Porträt

Der entscheidende Kick

Die Belegschaft des Sensorenherstellers Sensirion hat sich in den letzten vier Jahren mehr als verdreifacht und zählt heute 600 Mitarbeitende. Für die beiden Gründer und ­Co-CEOs des ehemaligen ETH-Spin-offs Grund genug, auch zwei HR-Chefs im Doppelpack in die ­Geschäftsleitung zu integrieren: Heiko Lambach und Peter Kosel heissen die beiden HR-Herren. Ein Doppelporträt über ein Unikum.

Bei seinem Eintritt im Jahr 2011 war HR-Chef Heiko Lambach Mitarbeiter Nummer 190. Heute beschäftigt der in Stäfa ansässige Sensorenhersteller Sensirion weltweit rund 600 Mitarbeitende. Bis zum Eintritt von Recruiting-Spezialist Peter Kosel im April 2013, mit dem er die HR-Themenbandbreite gemeinsam steuert, war Lambach vorwiegend damit beschäftigt, Leute zu rekrutieren. «Ich war permanent in Interviews und entsprechend permanent mit dem Onboarding beschäftigt. Aufgrund des starken Wachstums musste ich innert zwei Jahren 380 Mitarbeitende rekrutieren, was mich zu 80 bis 85 Prozent ausgelastet hat», erinnert sich Heiko Lambach.

Wobei gerade bei einer derart schnell wachsenden Organisation auch eine sorgfältige Personal- und Fachkarriereentwicklung bitter nötig wäre, um die Leute bei Stange zu halten. «HR-Themen wie Mitarbeiterbetreuung, Förderung der Firmenkultur, Qualifikationsmodelle, Pensions­kassenlösungen – aber auch Themen wie HR-Marketing, Employer Branding und Visibilität an den Hochschulen – konnten nur mehr schlecht als recht be­treut werden, weil alle Zeit von der intensiven Recruiting-Phase aufgesogen wurde.» So wuchs die Idee heran, für das Ressort Recruiting und Employer Branding einen zweiten und gleichberechtigten Co-HR-Chef in die Geschäftsleitung zu berufen, um sowohl der Rekrutierung als auch der Personalentwicklung – Heiko Lambachs eigentliches HR-Steckenpferd – Rechnung zu tragen.

Mit Recruiting-Profi Peter Kosel ist man fündig geworden: «Ich war im Management- und IT-Beratungsgeschäft tätig und habe mitbekommen, wie stark Sensirion wächst, und mich deshalb mit Akquisitionsabsichten dort gemeldet. Man kennt die Geschichte: Statt eines Auftrags habe ich ein Job­angebot erhalten und am 1. April 2013 bei Sensirion ange­fangen.»

Peter Kosel

Peter Kosel (45) ist in Mannheim geboren und in bescheidenen Verhältnissen auf­gewachsen. Seine Schulkarriere führt den passionierten Eishockeyspieler über «extra weite Wege» in eine Ausbildung zum ­Bürokaufmann bei Asea Brown Boveri, ­wonach er die Fachhochschulreife erlangt, um 1993 ein Studium mit Schwerpunkt Management, Controlling und Informa­tions­technologie zu starten. Kosel finanziert das Studium mit diversen Nebenjobs. Nach einem kurzen Abstecher als Verlagsleiter in Heidelberg taucht er 1998 in ein rasant wachsendes Start-up namens ­Ascena AG (später Hays AG) ein, wo er ­umfassend mit dem Thema Recruiting in Berührung kommt. Ab 2002 baut er die Schweizer Landesgesellschaft in Zürich, Basel und Genf auf. 2008 verlässt er die Hays (Schweiz) AG als Managing Director, um 2009 in Zürich die Unternehmensberatung Exxeta GmbH aufzubauen. Als er 2012 versucht, Sensirion als Kunden zu ­gewinnen, verwandelt sich das Akquise­gespräch in ein Jobangebot. Seit 1. April 2013 ist der zweifache Vater mit Wohnsitz in Stäfa Vice President Employer Branding & Recruiting der Sensirion AG.

