Zürich (von Rundstedt / HR Today). Zum Rekrutierungsverhalten der Arbeitgeber sind branchenübergreifend folgende Ergebnisse bemerkenswert:
- Offene Stellen werden primär durch externe Kandidaten neu besetzt: Bei 62 Prozent der Arbeitgeber werden weniger als 25 Prozent der offenen Stellen durch interne Kandidaten besetzt.
- 54 Prozent der Arbeitgeber messen Blindbewerbungen eine grosse Wichtigkeit bei.
- Nur gerade noch 30 Prozent der Unternehmen erachten Headhunter und externe Stellenvermittler als eher wichtig oder wichtig für ihre Rekrutierung.
- Zwar sind Arbeitszeugnisse nach wie vor ein formales Muss, so sind sie für 73 Prozent der Arbeitgeber nach wie vor massgeblich und erforderlich. Der inhaltlichen Aussagekraft von Arbeitszeugnissen wird aber merklich weniger Vertrauen geschenkt. So vertrauen nur noch 55 Prozent der Arbeitgeber deren inhaltlichen Aussagen.
- 60 Prozent der Arbeitgeber holen auch ohne explizites Einverständnis von Bewerbern im Rahmen ihres persönlichen Netzwerks Referenzen ein.
- In der öffentlichen Wahrnehmung räumt eine Mehrheit eine Benachteiligung älterer Arbeitskräfte (ü50) ein, und zwar 60 Prozent bei Kündigungen, 42 Prozent bei internen Beförderungen und 81 Prozent bei Neueinstellungen. Aus der eigenen betrieblichen Erfahrung im eigenen Unternehmen können die gleichen Teilnehmer diese Benachteiligung aber nicht feststellen und bestätigen.
- Es wird häufig kritisiert, dass ältere Arbeitskräfte (ü50) aufgrund von Stereotypen in den gleichen «Alterstopf» geworfen werden und aufgrund von Plattitüden vorverurteilt würden. Auf die konkreten Altersnachteile angesprochen hat sich aber herausgestellt, dass die Umfrageteilnehmer aus HR und Führungslinie diese in Wirklichkeit aber kaum so sehen.
- Sind Arbeitgeber bereit, ältere Arbeitskräfte (ü50) aus moralischen Überlegungen im Sinne der sozialen Verantwortung zu bevorzugen. Wenn das ü50-Profil leichte Nachteile aufweist, hat dies bei Schweizer Arbeitgebern prinzipiell kaum eine Chance (nur 20 Prozent).
- Im Gegensatz zu den eher tiefen Werten bei der Bevorzugung älterer Arbeitskräfte bekennen sich eine grosse Mehrheit der Schweizer Arbeitgeber zur Bevorzugung von Schweizer gegenüber ausländischen Arbeitskräften. Die Voraussetzung ist auch hier, dass die Profile als gleichwertig angesehen werden.
- Für viele Exponenten von öffentlichen Diskussionen stellen die markant höheren Pensionskassensätze von älteren Mitarbeitern ein Hauptgrund der vermeintlichen Benachteiligung auf dem Stellen- und Arbeitsmarkt dar. Die Ergebnisse der Umfrage zeichnen ein anderes Bild. Für nur 20 Prozent der befragten Arbeitgeber sind die Zusatzkosten der höheren PK-Sätze in der Rekrutierung relevant.
- Swissmem hat vor einiger Zeit eine Berufslehre für ältere Arbeitskräfte als Grundidee in die Diskussion eingebracht. 57 Prozent der Teilnehmer finden die Idee und das Prinzip der Berufslehre für ältere Arbeitskräfte, welche strukturell vom beruflichen Profil her nicht mehr marktfähig sind und eine fundamentale Neuorientierung und Umschulung brauchen, als sinnvoll. 57 Prozent der Teilnehmer würde die Einführung einer Berufslehre im eigenen Unternehmen auch befürworten und persönlich unterstützen.
- Aktuell unterstützen nur 58 Prozent der Arbeitgeber auch ältere Mitarbeiter gezielt bei der Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung ihrer Beschäftigungs- und Marktfähigkeit. Dieser Wert ist im Hinblick auf die noch bevorstehenden grossen strukturellen Herausforderungen der digitalen Transformation tief und sollte von Arbeitgebern als Appell zu mehr Verantwortung und verstärkter Unterstützung verstanden werden.
- Wie hilfreich und nützlich ist die neu lancierte Stellenmeldepflicht einerseits für ältere Arbeitskräfte und andererseits für die Abschwächung des Fachkräftemangels? Nur 20 Prozent der Teilnehmer betrachten die Vorlage als hilfreich und einen Vorteil für die ü50-Population und nur 19 Prozent glaubt, dass sich damit die Situation rund um den Fachkräftemangel verbessern lasse.