Neben dem Home-Office ist dank der Sharing Economy in den letzten Jahren eine weitere Alternative zum konventionellen Büro entstanden: Sogenannte Coworking Spaces, also Bürogemeinschaften, die Büroplätze und Sitzungsräume flexibel auf Stundenbasis anbieten. Über Onlineplattformen können Anbieter und Nachfrager von Büroräumlichkeiten und Arbeitsplätzen rasch zusammen geführt werden. Der Boom kommt nicht überraschend, sind doch gerade Freelancer die treibende Nachfragekraft von flexiblen Büroräumen. In der Schweiz ist die flexible Vermietung von Arbeitsplätzen auf dem Vormarsch, auch wenn noch auf einem niedrigen Niveau. 2014 gab es 30 Coworking Spaces, heute sind es 50. Sie bieten gemeinsam etwas mehr als 1‘000 Arbeitsplätze an. Eine von Deloitte in Zusammenarbeit mit dem Verband Coworking Switzerland durchgeführte Umfrage zeigt jedoch eine steigende Nachfrage: 64% der Anbieter berichten über eine Zunahme der Nachfrage, lediglich bei 6% habe sie abgenommen. 74% der Befragten gehen zudem davon aus, dass die Nachfrage weiter steigen wird. Fast die Hälfte der heute bestehenden Anbieter plant deshalb, das Angebot in den nächsten zwei Jahren zu erweitern.
Wo stehen Schweizer Unternehmen?
Der Trend hin zu flexiblen Arbeitsplatzmodellen wird von zahlreichen Unternehmen aktiv gefördert. Die Umsetzung ist jedoch je nach Unternehmen unterschiedlich. Die meisten setzen auf Home-Office, einzelne lassen ihre Mitarbeiter in Coworking Spaces arbeiten oder vermieten bereits selbst flexible Arbeitsplätze an Externe. In Zukunft dürfte sich dieser Trend verstärken – neben den gängigen Coworking Spaces werden auch vermehrt Grossunternehmen flexible Arbeitsplätze für Jungunternehmer, Freelancer oder Mitarbeiter anderer Firmen anbieten.
Karl Frank Meinzer, Leiter Real Estate Services bei Deloitte in der Schweiz, erklärt: «Auch für Unternehmen bieten flexible Arbeitsplatzmodelle grosse Vorteile: Einerseits werden die Arbeitsplätze und Büroflächen effizienter genutzt, was in der Regel signifikant Kosten reduziert. Im aktuellen Schweizer Büroimmobilienmarkt sieht man das besonders in Ballungszentren, die durch – im internationalen Vergleich – sehr hohe Standortkosten gekennzeichnet sind. Andererseits können die Attraktivität als Arbeitgeber sowie die Zufriedenheit der Mitarbeiter gesteigert werden. Dadurch können sie auch einen positiven Einfluss auf die Produktivität der Mitarbeiter haben.» Er fügt hinzu: «Bietet ein Unternehmen selbst flexible Arbeitsplätze für Externe an, entsteht zudem die Möglichkeit, das externe Netzwerk besser zu erschliessen und so vom Knowhow anderer zu profitieren. Solche Modelle sind nicht nur im Rahmen der neuen Arbeitsformen der vernetzten Wirtschaft erwünscht, sondern stärken auch das Image als innovatives Unternehmen. Darüber hinaus können Einnahmen durch bislang ungenutzte Flächen generiert werden – ein wichtiger Aspekt vor dem Hintergrund, dass die Nachfrage nach flexiblen Arbeitsplatzmodellen in den nächsten Jahren durch die Zunahme von Freelancing deutlich steigen dürfte.»