Schweizer Ressourcen reichen nicht aus

Heute rapportieren beide Co-HR-Chefs Co-CEO Moritz Lechner. «Wir agieren auf Augenhöhe und haben je eine Stimme in der Geschäftsleitung», erklärt Heiko Lambach den Modus der Zusammenarbeit. Hand aufs Herz: War der Wechsel zur Co-HR-Leitung mit keinerlei Statusverlustängsten verbunden? Lambach: «Nein, ich wollte von der extrem fokussierten Rekrutierung weggehen, um mich mehr ‹meinen› Themen widmen zu können. Die Neuorganisation ging auch nicht mit einer Lohneinbusse einher. Ich habe das Ganze jedenfalls nicht als Imageverlust empfunden.» Und Peter Kosel ergänzt: «Heiko Lambach ist ein waschechter HR-ler. Das kann ich von mir nicht behaupten. Dafür bringe ich 10 Jahre Erfahrung im ­Recruiting mit.»

Heiko Lambach nimmt den Ball auf: «Peter Kosel hat das ganze Recruiting breiter und europäischer aufgestellt. Weshalb wir heute auch Fachkräfte aus Deutschland, Österreich, Portugal und Spanien einstellen. Deshalb investieren wir auch in Deutschkurse.» Der Schweizer Markt sei nicht «ausgequetscht», aber beim aktuellen Wachstum «reichen Schweizer Ressourcen alleine nicht aus, um den Bedarf an Fachkräften zu decken». Grundsätzlich positioniere man sich aber am liebsten an der Quelle der technischen Hoch- und Fachhochschulen, wie der ETH, EPFL oder der NTB Buchs.

Heiko Lambach

Heiko Lambach (46) ist in der Nähe von Köln geboren. Den prägendsten Teil sei- ner Kindheit verbringt er jedoch in Davos, wo seine Familie jahrzehntelang eine ­Ferienwohnung hat. Nach dem Abitur entscheidet er sich für eine kaufmännische Ausbildung bei der Douglas Holding, wo er sich im Hauptsitz in Hagen zum Handelskaufmann ausbilden lässt. Dort erliegt er «nicht nur, weil dort viele Frauen waren», sondern auch aus fachlichem Interesse dem Reiz des Personalwesens. 1990 beginnt er ein Betriebswirtschaftsstudium in Bochum mit Nebenfach Psychologie. ­Direkt ab Studium wird er Personalreferent bei der Modefirma Orsay. Nach drei intensiven Jahren, die ihn sehr prägen, ­arbeitet er während fünf Jahren in der ­Rekrutierung und Personalentwicklung von Akademikern bei der FJA Feilmeier und Junker AG in München und baut das Bodyleasing-Geschäft am Standort Zürich auf. 2002 wird er Personalleiter von Georg Fischer Disa. 2011 tritt er bei Sensirion die Stelle des Vice President Human Resources an. Daneben betreibt er eine GmbH zwecks Vermietung von Oldtimer-Post­autos, die er mitunter selber chauffiert.

Genuin zur Exzellenz verpflichtet

Das Durchschnittsalter liegt bei Sensirion bei 36 Jahren. Vier Prozent davon, also rund 24 Mitarbeitende, sind derzeit Praktikanten. «Wir wollen junge Leute, die ihrer Karriere in einem spannenden und menschlich geführten Hightech-Umfeld den entscheidenden Kick geben möchten», erklärt Heiko Lambach. «Deshalb brauchen wir so viele Hochschulabsolventen. Diese fühlen sich wohl hier in diesem postuniversitären Klima.» Beim erfolgreichen Recruiting im heiss umkämpften MINT-Fachkräftemarkt sei nicht zuletzt auch das Tempo entscheidend. «Wir wollen besser sein als die Mitbewerber, auch indem wir schneller reagieren. Das werden Ihnen alle Bewerber bestätigen, die hier angestellt wurden. Hier hat man innerhalb eines Monats zwei Gespräche geführt und ­einen Vertrag unterschrieben. Das ist der Benchmark.»

Peter Kosel nickt, fügt aber einschränkend hinzu: «Solange die Qualität stimmt.» Das Tempo sei das eine, die Qualität der gesuchten Toptalente das andere. «Hervorragende Noten und eine ausgezeichnete fachliche Kompetenz sind für uns elementar. Eine entscheidende Rolle spielen zudem der Cultural Fit und die Sozialkompetenz.» Betreffend Cultural Fit sei es Sensirion wichtig, dass die Mitarbeitenden auch aussergewöhnliche Interessen oder Hobbys verfolgen. «Egal, ob nun jemand in der Freizeit Postauto fährt, Eishockey spielt oder in den Ferien in Thailand in einem Hundeheim arbeitet.» Man strebe die oberen fünf bis zehn Prozent der Toptalente an. «Das wird uns manchmal als Arroganz ausgelegt», erklärt Peter Kosel: «Als ETH-Spin-off und Innovationsunternehmen sind wir aber quasi genuin zur Exzellenz verpflichtet. Deshalb haben viele unserer Mitarbeiter auch einen PhD. Es geht uns aber nicht darum, zum Selbstzweck eine akademische Elite heranzuzüchten.»

