Buchtipp

Bitte lächeln!

Wer Humor hat, hats leichter im Leben. Mit einem Lächeln lässt sich viel verändern – unter anderem die eigene Stimmung. Charlotte Friedli, Co-Autorin des Buches «Humor in Coaching, Beratung und Training», sagt, was Humor bringt und wie man humorvoller werden kann.

Frau Friedli, haben Sie Humor?

Charlotte Friedli (lacht): Alle Menschen haben Humor, bei den einen ist er versteckter, bei anderen sichtbarer. Als Kind ist der Zugang zum Lachen ganz einfach und leichtfüssig. Teenager lernen dann, dass Ernsthaftigkeit wichtig ist, und im Büro setzen wir schliesslich ein seriöses Gesicht auf, statt zu lächeln. Bei einigen verkümmert deshalb ihr Humor. Das können alle, die davon betroffen sind aber wieder ändern: Humor lässt sich lernen.

Wie?

Indem man unser Buch liest! (lacht) Wir können uns Sachen angewöhnen, zum Beispiel mehr Heiterkeit fühlen. Wichtig ist das Wollen: wollen Sie mehr Humor in den Alltag integrieren? Humor lässt sich üben (vgl. auch die «Humor-Richtlinien» unter Downloads am Ende des Artikels).

Können Sie ein paar Beispiele nennen?

Nehmen Sie das Wort Humor. Sobald Sie nur den Begriff denken, hat das eine Wirkung auf Ihr Gehirn. Wenn wir dabei noch mit den Augen und mit dem Mund lächeln, wird dem Gehirn Heiterkeit signalisiert und Glückshormone werden ausgeschüttet. Meinen Coachees gebe ich die folgende Übung mit: Wenn Sie am Morgen aufstehen, denken Sie das Wort Humor, schauen Sie sich im Spiegel an und lächeln Sie sich dabei zu. Oder ich mache mit ihnen das Bleistiftexperiment.

Wie funktioniert das?

Sie klemmen einen Bleistift quer zwischen die Zähne. Dadurch gehen die Mundwinkel nach oben und die Augen ziehen sich zusammen. Dem Gehirn wird so ein Lächeln signalisiert. Ein Experiment zeigte, dass Studenten, die vor einer Prüfung einen Bleistift in den Mund nahmen, nachher bessere Arbeiten schrieben. Wem am Morgen vor dem Spiegel nicht nach Lächeln zumute ist, kann sich ganz einfach die Zahnbürste zwischen die Zähne nehmen.

Was bewirkt Humor?

Humor bringt Entspannung in angespannten Situationen. Mit Humortechniken können Sie Spannungen lösen, im Team wie privat. Dabei hilft zum Beispiel ein Perspektivenwechsel: Versuchen Sie mal, die Lage humorvoll zu betrachten! Humor hat aber auch gesundheitliche Effekte und wirkt präventiv. Wenn wir herzhaft lachen, werden Glückshormone ausgeschüttet und die Konzentration erhöht sich. Nur schon lächeln reinigt das Hirn und erhöht die Motivation. Humor wird auch in Spitälern angewendet: Demente etwa können sich besser erinnern und haben mehr lichte Momente, wenn sie lachen.

Was bringt Humor in Unternehmen?

Wer lacht, arbeitet effizienter, ist zufriedener und motivierter, Konflikte werden schneller gelöst.

Wie sorgt man für mehr Humor in Organisationen?

Zum Beispiel wird in jeder Sitzung zu Beginn eine Erfolgsstory erzählt. Oder Sie lachen vor jeder Sitzung eine Runde, einfach so, aus dem Stand heraus. Bei Online-Meetings können Sie mit einem Lächeln arbeiten: Wer beim Reden lächelt – auch wenn es nur ein künstliches Lächeln ist – wirkt sympathischer. Eine gute Übung ist, eine halbe Minute still zu sein und zu lächeln. Das bringt Heiterkeit ins Denken und in den Körper. Mit Humor kommen wir weg vom Problematisieren. Wir fragen nach dem, was gelungen ist, nicht nach Misserfolgen.

Zur Person

Prof. Charlotte Friedli ist Dozentin für Kommunikation/Interaktion und Leiterin MAS Psychosoziales Management an der Fachhochschule Nordwestschweiz.


Welche weiteren humorvollen Methoden können Sie empfehlen?

Machen Sie Komplimente! Komplimente sind ein Zeichen von Freundlichkeit und somit von Humor. Denn Humor bedeutet nicht nur Heiterkeit, sondern auch Freundlichkeit und Zugewandtheit. Wichtig ist auch, dass wir uns selber Komplimente machen und uns zulächeln, damit wir freudig in den Tag gehen – auch wenn es uns eigentlich gerade mies geht. Es geht nicht darum, dauernd zu lächeln, auch mal traurig sein ist vollkommen in Ordnung, dann aber das Drama geniessen! (lacht) Jede Situation kann mit Humor gestaltet werden, und dabei werden die Menschen und die Situation ernst genommen.

Wovon raten Sie in Bezug auf Humor ab?

Ironie gehört eigentlich nicht ins Humor-Repertoire, denn ein schaler Unterton bleibt. Deshalb hat Ironie in Arbeits- und anderen professionellen Verhältnissen nichts zu suchen, denn das Körnchen Wahrheit sitzt wie ein Stachel im Fleisch. Zudem verstehen viele Leute Ironie nicht. Auch Zynismus lassen Sie besser weg.

Welche humorvollen Empfehlungen geben Sie HR-Verantwortlichen?

Bei Personalgesprächen auf jeden Fall damit  aufhören, die Probleme ins Zentrum zu stellen  . Statt dessen fragen HR-Fachleute zum Beispiel : Wann haben Sie zuletzt gelacht? Das irritiert, bringt die Person aber eher weiter als der Fokus auf ihre Probleme.

Und was raten Sie Vorgesetzen?

Mehr Menschen anzulächeln! Etwa am Morgen, wenn sie ins Büro kommen, denn Chefs haben Vorbildfunktion. Wenn wir lächeln, löst dies im Gegenüber auch ein Lächeln aus. Allein durch Lächeln wird die Unternehmenskultur verändert.

Buchverlosung

HR Today verlost unter den Leserinnen und Lesern drei Bücher «Humor in Coaching, Beratung und Training» von Cornelia Schinzilarz und Charlotte Friedli. Interessierte melden sich bis am 20. November 2013 hier.

Schinzilarz, Cornelia; Friedli, Charlotte: Humor in Coaching, Beratung und Training. Beltz Verlag 2013.

Buchbestellung: www.kickshop.ch
Weiterbildung in Humorcoaching: www.humorvoll.ch

 

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