Buchpublikation

Jetzt ein besserer Chef werden!

Wie können sich Vorgesetzte bei ihren Mitarbeitern Akzeptanz verschaffen? Wie können Chefinnen und Chefs ihren Untergebenen eine Freude machen? Diese Fragen beantwortet das neue Buch «Better Boss» - und Co-Autorin Regina Regenass, ehemalige HR-Leiterin, im Interview.

Frau Regenass, Sie und Ihre Mitautoren haben mit «Better Boss» ein Rezeptbuch für Chefs und Chefinnen verfasst: Es sind gemäss Untertitel «66 Ideen für mehr Wertschätzung und Freude am Arbeitsplatz». Warum ein Rezeptbuch?
Regina Regenass: In unserer hektischen Zeit geht die Wertschätzung oft verloren – dabei ist sie genau jetzt äusserst wichtig. Unsere Idee war, Führungspersonen etwas ganz Konkretes in die Hand zu geben. Jedes unserer 66 Rezepte besteht deshalb aus Ziel, Zutaten, Zubereitung und Tipps. Es sind Ideen, die wenig kosten und einfach umgesetzt werden können. Kleinigkeiten, die Freude machen und darum Wirkung zeigen – es braucht nicht Rocket Science, um den Mitarbeitern gegenüber Wertschätzung zu zeigen.

An welcher Idee haben Sie besonders Freude? Welches ist Ihr Lieblingsrezept?
Die Luxusfahrt für Leute, die pensioniert werden. Am letzten Arbeitstag bringt sie eine Limousine nach Hause: ein krönender Abschluss des Arbeitslebens. Witzig finde ich auch die Osterhasensuche im Büro. Die ist eigentlich absolut trivial.

Aber?
Eine solche Suche macht den Menschen einfach Spass und weckt ihren Spieltrieb. Es gibt Vorgesetzte, die glauben, mit ihren Leuten könne man keinen «Kindergarten» machen. Die sind total überrascht, welche Reaktionen sie mit einem solchen Mini-Event auslösen können. Plötzlich geht die Post ab, die Leute sagen danach: «Wir hatten endlich einmal Fun.» Und es wirkt sich auch positiv auf den Chef aus, wenn seine Leute ihn plötzlich mit neuen Augen sehen: «Der hat ja Humor!»

Ihr Buch ist in fünf Bereiche aufgeteilt: «Freiräume schaffen», «Lebensformen integrieren», «Anerkennung zeigen», «Just for fun» und «Körper und Geist». Welcher ist Ihnen besonders wichtig?
Unsere Gesellschaft wandelt sich schnell, und die Firmen sollten die Vorteile dieser Veränderungen mehr für sich nützen. Etwa mit Arbeitsmodellen, die den Menschen entgegenkommen. Das betrifft besonders die Bereiche «Freiräume schaffen» und «Lebensformen integrieren». Wir zeigen zum Beispiel, dass es Firmen nützt, wenn sie auch Männern Teilzeit gewähren. Oder dass eine Firmenkinderkrippe nicht nur den Eltern, sondern auch dem Unternehmen nützt. Allerdings sollen solche Freiräume nicht nur bei Kindern aktuell werden. Ein Mitarbeiter, der eine Zeitlang von 100 auf 80 Prozent reduzieren will, um in einem Hobby vorwärts zu kommen, wird bessere Arbeit leisten, als wenn er keine Freiräume hat.

Zur Person

Regina Regenass hat über 30 Jahre Berufserfahrung in leitenden Positionen im Personalmanagement. Sie ist Partnerin von «Roth The Matchmakers», eine Unternehmensberatung, welche Coaching, Outplacement, Mediationen und Executive Search anbietet. Zudem engagiert sie sich als Vorstandsmitglied der HR Swiss sowie der Basler Gesellschaft für Personalmanagement (BGP).

Ihre Rezepte sind unterschiedlich teuer. Je nachdem sollen auch die Mitarbeiter bezahlen.
Ja, denn es geht teilweise um Dinge, die man sowieso braucht. Ein Rezept schlägt zum Beispiel vor, via die Firma einen Handwerker bestellen zu können, oder dass die Treuhandfirma des eigenen Unternehmens auch die private Steuererklärung macht, sofern erwünscht. Für diese Dienste müsste man sowieso bezahlen. Aber da es sich um Unternehmen handelt, die die eigene Firma verpflichtet hat, können oft bessere Preise ausgehandelt werden.

Ihre Tipps zeugen von der Verschmelzung des Privat- und Berufslebens.
Ja. Wenn ich weiss, ich muss am Abend noch auf die Post oder eine Wäsche machen, kann das ein Stressfaktor sein. Wenn solche Dienste aber via Büro laufen, dann kann ich entspannter arbeiten. Der Druck nimmt ab, die Leistung zu.

Ist Ihr Buch auch fürs HR gedacht?
Es ist für alle gedacht, die am Thema Wertschätzung interessiert sind. Für Chefs genauso wie für Mitarbeiter, die daraus Vorschläge entwickeln können, oder auch fürs HR. Letzteres dürfte aus meiner Optik viel kreativer sein. HR-Leute kennen den Betrieb, sie sehen, welche Massnahmen möglich sind und spannend sein könnten.

Und Ihr Tipp zum Schluss?
Vorgesetzte, die sich denken: «Mit meinen Leuten geht das eh nicht», sollten es einfach einmal probieren. Sie werden staunen, welches Potenzial sie mit kleinen Massnahmen freisetzen können.
 

Das Buch «Better Boss»

Kreativ, übersichtlich gestaltet und praxisnah: Die 66 Ideen des Buches «Better Boss - Einfach nach Rezept» sollen Unternehmer, Manager, Teamleiter und Personalverantwortliche animieren, etwas Spezielles und Wertschätzendes für ihre Mitarbeitenden zu tun. Wie in einem Rezeptbuch werden Ideen und Tipps vorgestellt, die sich einfach und ohne grossen Aufwand umsetzen lassen. Die Rubriken heissen - analog zu einem Kochbuch: Idee, Ziele, Zutaten, Zubereitung, Zeitaufwand, Kosten.

Katinka Gyomlay, Christoph Küffer, Regina Regenass: Better Boss –  Einfach nach Rezept. 66 Ideen für mehr Wertschätzung und Freude am Arbeitsplatz. Versus Verlag 2013. Spiralbindung, 174 Seiten, 34 Franken. Gestaltung: Nina Binkert.

Auf www.betterboss.ch ist eine Leseprobe verfügbar.

 

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Franziska Meier ist Redaktorin und Produzentin mit langjähriger Erfahrung im Zeitungs- und Zeitschriftenbereich. Als Chefredaktorin des Magazins «fit im job» sowie als Fachredaktorin der Zeitschrift «HR Today» hat sie sich auf das Thema «Mensch, Arbeit & Gesundheit» spezialisiert. Zu ihren journalistischen Schwerpunkten gehören insbesondere Persönlichkeitsentwicklung, Coaching, Stressprävention und betriebliches Gesundheitsmanagement. Achtsamkeit praktiziert sie manchmal im Schneidersitz, öfter jedoch auf ihren Spaziergängen rund um den Türlersee.

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