Sensirion lege die Messlatte mit gutem Grund sehr hoch: «Der Markt soll ruhig wissen, wie hoch unsere Ansprüche sind. Er soll aber auf der anderen Seite auch verstehen, dass wir in einem extremen Wachstumsgeschäft tätig sind. Wir sind seit letztem Jahr ins Mobile-Geschäft eingetreten und ­beliefern seither Samsung mit Feuchtigkeits- und Temperatursensoren für das Galaxy S4.» Solche Märkte seien extrem dynamisch. «Deshalb brauchen wir Menschen, die ständig ein nächstes Level erklimmen können. Wir sind ein Innovationsunternehmen. Daraus erwächst der hohe Rekrutierungs­anspruch.»

Neben dem operativen Auftrag, alle offenen Stellen fürs Tagesgeschäft zu rekrutieren, gehört auch das Employer Branding zu Peter Kosels Aufgabengebiet. «Nach 17 Monaten ist unser Employer Branding noch nicht auf einem professionellen Level», zieht Kosel selbstkritisch Zwischenbilanz. «Unser Ziel ist es, Sensirion in der DACH-Region als beliebtesten Arbeitgeber in den Bereich Engineering und IT zu positionieren.» Ein ambitioniertes Ziel, welches Sensirion dieses Jahr mit dem 18. Platz im Graduate-Barometer des Berliner Forschungsinstitutes «Trendence» als steiler Aufsteiger in der Tendenz schon mal bestätigen konnte. Hat sich die Beliebtheit von Sensirion unter Ingenieur- und IT-Studierenden gemäss dieses Rankings doch innert eines Jahres verdreifacht. Unter den Top 5 figurieren, wie bei solchen Ratings üblich, Firmen mit so klingenden Namen wie Google, ABB und IBM, die im Kampf um die besten Talente für Sensirion eine starke Konkurrenz darstellen.

Stimmt das Gerücht, dass in den vergangenen Monaten Heerscharen von IBM-Mitarbeitenden zu Sensirion gewechselt haben? «Heerscharen ist übertrieben. Prozentual gesehen ist die Quote aber nicht schlecht», gibt sich Kosel bescheiden.

Wie will Sensirion im Recruiting gegen solch namhafte Konzerne bestehen? Social Media ist in Peter Kosels Strategie «ein Teil in einem vielfältigen Rekrutierungsmix, den man heute bedienen sollte». Man habe deshalb in einem ersten Schritt die Präsenz auf Linkedin ausgebaut.«Wir machen das im Rahmen von Employer-Branding-Massnahmen so, dass wir potenzielle Mitarbeiter nicht für einen konkreten Job anschreiben, sondern vielmehr über Sensirion informieren, damit diese mit uns in Kontakt bleiben. Über diesen Kanal ­haben wir, seit ich hier bin, vier Mitarbeitende ein­gestellt. Xing steht noch auf der To-do-Liste.»

Entscheidend sei jedoch das Feedback der Mitarbeitenden, das sich gerade unter jungen Toptalenten schnell herumspreche. Etwa, dass man bei Sensirion bereits als Praktikant «direkt an der Front bei relevanten Projekten dabei sein kann und der Einzelne nicht in einem grossen Apparat verschwindet», erklärt Heiko Lambach. «Wir haben eine komplett andere Kultur als andere Unternehmen», ergänzt Peter Kosel. «Beispielsweise wird bei uns der einzelne Mitarbeiter nicht hart an Zahlen gemessen  – es geht vielmehr um das Gesamtprodukt eines Teams. Von daher pflegen wir nicht die angelsächsische Kultur mit harten Ratingmodellen, wo die einzelne Performance gemessen wird. Bei uns steht immer der Gedanke im Vordergrund, dass ein gesamtes Team zum Erfolg beiträgt.»

