Arbeitsfähigkeit

Individualisiertes Laufbahn-Coaching zahlt sich für Unternehmen aus

Gleiches Angebot für alle oder jedem Tierchen sein Pläsierchen? Oft besteht Personalentwicklung einerseits aus einem Talent- und Führungsentwicklungsprogramm und andererseits aus einer breiten Palette von Angeboten, die Mitarbeitende nach eigenem Bedarf nutzen. Doch reicht dieses Konzept in der heutigen Zeit noch?

Unternehmen befinden sich heute in einem steten Veränderungsprozess. Übernahmen, Reorganisationen, Marktentwicklungen und Globalisierung fordern Firmen und damit die Flexibilität und Veränderungsbereitschaft von Mitarbeitenden bis an deren Grenzen. 
Diese Fähigkeiten fallen nicht vom Himmel. Menschen müssen darauf vertrauen können, dass sie Veränderungen überstehen, dass 
diese Chancen für Lernen und Entwicklung bedeuten und dass sie dabei unterstützt werden, sich die nötigen Fertigkeiten zur Bewältigung neuer Situationen anzueignen.

Es ist für das Unternehmen ausserordentlich wichtig, dass sich seine Mitarbeitenden in einem steten Lern- und Entwicklungsprozess befinden und bezüglich ihrer Fähigkeiten und Fertigkeiten beweglich bleiben.

Weitere Entwicklungen beschäftigen die Personalabteilungen zunehmend:

  • 
Der Markt für gute Führungskräfte und Facharbeiter ist ausgetrocknet, zusätzlich kommen in den kommenden Jahren die geburtenschwachen Jahrgänge auf den Arbeitsmarkt.
  • 
Ältere Mitarbeitende sollen im Arbeitsprozess gehalten werden. Ihre Beweglichkeit und Fachkompetenz müssen erhalten und weiterentwickelt werden.
  • 
Aufgrund der Personenfreizügigkeit werden Lebensläufe noch vielfältiger und Kompetenzen schwierig einschätzbar.

Kompetente und entwicklungsfähige Mitarbeitende werden für das Unternehmen zu einer zentralen Ressource, denn sie sind schwer zu ersetzen und ihre Abwanderung reisst schmerzhafte Lücken.

Studien (vgl. z.B. Towers Perrin Global Workforce Studie 2006) zeigen auf, dass für die Loyalität von Mitarbeitenden die Entwicklungsmöglichkeiten und die Lernchancen am Arbeitsplatz von hoher Bedeutung sind. Im subjektiven Erleben der Mitarbeitenden 
haben sie offenbar mehr Bedeutung als 
Lohnerhöhung und Status. Das bedeutet für Unternehmen, dass sie der gezielten Förderung und beruflichen Entwicklung von Mitarbeitenden hohe Priorität einräumen müssen. 
So können sie ihre Ressourcen nicht nur erhalten, sondern noch ausbauen und 
flexibilisieren.

Den grössten Erfolg versprechen Entwicklungsmassnahmen, die sowohl auf die 
Bedürfnisse der Mitarbeitenden (persönliche Lerngeschichte, Potenzial, Entwicklungsbedürfnis, Perspektiven) wie auch des Unternehmens abgestimmt sind. Das erfordert von 
Vorgesetzten und Personalentwicklern die 
Fähigkeit, Potenzial und Chancen sichtbar zu machen und individuelle Massnahmenpläne entwickeln zu können.

Die Zukunft gehört jenen Unternehmen, die ihre Mitarbeitenden auf allen hierarchischen Stufen in deren Entfaltung, Beziehungsfähigkeit und somit in ihrer Handlungs- und Entscheidungsfähigkeit fördern. Den Aussagen in Firmenleitbildern, wonach die Mitarbeitenden die wichtigste Ressource des Unternehmens sind, müssen Taten folgen – mit einer aktiven und individualisierten Personalentwicklung.

