Beruf und Familie

Home Office in Zahlen

In der Schweiz arbeiten heute rund 50 Prozent als Wissensarbeiter. Von diesen haben rund 20 Prozent – das sind 450 000 Beschäftigte – das Potenzial für einen Tag Home Office pro Woche. Mit weitreichenden Konsequenzen für die Produktivität.

Direkte Produktivitätsgewinne: Jeden Tag verliert der durchschnittliche Schweizer Arbeitnehmer 20 Minuten zwischen seinem Wohn- und seinem Arbeitsort. In dieser Pendelzeit steckt enormes Potenzial für Produktivitätsgewinne. Durch die Einführung eines Home Office Day könnte jeder Teilnehmer wöchentlich im Schnitt 40 Pendel-Minuten einsparen. Gesamtschweizerisch entspricht dies einem frei werdenden Zeitpotenzial von 300 000 Stunden pro Woche. Dieser Zeitgewinn erhöht die Produktivität unabhängig davon, ob die eingesparte Zeit für Lebensqualität oder Arbeit oder beides aufgewendet wird.

Weiter können durch einen Home Office Day und das daraus resultierende Desk-Sharing nach Erfahrungen von führenden Unternehmen Bürofläche und pro Arbeitsplatz Kosten von bis zu 30 Prozent eingespart werden.

Indirekte Produktivitätsgewinne: Home Office senkt auch die Krankheits- und Abwesenheitsraten deutlich. Betrachtet man das Gesamtbild, dann sind fünf Tage pro Woche ans Büro gebundene Mitarbeiter doppelt so häufig abwesend 
im Vergleich zu Mitarbeitern an wechselnden Standorten. Auch die Häufigkeit von Burnouts sinkt von 48 Prozent auf gerade mal 5 Prozent, wenn man Mitarbeitern gestattet, selbst zu entscheiden, wo sie arbeiten.

Schliesslich liegen enorme Potenziale in der besseren Konzentration durch weniger Unterbrechungen und unproduktive Meetings. Im Durchschnitt hat jeder Angestellte sieben Meetings pro Woche, die je 2,75 Stunden dauern. 
5 Stunden werden wöchentlich zusätzlich für die Vorbereitung der Meetings aufgewendet. Ein Home-Office-Tag pro Woche bietet die Chance, wöchentlich bis zu etwa 4,85 Meeting-Stunden pro Mitarbeiter einzusparen, da die Barrieren für ein Ad-hoc-Meeting höher sind, zumindest bei 4 Tagen sonstiger Präsenz im Unternehmen. Bei 450 000 Arbeitnehmern, für die ein Home Office Day denkbar wäre, ergibt dies schweizweit 272 813 Arbeitstage pro 
Woche.

Der durchschnittliche Büroarbeiter wird zudem alle 11 Minuten unterbrochen. Wie 
moderne Hirnforschung gezeigt hat, benötigt er jeweils 8 Minuten, bis er wieder die volle Konzentration erreicht hat, die er vor der 
Unterbrechung hatte. Home Office bietet die Chance, die 44 Unterbrechungen, die jeder Schweizer Wissensarbeiter im Durchschnitt täglich erfährt, drastisch zu senken.

Die Schweiz hat eine durchschnittliche jährliche Produktivitätssteigerung von 1,3 Prozent. Durch einen Home Office Day und die daraus resultierenden Veränderungen kann die Produktivität gesamthaft um 10 bis 30 Prozent gesteigert werden. Bei 450 000 potenziellen Home-Office-Day-Teilnehmern ergibt sich für die Gesamtschweiz ein jährliches 
Potenzial für Produktivitätssteigerung von 2 bis 5 Prozent.

Kommentieren 0 Kommentare HR Cosmos

Oliver Gassmann ist Direktionsvorsitzender des Instituts für 
Technologiemanagement der 
Universität St. Gallen. Er ist Mitglied von zahlreichen wirtschaftlichen und akademischen Boards. Zuvor leitete er die Forschung 
und Vorentwicklung bei Schindler.

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