HR in NPO

Non-Profit-Organisationen: Professionelles Recruiting erst am Anfang

Wie sieht eigentlich das HR in Non-Profit-Organisationen aus? Mit dieser Frage beschäftigte sich Stefan Hofer, Partner bei Stanton Chase International (Schweiz) AG. Die Ergebnisse seiner Fallstudie zeigen Annäherungstendenzen, aber auch klare Unterschiede zu profitorientierten Unternehmen.

Eines stellte Stefan Hofer schnell fest: NPO ist nicht gleich NPO. «Der Markt ist unglaublich fragmentiert», sagt der Practice Leader im Bereich Government, Non Profit und Education beim Executive-Search-Unternehmen Stanton Chase. Und unglaublich gross: Es gibt rund 100’000 Non-Profit-Organisationen in der Schweiz, davon entstand etwa die Hälfte in den letzten zehn Jahren.

Zur besseren Einordnung hat Hofer vier Gruppen definiert: Als erstes staatliche Non-Profit-Organisationen – diese liess er allerdings auf Grund der speziellen Regulierungen  bei seiner Fallstudie aus. Als zweite Gruppe identifizierte er kommerzielle Organisationen wie Fach- und Industrieverbände, die naturgemäß ähnlich funktionieren, wie ihre Members, die PO‘s . Die philanthropisch-sozialen NPO, etwa politische oder humanistische Organisationen, verhalten sich mehrheitlich dezidiert „anti-kapitalistisch“  und lehnen alles ab, was nach Marktwirtschaft aussieht. Die vierte Gruppe besteht aus zweckgebundenen Sport- und Freizeitorganisationen.

In den NPO arbeiten viele Freiwillige, gemäss Universität Basel im Umfang von 80‘000 Vollzeitstellen.  An diese werden ganz andere Anforderungen gestellt als an voll arbeitende Profis, die einen Lohn erhalten. Wobei Hofer feststellt, dass Freiwillige vermehrt durch Profis ersetzt werden.

Gleiche Probleme beim Recruiting

Bei der Mitarbeitersuche stossen NPO auf die gleichen Probleme wie andere Firmen: Auch sie spüren die Personalknappheit und den damit verbundenen War for Talents. Dieser wird sich weiter verschärfen, ist Hofer überzeugt. Umso wichtiger ist es für NPO, dass sich auch ihr Recruiting verbessert – was auch geschieht, allerdings je nach Unternehmen sehr unterschiedlich. «Über einen Internetauftritt verfügen inzwischen die meisten, doch eine professionelle Beratung oder eine spezialisierte Executive Search-Agentur wird selten miteinbezogen.» Dennoch sei bei der Mitarbeitersuche eine Annäherung der NPO an profitorientierte Unternehmen zu erkennen.

Anders die philanthropisch-sozialen Vereine: Diese seien noch nirgends und würden vor allem mit Spontanbewerbungen arbeiten. Bei ihnen spielt das persönliche Netzwerk eine starke Rolle. Diese Vereine stehen in einem Spannungsfeld, denn häufig finden sie Mitarbeiter mit der gleichen Philosophie, denen aber die nötige Expertise fehlt, oder umgekehrt: Sie finden einen Profi, der aber nicht ihre Weltanschauung teilt. Zur Lösung dieses Problems schlägt Hofer vor, die Prioritäten zu ändern und toleranter zu werden: «In Positionen, in denen in erster Linie die Kompetenz wichtig ist, müssen die NPO es aushalten, dass der Mitarbeiter ein anderes Gedankengut hat.» Immerhin hätten die philanthropischen Vereine erkannt, dass Handlungsbedarf besteht.

Handlungsbedarf besteht auch puncto Professionalisierung: Viele NPO haben kein professionelles HR. Dafür weiss Hofer ebenfalls eine Lösung: «Warum schliessen sich die NPO nicht zusammen und betreiben gemeinsam ein HR als Shared Service Center, dessen Kosten sie teilen?»

In anderen Bereichen ortet Hofer weiteres Verbesserungspotenzial: Die Mitarbeitersuche erfolge zu wenig gezielt und das Talent Management stecke noch in den Kinderschuhen. Dabei sei gerade dies sehr wichtig und vor allem kostensparend. Zum Talent Management gehöre auch das Management Development, die Weiterentwicklung der Talente. Zudem stellte Hofer in seiner Studie fest, dass strukturierte Interviews für die meisten NPO ein Fremdwort ist, ebenso wie Assessments.

Andere Werte bei Führungskräften gesucht

Grosse Unterschiede zwischen Profit- und Non-Profit-Organisationen gibt es im Bereich der Kaderprofile. Während privatwirtschaftliche Unternehmen geradlinige, umsatzorientierte Manager suchen, wollen NPO Führungskräfte, die mit Soft Skills punkten und sich durch diplomatisches Geschick, politische Versiertheit und eine gewinnende Persönlichkeit auszeichnen. Stanton Chase geht hier davon aus, dass sich die privatwirtschaftlichen Firmen den NPO annähern, und nicht umgekehrt. «Die Marktentwicklung Richtung Globalisierung und Spezialisierung bringen Profit-Organisationen dazu, vermehrt Wert auf emotionale Intelligenz und soziale Kompetenz zu legen», sagt Hofer.

Der War for Talents werde NPO zwingen, sich weiter zu professionalisieren, sagt Hofer. Was zur Folge hat, dass sich Non-Profit- und privatwirtschaftliche Organisationen weiter annähern werden.

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