Schweizer Grossfirmenchefs mit mehr Lohn als europäische Kollegen

Die Chefs der grössten Schweizer Konzerne verdienen mehr als ihre europäischen Kollegen. Im Durchschnitt bekamen die Chefs der 8 Schweizer Grosskonzerne, die im Börsenindex Dow Jones Stoxx Europe 50 enthalten sind, im vergangenen Jahr 9,9 Mio. Franken.

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Zürich (sda). Das sind 3,3 Prozent mehr als im Vorjahr, wie aus einer Studie des Beratungsunternehmens Willis Towers Watson hervorgeht, die am Dienstag veröffentlicht wurde. Demgegenüber ging die durchschnittliche Direktvergütung (ohne Altersversorgung und Nebenleistungen) der anderen europäischen Konzernchefs im Dow Jones Stoxx Europe 50 um 4 Prozent auf 7,3 Mio. Fr. nach unten.

Die 8 Schweizer Unternehmen im Dow Jones Stoxx Europe 50 seien im Schnitt deutlich grösser als die anderen im gleichen Index enthaltenen europäischen Firmen, sagte Willis-Towers-Watson-Managerin Stephanie Schmelter vor den Medien in Zürich: «Das macht sich bei den Vergütungen bemerkbar.»

Damit verdienten die Schweizer zwar mehr als ihre europäischen Kollegen, aber deutlich weniger als die US-Bosse. Die durchschnittliche Vergütung der Chefs der im Börsenindex Dow Jones Industrial enthaltenen Unternehmen belief sich im vergangenen Jahr auf 16,4 Mio. Franken, soweit man dies aus den bereits veröffentlichten Geschäftsberichten ablesen kann.

In den USA herrsche eine ganz andere Vergütungskultur als in Europa, sagte Willis-Towers-Watson-Kadermann Olaf Lang. Die Vergütungen dort seien mehr als doppelt so hoch wie auf dem «Alten Kontinent». Von den Schweizer Topkadern könnte in den USA höchstens noch UBS-Chef Sergio Ermotti mithalten, der mit 14 Mio. Fr. Direktvergütung der bestbezahlte Schweizer Chef ist.

Am wenigsten für Swisscom-Chef

Im Durchschnitt belief sich die Direktvergütung eines Chefs eines Unternehmens, das im Schweizer Börsenindex SLI (Swiss Leader Index) enthalten ist, auf 5,83 Mio. Franken. Das ist ein Prozent mehr als im Vorjahr. Nach Ermotti waren Roche-Chef Severin Schwan (11,4 Mio. Fr.) und Novartis-Chef Joseph Jimenez (11,3 Mio. Fr.) die Topverdiener. Am wenigsten verdiente Swisscom-Chef Urs Schaeppi mit 1,6 Mio. Franken.

Während der Durchschnittsverdienst der SLI-Konzernlenker im letzten Jahr nach oben gegangen ist, ging der Betriebsgewinn (EBIT) der SLI-Unternehmen um 3 Prozent auf 3,08 Mrd. Fr. nach unten. Dennoch würden sich bei den meisten Firmen die Vergütungen analog zum Betriebsgewinn entwickeln. «Höheres Ergebnis gleich höhere Vergütung – tieferes Ergebnis gleich tiefere Vergütung. So soll es sein», sagte Lang.

Bei einem Drittel der SLI-Unternehmen hätten sich sowohl EBIT als auch Direktvergütung nach oben entwickelt, während bei 24 Prozent Betriebsergebnis und Vergütung gesunken seien. Es zeige sich auch, dass für einen Grossteil der SLI-Unternehmen die Rangfolgen von Ergebnis und Vergütung weitestgehend übereinstimmten oder nur geringfügig voneinander abwichen.

Es gebe allerdings auch Ausreisser: So nimmt der Reisedetailhändler Dufry beim EBIT lediglich den letzten Rang ein, während die Direktvergütung den stolzen 6. Platz der SLI-Unternehmen belegte. Umgekehrt ist es bei der Swisscom: Der grösste Telekomkonzern der Schweiz liegt beim EBIT auf Platz 7, bei der Direktvergütung aber auf dem letzten Platz.

Abzockerinitiative ohne Einfluss auf Salärhöhe

Die nach der Abzockerinitiative erlassene Verordnung gegen übermässige Vergütungen (VegüV) habe zwar die Mitbestimmung der Aktionäre bei den Salären der Teppichetage deutlich gestärkt, aber bisher keinen Einfluss auf die Höhe der Saläre gehabt, sagte Lang der Nachrichtenagentur sda. Die Zustimmungsraten an den Generalversammlungen zu den Vergütungen beliefen sich zwischen 84,6 Prozent Ja bei Syngenta und 99,8 Prozent Ja bei Sika.

Bei der Höhe der Saläre gebe es aber keinen Handlungsbedarf. Denn die Leistungen der Unternehmen und die Entwicklung der Vergütungen seien derzeit sehr gut im Einklang, sagte Lang. Die VegüV ist seit Anfang 2014 in Kraft.