Laufbahnberatung nach Corona

Insbesondere jungen Erwachsenen schlägt aktuell ein rauer Wind entgegen: Die Corona-Krise hat ihre Pläne durchkreuzt; der Einstieg ins Berufsleben nach der Grundbildung oder dem Studium gestaltet sich schwierig. Das merkt man auch an den Arbeitslosenzahlen. Die BIZ Kanton Bern wollen dem entgegenwirken.

Die BIZ Kanton Bern haben ein «spezifisches, modulares und kostenbefreites» SOS-Beratungsangebot auf die Beine gestellt. Was beinhaltet dieses konkret?

Vera Rentsch: Die «SOS Corona Laufbahnberatung» will Menschen, die in der Ausbildung oder am Arbeitsplatz von der wirtschaftlichen Krise betroffen oder gefährdet sind, rasch und unkompliziert unterstützen. Wir wollen insbesondere Lehrabgängerinnen und Lehrabgänger, die einen erschwerten Berufseinstieg erleben, sowie Berufstätige, die um ihre Stelle fürchten, in ihrer Arbeitsmarktfähigkeit stärken und bei ihrer beruflichen Orientierung unterstützen.

Worin unterscheidet sich Ihr Angebot im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit?

Für die Beratung dieser Personen haben wir spezifische Module entwickelt, bei denen abhängig von der Fragestellung und Zielsetzungen unterschiedliche Methoden und Instrumente zum Einsatz kommen. Im Erstgespräch wird die Situation geklärt. Fragestellungen können sein:

  • persönliches Verhalten in Krisensituation reflektieren und entwickeln
  • eine neue Stelle finden
  • mich weiterbilden und neu ausrichten
  • meine Chancen auf dem Arbeitsmarkt aufspüren
  • mich für die Stellensuche fit machen
  • Zwischenlösungen und Praktika

An welche Personen richtet sich dieses?

Das Angebot richtet sich an junge Erwachsene, die im Sommer ihre Lehre oder ihr Studium abschliessen. Sie brauchen eine gute Strategie für die Stellensuche. Oder jene, deren berufliche Pläne durch Corona vereitelt wurden, unterstützen wir bei der Entwicklung von geeigneten beruflichen Alternativen und Handlungsoptionen.

Andere wollen oder müssen eine neue Stelle suchen; wissen nicht, wie sie es anpacken sollen oder zweifeln an ihren Chancen im verschärften Arbeitsmarkt. Auch jene, die schon lange mit dem Gefühl unterwegs sind, «etwas» zur Verbesserung ihrer Position im Arbeitsmarkt unternehmen zu müssen, sind jetzt unter Druck. Das Beratungsangebot wendet sich aber auch an Selbstständigerwerbende, die in Not geraten sind und eine Anstellung in Erwägung ziehen.

Mit welchen Anliegen gelangen Hilfesuchende an Sie?

Das häufigste Anliegen ist, am Ende der Lehre oder dem Studium einen griffigen Plan zu entwickeln, um in den von der Corona-Krise schwierig gewordenen Arbeitsmarkt einsteigen zu können. Die fehlende Berufserfahrung erfordert hier eine gut auf die Fähigkeiten und Stärken ausgerichtete Bewerbungsstrategie und vor allem auch eine langfristige ausgerichtete Strategie.

Ein anderes häufiges Anliegen ist es, bei drohendem Stellenverlust realistische Optionen auf dem aktuellen Arbeitsmarkt zu erarbeiten. Dabei spielt es oft eine wichtige Rolle, verschiedene Szenarien zu erarbeiten, um in der generell unsicheren Lage Handlungsmöglichkeiten zu generieren.

Die Arbeitslosenzahlen sind in den letzten Monaten deutlich gestiegen. Auch für den Herbst 2020 prognostizieren Beobachter weitere Entlassungswellen. Besonders junge Erwachsene trifft die Corona-Krise hart. Wo sehen Sie allenfalls Perspektiven oder positive Entwicklungen?

Die Stellensuche wird für junge Erwachsene schwieriger, wahrscheinlich auch aufwendiger und kann länger dauern. Im Zuge der Beratung können sie ihre Bewerbungskompetenzen ausbauen. Mögliche Alternativen können schulische Anschluss- oder Zwischenlösungen sein, Praktika oder Temporäreinsätze. Es gibt immer Lösungen; wichtig ist, dass sie sich durch diese Hindernisse nicht entmutigen lassen. In der Begleitung arbeiten wir auch gezielt auf die Aktivierung ihrer personalen und sozialen Ressourcen hin.

Beschränkt sich das Angebot auf den Kanton Bern oder gibt es dieses noch in anderen Kantonen?

Auch die Berufs- und Laufbahnberatungen in den anderen Kantonen bieten Laufbahnberatungen an. Ein essenzieller Aspekt der Beratung ist die Frage der Arbeitsmarktfähigkeit. Betroffene Personen nehmen am einfachsten Kontakt mit der Berufs- und Laufbahnberatung in ihrem Kanton auf. Personen, die bereits eine Kündigung erhalten haben, empfehlen wir eine sofortige Anmeldung beim RAV.

Zur Person

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Vera Rentsch ist die Projektleiterin des SOS-Beratungsangebots. Ausserdem ist sie BIZ Regionalleiterin Bern-Mittelland.

 

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Online-Redaktorin, HR Today. es@hrtoday.ch

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