Zürich (sda). In den vergangenen Jahren eilte die Schweizer Uhrenbranche insbesondere dank dem starken Wachstum in Asien von Rekord zu Rekord. Gemessen an der vom Schweizer Uhrenverband (FH) erfassten Statistik kletterten die Uhrenexporte im Jahr 2014 um 1,8 Prozent auf einen Rekord von 21 Milliarden Franken. Doch bereits in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres nahm die Wachstumsdynamik ab. Und im ersten Halbjahr 2015 resultierte noch ein Wachstum von 0,4 Prozent.
Gemäss den 51 von Deloitte befragten Firmenchefs aus der Uhrenbranche dürfte sich der Trend in der Branche wohl weiter abschwächen. Lediglich 14 Prozent rechnen für die kommenden zwölf Monate noch mit einem Wachstum. 41 Prozent gehen von einem Rückgang der Exporte aus. Das ist das schlechteste Resultat seit der Einführung der Umfrage 2012.
Starker Franken als Herausforderung
Für 69 Prozent der Führungskräfte stellt der starke Franken ein Risiko dar. In der letzten Umfrage waren es nur 50 Prozent gewesen. Als Reaktion auf die starke Währung erwägt mehr als die Hälfte der befragen Firmenchefs Kosteneinsparungen. Zahlreiche Unternehmen haben unter anderem ihre Preise neu verhandelt oder erhöht.
Die Preise erhöht haben insbesondere die Hersteller im Luxussegment. Dank dieser Strategie habe die Uhrenbranche die mit dem starken Franken verbundenen Schwierigkeiten besser überstanden als andere Exportbranchen, wird der Co-Autor der Studie Jules Boudrand im Communiqué zitiert. Diese Strategie ist jedoch nicht für alle Marken möglich, insbesondere nicht in den preisgünstigeren Marktsegmenten.
Die Abschwächung der Nachfrage aus dem Ausland, vor allem in Hongkong und China, beschäftigt die Uhrenindustrie. Etwas mehr als ein Drittel der befragten Führungskräfte erwartet einen Rückgang der Nachfrage nach Schweizer Uhren im Reich der Mitte. Nur ein Viertel ist optimistisch.
Potenzial in Indien und USA
Im Gegensatz dazu bieten die USA und Indien laut Studie interessante Wachstumsperspektiven. Rund 90 Prozent der Uhrenmanager rechnen mit einem Wachstum in den USA, während 2014 nur 75 Prozent diese Ansicht vertraten. Indien wird wegen des Bevölkerungswachstums und des steigenden Wohlstands als ein Markt mit grossem Potenzial angesehen.
Der Verkauf von Uhren an ausländische Touristen in Europa ist ein zusätzlicher Exportkanal, der weiter wachsen dürfte. Der Umsatz mit Touristen in der Schweiz, der nicht offiziell vom Uhrenverband gemessen wird, macht bis zu 5 Prozent des Weltmarktes aus. Aber er bleibt durch den starken Schweizer Franken beeinflusst.
Bedrohung oder Chance
Die neue Konkurrenz durch Smartwatches ist laut Studie eine weitere Herausforderung, mit der sich die Branche konfrontiert sieht. Einer von vier Befragten sieht in den intelligenten Uhren eine Gefahr. Und der Anteil steigt: vor einem Jahr war es noch nur einer von zehn.
Die zusätzlich unter Konsumenten in China, Frankreich, Italien, Japan, Schweiz und den USA durchgeführte Online-Umfrage über die Nutzung hat ergeben, dass in naher Zukunft mehr Menschen eine Smartwatch als eine klassische Armbanduhr kaufen würden. In China zum Beispiel sind dies 60 Prozent. In der Schweiz hingegen möchten nur 17 Prozent der Befragten lieber eine Smartwatch. «Die Bereitschaft und Fähigkeit der hiesigen Uhrenkonzerne, Smartwatches in gewohnter Schweizer Qualität und mit langer Batterielaufzeit anzubieten, könnte eine wirksame Wettbewerbsstrategie sein», sagt Karine Szegedi, Co-Autorin der Studie.