Eigene Laufbahnplanung stellt 
Mitarbeitende vor Herausforderung

Wertvolle Mitarbeitende haben ein ausgeprägtes Bedürfnis, ihre Chancen auf attraktive Aufgaben auszubauen. Oft ist für sie aber schwer abzuschätzen, welche Entwicklungen sich im Unternehmen oder auf dem Arbeitsmarkt anbahnen, welche Entwicklungsschritte neue Wege eröffnen und wie sie ihre Potenziale für die Zukunft am geschicktesten nutzen. Die Komplexität der Einflussfaktoren, die wachsende Unübersichtlichkeit des Aus- und Weiterbildungsmarkts sowie die Schwierigkeit, eigene Fähigkeiten zu priorisieren, machen die Laufbahnplanung zu einer 
anspruchsvollen Aufgabe: Bringt nun eine Weiterbildung an einer Hochschule oder der Abschluss einer höheren Fachprüfung den grössten Nutzen für Mitarbeitende und Unternehmung? Ist ein interner Stellenwechsel sinnvoller als eine Weiterbildung? Welche fachliche Weiterbildung rüstet am besten für zukünftige Entwicklungen? Damit diese Entscheide zur Win-win-Situation für Unternehmen und Mitarbeitende werden,  benötigen Personalentwickler/innen neue Kompetenzen – sie werden zu Laufbahn-Coaches, die 
gemeinsam mit dem Mitarbeitenden für seine Situation und Persönlichkeit einen massgeschneiderten Entwicklungsweg erarbeiten.

Laufbahn-Coaches sorgen für eine individuelle Personalentwicklung

Personalentwickler sind als Laufbahn-Coaches Ansprechpartner der Geschäftsleitung und der HR-Verantwortlichen bezüglich der Entwicklung interner Laufbahnkonzepte. 
Sie kennen Möglichkeiten, unterschiedliche Laufbahnen zu fördern; sie wissen, welche Dienstleistungen besser intern oder extern angeboten werden und wie Synergien 
zwischen den verschiedenen Laufbahnmöglichkeiten genutzt werden. Sie können 
die individuelle Laufbahnplanung und die
strategische Ausrichtung des Unternehmens aufeinander abstimmen und optimieren.

Laufbahn-Coaches beraten Mitarbeitende unter Einbezug persönlichkeitsrelevanter Themen wie Identität, Motivation, Sozialisierung, Gesundheit und Werthaltungen. So können diese die Herausforderungen des 
Arbeitslebens mit all seinen Übergängen von der beruflichen Grundbildung bis zur Pensionierung zielgerichtet und erfolgreich angehen. Dazu gehört, die benötigten Ressourcen zu aktivieren, Lösungsmöglichkeiten zu erarbeiten und schliesslich die favorisierten Zielsetzungen energisch anstreben zu können. Empirische Untersuchungen zeigen, dass die Nachfrage nach Laufbahn-Coaching seitens der Mitarbeitenden das Angebot in Unternehmen bei weitem übersteigt.

Damit sich dies ändert, sind Konzepte zur regelmässigen Standortbestimmung, zur Überprüfung und Weiterentwicklung der 
vorhanden Fähigkeiten und Ressourcen oder zum Beispiel auch zum Aufbau einer zielorientierten Führungskultur wichtig. Eine ausführliche Standortbestimmung, verbunden mit einem daraus abgeleiteten Aktionsplan, zeigt auf, wie die einzelnen Mitarbeitenden zu ihrer beruflichen Tätigkeit und zu ihrem Unternehmen stehen. Durch die ganzheitliche Selbstbeurteilung ihrer Situation schärfen sie den Blick für ihre eigenen, positiven Ressourcen. Ihr Veränderungsspielraum wird sichtbar und ermutigt sie zum konkreten Handeln.

Mitarbeitende mit einem gesunden Selbstwertgefühl und einer klaren persönlichen und beruflichen Identifikation halten ihre Work-Life-Balance im Lot und bringen sich mit viel Selbstkompetenz in die Firma ein. Eine individualisierte Entwicklung und Weiterbildung stärkt die Arbeitsmarktfähigkeit der Mitarbeitenden, die Firmenleitung, die Personalabteilung und somit mittel- und langfristig das ganze Unternehmen.

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Claire Barmettler, dipl. Psychologin FH, ist Geschäftsleiterin des S&B Instituts für Berufs- und Lebensgestaltung. Sie arbeitet als Beraterin, Trainerin, Autorin und Dozentin an der Kalaidos Fachhochschule sowie an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. www.s-b-institut.ch

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Lisianne Enderli, lic. theol., MAS in Mediation, ist Leiterin des Instituts für Führung und Beziehungsmanagement der Athemia / Kalaidos Fachhochschule. www.athemia.com

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