Bern (sda). Nominal betrug der Anstieg gegenüber 2012 damit 1,2 Prozent. Die negative Teuerung von 0,3 Prozent hinzugerechnet, betrug der reale Lohnanstieg gar 1,5 Prozent. Dies geht aus den ersten Ergebnissen der Lohnstrukturerhebung 2014 hervor, die das Bundesamt für Statistik (BFS) am Montag vor den Medien in Bern präsentierte.
Das Lohnwachstum bewerteten sowohl Roland A. Müller, Präsident des Schweizerischen Arbeitgeberverbandes (SAV), als auch Daniel Lampart, Chefökonom beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB), als positiv.
Beide verwiesen darauf, dass sich der Anstieg vor dem Hintergrund des schwierigen konjunkturellen Umfelds und der Eurokrise sehen lasse. Müller relativierte allerdings, dass sich die Folgen des Frankenschocks Mitte Januar und die damit verbundenen negativen Auswirkungen erst marginal in der aktuellen Erhebung niederschlugen.
Boni gehen zurück
Die Statistik zeigt zudem, dass im vergangenen Jahr zwar mehr Arbeitnehmende in den Genuss eines Bonus kamen als 2008, gleichzeitig aber die Bedeutung der variablen Vergütungen innerhalb der gesamten Gehaltssumme markant zurückgegangen ist – von 13'075 Franken auf 8347 Franken. Zudem verdienten Topmanager, das heisst die am besten bezahlten 10 Prozent des oberen Kaders, 2014 fast ein Fünftel weniger als noch 2012.
Parallel dazu ist auch der Anteil der Tieflöhne von 10,1 Prozent im Jahr 2008 auf 8,9 Prozent leicht zurückgegangen. 2014 gab es demnach in der Schweiz – auf eine Vollzeitstelle hochgerechnet – rund 256'000 Stellen, bei denen der monatliche Bruttolohn weniger als 4126 Franken betrug.
Insgesamt schloss sich von 2008 bis 2012 die Lohnschere, das heisst der Gesamtabstand zwischen den höchsten und niedrigsten Löhnen verringerte sich von Faktor 2,8 auf den Faktor 2,6. Während die Saläre der 10 am besten bezahlten Prozent der Personen in diesem Zeitraum um 3,6 Prozent anstieg, war die Zunahme bei den 10 am tiefsten entlöhnten Prozent mit 9,1 Prozent deutlich stärker.
Arbeitgeberpräsident Müller strich vor allem die rückläufigen Saläre und Boni der Topmanager hervor. Gewerkschafter Lampart verwies dagegen auf den starken Anstieg im Tieflohnsegment. Hier habe die Kampagne des SGB für einen Mindestlohn von 4000 Franken deutliche Spuren hinterlassen.
Lohnungleichheit bei Kader höher
Ebenfalls auf die gewerkschaftlichen Anstrengungen führte Lampart die Abnahme der Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern zurück. Müller dagegen nannte die besseren Qualifikationen der weiblichen Fachkräfte als Grund. Eine weitere Angleichung werde aber durch die unterschiedlichen Präferenzen bei der Studien - und Berufswahl sowie steuerlichen Fehlanreize behindert, sagte Müller.
Im Vergleich zu 2012 hat die Lohnungleichheit gemäss der BFS-Statistik von 18,9 Prozent auf 15,1 Prozent abgenommen. Zwar sind die Unterschiede teilweise auf strukturelle Merkmale wie das Alter oder der Anzahl Dienstjahre zurückzuführen. Lampart wies aber daraufhin, dass bereits beim Einstieg ins Berufsleben, zum Zeitpunkt also, bei dem strukturelle Unterschiede noch nicht existieren, der Lohnunterschied zwischen den Geschlechtern 7 Prozent beträgt.
Klar ist laut der BFS-Statistik, dass die Lohnungleichheit mit zunehmender Anforderung der Stelle grösser wird. So verdienen beispielsweise Frauen mit hohem Verantwortungsniveau durchschnittlich 8221 Franken brutto pro Monat, während Männer mit demselben Verantwortungsniveau im Schnitt 10'553 Franken verdienen. Die Differenz beträgt hier satte 22,1 Prozent.
Klar ist zudem, dass die meisten Frauen im Niedriglohnbereich arbeiten. Bei Stellen mit einem monatlichen Bruttolohn von unter 4500 Franken betrug der Frauenanteil 2014 60 Prozent. Dagegen waren 86 Prozent der Arbeitsstellen mit einem Lohnniveau von über 16'000 Franken von Männern besetzt.
Der Lohnstrukturerhebung 2014 liegt eine repräsentative Stichprobe bei 32'000 Unternehmen im privaten und öffentlichen Sektor zugrunde und deckt die Löhne von 1,6 Millionen Arbeitnehmenden ab. Nicht erfasst sind die Löhne in der Land- und Hauswirtschaft.