Harter Schlag für Biel - Sputnik Engineering ist am Ende

Das Solarenergie-Unternehmen Sputnik Engineering in Biel geht in Konkurs. 271 Mitarbeitende verlieren die Stelle. Alle Versuche, einen Käufer oder Partner für den Hersteller von Wechselrichtern zu finden, haben sich in den letzten Monaten zerschlagen.

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Biel (sda). Am Freitag soll die Bilanz beim Konkursrichter Biel-Seeland deponiert werden, wie das unter der Marke SolarMax bekannte Unternehmen mitteilte. «Ich bin sehr traurig», wird Firmengründer und Chef Christoph von Bergen in der Mitteilung zitiert: «Nicht wegen mir, sondern weil nun viele treue und langjährige Mitarbeiter ihren Job verlieren.»

In Biel selber sind 175 Stellen betroffen, die sich auf rund 200 Arbeitnehmende verteilen. Die übrigen Mitarbeitenden sind in den zehn Tochtergesellschaften in Europa, den USA, Südamerika und Australien beschäftigt worden. Man habe alles getan, damit wenigstens noch die Novemberlöhne regulär bezahlt werden konnten. Für die betroffenen Mitarbeiter werde ein Job-Center eingerichtet.

«Leider haben sich die Marktverhältnisse in den letzten Monaten und Jahren stetig verschlechtert, weil das Wachstum vor allem in Europa ausblieb und der Kampf über die Preise sich in der Branche ständig verschärft hat», erklärte Von Bergen.

Kein Ausweg aus den roten Zahlen

Im letzten Jahr habe man eine umfassende Restrukturierung durchgeführt, teilte das Unternehmen mit. Dabei verloren bereits rund 50 Mitarbeiter die Stelle. Dies habe aber nicht genügt, um den Verlust zu verkleinern.

Ein weiteres Restrukturierungsprogramm habe gezeigt, dass das Unternehmen nicht aus den roten Zahlen herauskomme, sagte der mit der Kommunikation beauftragte Bernhard Weissberg auf Anfrage. Schliesslich sei ein massives Abbau- und Restrukturierungsprogramm für 2015 durchgerechnet worden. Doch auch dies hätte nicht gereicht, um wieder die Gewinnschwelle zu erreichen.

Um einen Käufer oder Partner zu finden, seien in den letzten Monaten und Wochen rund hundert Unternehmungen kontaktiert worden. Davon hätten rund zehn Interesse bekundet. Doch leider seien alle Bemühungen, die Firma zu retten, vergeblich gewesen.

Auch eine Nachlassstundung sei geprüft worden, sagte von Bergen in einem Interview mit dem Regionaljournal Bern von Radio SRF. Die Abklärungen mit Juristen hätten aber gezeigt, dass es für den Schutz der Gläubiger am besten sei, wenn die Firma direkt Konkurs gehe.

Bedauern und Konsternation bei Gewerkschaft

Die Gewerkschaft Unia äusserte grosses Bedauern und Konsternation über den Konkurs. Dies sei schwarzer Tag für den Industriestandort Biel und die Umgebung. Kurz vor Weihnachten sei dies für die Direktbetroffenen und ihre Familien ein sehr harter Schlag. Es müsse alles unternommen werden, damit sie in dieser schwierigen Situation unterstützt und ihre Rechte gewahrt würden.

Zusammen mit dem Kanton, der Stadt und Vertretungen der Industrie sollten an einem runden Tisch Szenarien diskutiert werden, wie das industrielle und technische Wissen sowie die Fachkräfte für die Region erhalten werden könnten, forderte Unia weiter.

Spin-Off der Ingenieurschule Biel

Die Sputnik Engineering AG ist 1991 als erstes Spin-Off-Unternehmen aus der damaligen Ingenieurschule Biel (ISB) heraus entstanden. Es wurde von zwei ISB-Absolventen gegründet, darunter dem heutige Firmenchef Christoph von Bergen.

Unter der Marke SolarMax entwickelt, produziert und vertreibt Sputnik seit ihrem Bestehen Solar-Wechselrichter. Diese dienen dazu, den gleichgerichteten Solarstrom aus Solarzellen in Wechselstrom umzuwandeln. So kann der Strom für den Betrieb der angeschlossenen Geräte genutzt oder direkt ins Stromnetz abgegeben werden. Zeitweise war das Unternehmen nach eigenen Angaben Weltmarktführer, es bekam aber zusehends Konkurrenz.

Erst im September 2012 hatte Sputnik in Biel ein neues Hauptgebäude bezogen. Die dazu benötigten 34'500 Quadratmeter Land hatte die Firma von der Stadt Biel im Baurecht erhalten.

Das Stimmvolk hatte Anfang 2011 der Landabtretung mit rund 90 Prozent klar zugestimmt. Zuvor war Sputnik an drei Standorten in Biel und Nidau tätig. Auf dem Dach des Hauptsitzes befindet sich auch eine eigene Photovoltaikanlage, deren Stromproduktion pro Jahr dem Verbrauch von rund 50 Einfamilienhäusern entspricht.