Und Heiko Lambach setzt nach: «Wir haben oft Mühe mit Leuten, die bereits in einem Bereichsdenken verhaftet sind. Diese Leute haben nicht immer diese Wendigkeit und Vifheit, einer so dynamischen Projektorganisation beitreten und zwischen verschiedenen Bereichen hin und her springen zu können. Bei uns läuft alles mit einer höheren Dynamik. Hier erhält man die Möglichkeit, sich in einem strategischen Projekt von Anfang an zu positionieren und Lösungen zu erarbeiten, die unsere Welt smart machen.»

Viele Fachkräfte mit einigen Jahren Berufserfahrung hätten jedoch schon ihren Karrierepfad im Kopf und sich auch schon einen gewissen Status aufgebaut. «Wer status­orientiert ist, hat bei Sensirion einen schweren Stand. Wir sind hier alle per Du.» Das sei schon mal eine gute Voraussetzung dafür, dass es zu ­keinen Statusauswüchsen komme, lacht Peter Kosel, und Heiko Lambach ergänzt: «Es gibt bei Sensirion keine Privilegien – für niemanden. Es gibt keine Direktorenparkplätze für die Geschäftsleitung und es gibt auch keine Pensionskassen-Lösungen, die speziell für das Kader upgegradet werden.» Auch an den jährlichen Firmenwochen­enden in den Bergen, an denen «viel gemeinsam gespielt und gefeiert wird, schlafen wir alle in der Massenunterkunft», ergänzt Peter Kosel. «Wir haben also nicht etwa ein Geschäftsleitungsübernachtungszimmer – nein, wir schlafen alle in 20-Bettzimmern in einer Militärunterkunft.»

Investition in die Unternehmenskultur

In seinem Ressort sei für ihn ein HR-Thema besonders relevant, erklärt Lambach: «Wie schaffen wir es, diese unkomplizierte, innovative Kultur zu erhalten, damit der hohe Gestaltungsspielraum für den Einzelnen bleibt, der so sehr geschätzt wird und dies, obwohl die Organisation ständig wächst? Bei Sensirion investieren wir ganz bewusst in die Unternehmenskultur.»

So habe man mit der «Sensi-Academy» ein Weiterbildungsprojekt mit über 100 Schulungen pro Jahr aufgebaut. Zum Teil inhouse, zum Teil extern. «Wir investieren enorm viel in die Qualifizierung unserer Mitarbeitenden.» Fast ein Monatsgehalt eines Mitarbeiters fliesse in dessen jährliche Weiterbildung. «Eigentlich gibt es ein zusätzliches Gehalt für die individuelle Weiterbildung und Qualifizierung», so Heiko Lambach.

Seit diesem Jahr führt das Sensirion-HR auch Kulturworkshops durch, die künftig jedes Jahr wiederholt werden sollen. «Eine solche Workshopserie mit allen Mitarbeitenden kostet uns eine halbe Million Franken», verrät Lambach. «Aber das muss man wohl aufbringen, wenn es nachhaltig sein soll.» Die extern, jedoch komplett in Eigenregie durchgeführten Workshops fanden während fünf Tagen statt und brachten jeden Tag rund 100 Mitarbeitende mit der gesamten zehnköpfigen Geschäftsleitung zusammen. «Jeder einzelne Mitarbeiter kommt so mit jedem GL-Mitglied in Kontakt, indem alle zehn GL-Mitglieder rotierend Gesprächsrunden moderieren und so für alle als Gesprächspartner zur Verfügung stehen», erklärt Lambach. Dabei gehe es darum, mit den Mitarbeitenden die Firmenwerte zu diskutieren und gemeinsam ein Fazit zu ziehen, wie man gerne zusammenarbeiten möchte.

Und wie lautet das Resultat? «Fair und ehrlich im Umgang miteinander, die Topleistung immer vorangestellt – und dies wachstums- und kundenorientiert. Wir wollen Chancen packen. Wir wollen nicht bürokratisch sein. Wir wollen dem Kunden schnell einen Mehrwert bieten», fasst Heiko Lambach druckreif zusammen. «Die Mitarbeitenden haben bei uns die Aufgabe, selbstverantwortlich voranzugehen und auch mal Entscheidungskompetenzen zu überschreiten, um Kunden möglichst schnell Antwort zu geben. Kurz: Wir ermuntern dazu: Geht voran, nutzt euren Handlungsspielraum voll aus! Fehler sind bei uns im Zweifelsfall ausdrücklich erlaubt. Ihr kriegt da keins auf den Deckel.»

