Bern (sda). Bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) waren Ende Juli 139'310 Arbeitslose gemeldet, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Dienstag mitteilte.
Die im Jahresverlauf tiefste Arbeitslosigkeit im Sommer ist im Wesentlichen der Beschäftigung auf dem Bau und im Gastgewerbe und damit saisonalen Effekten zu verdanken.
Im weiteren Verlauf bis Dezember wird die Arbeitslosigkeit nun wieder zunehmen, dies beschleunigt gegen Ende des Jahres. Saisonale Effekte wie schlechtes Wetter oder weniger Touristen bedingen weniger Beschäftigung und damit mehr Arbeitslose.
An einer Telefonkonferenz sagte Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit beim Seco, er rechne bis Ende des Jahres mit rund 160'000 Arbeitslosen, also etwa 20'000 mehr als im Juli. «Das entspricht dem normalen saisonalen Verlauf», sagte Zürcher. Für das Gesamtjahr rechnet er mit einer Arbeitslosenquote von 3,4 Prozent.
Neben diesem jährlich wiederkehrenden saisonalen Verlauf ist jedoch weniger eindeutig, welchen Einfluss auf die Arbeitslosigkeit die Konjunktur hat. Die Frage, inwieweit die Schweizer Wirtschaft den Frankenschock wirklich verdaut hat, steht dabei im Zentrum.
Noch keine konjunkturelle Wende
Die Konjunktur hat sich seit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses im Januar 2015 abgeschwächt, mit einschneidenden Folgen für den Arbeitsmarkt. Ein vertiefter Blick in Statistik zeigt, dass sich dieser Effekt aber seit mehreren Monaten abschwächt. Das heisst: Aufgrund des Frankenschocks, also konjunktureller Einflüsse, nimmt die Arbeitslosigkeit zwar noch zu, aber die Zunahme wird immer kleiner. Das wertet das Seco als positives Zeichen.
In den letzten Monaten geht man beim Seco davon aus, dass im Schnitt zwei Drittel bis drei Viertel der Arbeitslosenzahlen saisonalen Effekten geschuldet sind, während ein Viertel bis ein Drittel auf konjunkturelle Effekte zurückzuführen sind, führte Mediensprecher Fabian Maienfisch gegenüber der Nachrichtenagentur sda aus.
Sobald keine Arbeitslosigkeit mehr aufgrund konjunktureller Effekte entsteht, lässt sich sagen, dass der Frankenschock verdaut ist, also die konjunkturelle Wende vollzogen ist.
Diese konjunkturelle Wende hatte man sich eigentlich für Juli erhofft. Trotz gleichbleibender Quote waren im Juli im Vergleich zum Juni aber 183 Personen mehr bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) als arbeitslos gemeldet.
«Diese Zahl ist ausschliesslich konjunkturellen Effekten zuzuschreiben», sagte Zürcher an der Telefonkonferenz. Deshalb gab er sich vorsichtig: Von einem konjunkturellen Wendepunkt wollte er im Juli noch nicht sprechen. «Vielleicht im August», sagte Zürcher.
Für diese Vorsicht sprechen Frühindikatoren, die auf eine «tendenziell leichte Verschlechterung» hindeuten, so Zürcher. So ist die saisonbereinigte Beschäftigung in der Schweiz 2016 leicht rückläufig. Die Wirtschaft insgesamt schafft also nicht mehr so viele Stellen wie im Vorjahr.
Vor allem die exportorientierten Branchen und der Tourismus schwächeln, während die Binnenkonjunktur sehr gut läuft. Der Grund dafür ist nach wie vor der starke Franken.
Einerseits nimmt also die konjunkturelle Arbeitslosigkeit weniger schnell zu. Andererseits deuten Frühindikatoren auf eine eher negative Tendenz der Konjunktur. «Daraus Rückschlüsse auf die Arbeitslosigkeit zu ziehen, ist schwierig», räumte Maienfisch ein.