Brühwarme Kommunikation

Je stärker eine Organisation wachse, desto mehr neige sie zu einer Angstkultur, weil der einzelne Entscheidungsträger immer weniger sichtbar werde, so die Einschätzung von Heiko Lambach. Das führe zwangsläufig dazu, dass zum Beispiel in einer Firma mit 2000 Mitarbeitenden der CEO nicht mehr jeden Mitarbeitenden persönlich kennen könne. «Hier und jetzt schaffen wir das noch. Aber mit weiterem Wachstum wird auch bei uns das Problem der Visibilität der Geschäftsleitung zunehmen.»

Stichwort Visibilität: Wie kommuniziert das Sensirion-HR mit der Belegschaft? Heiko Lambach: «Ich moderiere alle zwei Wochen zusammen mit den CEOs die sogenannten «Sensi-Meetings», die bei uns für alle Mitarbeitenden in der Kantine stattfinden. Da informiere ich über Themen aus dem HR und der Geschäftsleitung, stelle die neuen Mitarbeitenden vor und aus dem Bereich Research & Development hält jeweils jemand ein Referat über eine Produktinnovation. Dort geben wir auch brühwarm die Resultate aus den Halbjahresgesprächen bekannt.» Und Peter Kosel ergänzt: «Dabei sprechen wir ganz explizit auch über Schwächen.» Konkret? «Durch das Wachstum und die daraus folgende geografische Trennung des Produktionsgebäudes und des Hauptsitzes, wo das Ressort Research & Development untergebracht ist, gibt es auch einen gewissen Kultur- und Distanzsplit.»

Von Rutschen und Kantinen

Dabei würden sich die Mitarbeitenden aus der Forschungsabteilung etwas mehr Nähe zur Produktion wünschen. «Deshalb ist der Wunsch aufgekommen, das berühmte Freitagsbier, das bisher im Hauptsitz auf der Dachterrasse oder in der Kantine stattfand, in die Produktion zu verlegen», so Lambach. – Apropos Kantine: Google besetzt in Beliebtheitsumfragen von Hochschulabgängern regelmässig den 1. Rang. Was kann Sensirion von Google lernen? Überlegt man sich vielleicht, in Stäfa demnächst die doch eher nüchterne Kantine mit einer Rutschbahn aufzurüsten? Dazu Peter Kosel: «Google macht extrem viel und hat einen wahnsinnigen Reifegrad. Ob ich am Schluss eine Rutsche brauche, um die Leute langfristig glücklich zu machen, wage ich zu bezweifeln. Wir müssen unserem Weg treu bleiben. Es ist alles da. Und es ist echt und ehrlich. Die Zukunft wird zeigen, ob künftig auch Google-Mitarbeiter zu uns kommen. Ich werde von gewissen Mitarbeitern jedenfalls bereits heute – auch über Linkedin – aktiv angeschrieben. Insofern glaube ich, dass wir inzwischen auch bei gewissen Googlianern auf dem Radar sind. So viel darf ich sagen.»

Und Heiko Lambach doppelt nach: «Wir wollen uns nicht ‹vergoogeln›. Aber wir müssen natürlich schauen, wie der Zeitgeist läuft. Und wenn 200 Leute eine Rutsche haben wollen – ja, dann sollen sie eine Rutsche bekommen. Aber das wird vermutlich bei einer Umfrage nicht herauskommen. Es ist schön, was Google macht. Auch als Vorbild. Wir wollen jedoch unsere eigene Kultur erhalten und entwickeln. Und die ist genauso attraktiv.»

Sensirion

1998 von Moritz Lechner und Felix Meier als ETH-Spin-off gegründet, ist Sensirion mit Sitz in Stäfa (ZH) heute der weltweit führende Hersteller von Sensorlösungen zur Messung und Steuerung von Gas- und Flüssigkeitsdurchflüssen. Die Sensoren werden weltweit millionenfach eingesetzt. Unter anderem in der Medizinaltechnik, in der Automobilindus­trie oder in Konsumgütern. Dank eines Grossauftrags von Samsung finden sich beispielsweise in allen Galaxy-S4-Modellen Feuchtigkeits- und Temperatursensoren aus Stäfa, was der ­Firma jüngst einen enormen Wachstumsschub beschert hat. Sensirion beschäftigt heute 600 Mitarbeitende unter anderem in den USA, in Süd­korea, Japan, China, Taiwan und Deutschland. Geforscht, ­entwickelt und produziert wird am Hauptsitz in Stäfa.

 

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Ehemaliger Chefredaktor HR Today.

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