BGM Special 2020

Stress ist kein Tabu

Das Befragungstool Friendly Work Space (FWS) Job-Stress-Analysis wird zurzeit komplett überarbeitet. Doch welche neuen Funktionen bietet es Arbeitgebern? Ein Gespräch mit Nina Zumstein, Projektleiterin Training & Support BGM.

Das Befragungsinstrument FWS Job-Stress-Analysis existiert seit 2012 und ist seither kontinuierlich um einzelne Funktionen erweitert worden. Mitte Jahr lancieren Sie nun die neuste Version …

Nina Zumstein: Neu wird der Job-Stress-Index für den gesamten Betrieb und jedes Team automatisch angezeigt. Das Kennzahlen-Cockpit dokumentiert überdies, wie es um die Zufriedenheit und das Commitment im Betrieb und in den Teams steht, ob sich Erschöpfungssymptome zeigen und wie hoch das Einsparungspotenzial sein könnte. Ausserdem haben wir die Ergebnisdarstellung komplett neu gestaltet. Dadurch können Nutzende die Ergebnisse bearbeiten, sie filtern sowie sortieren. Daneben wurde in der neuen Version von FWS Job-Stress-Analysis das berufsspezifische Modul Langzeitpflege & Spitex implementiert. Ein Projekt, das in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Gesundheit entstanden ist, um den Personalerhalt in der Langzeitpflege zu fördern.

Wie erkennt man mit FWS Job-Stress-Analysis Stressfaktoren im Unternehmen?

Die Projektleitung erstellt eine Onlinebefragung, passt diese auf die Bedürfnisse der Organisation an und lädt die Mitarbeitenden zur anonymen Teilnahme ein. Danach analysiert die Projektleitung die Ergebnisse bei Bedarf mit Unterstützung von externen Experten. Anschliessend informiert sie die Führungskräfte sowie die Mitarbeitenden über die Resultate. Daraus entstehen Gespräche oder Workshops, in denen Führungskräfte und Mitarbeitende gemeinsam Vorschläge zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen erarbeiten. Dabei liegt der Fokus zunächst darauf, was Mitarbeitende oder Teams im Alltag verbessern können. Zeigen sich dieselben Auffälligkeiten bei mehreren Teams, könnten auch Massnahmen für den gesamten Betrieb in Erwägung gezogen werden.

Was bringt FWS Job-Stress-Analysis ­Arbeitgebenden?

Arbeitgebende erheben dank FWS Job-Stress-Analysis mit wenig Aufwand Belas­tungen, Ressourcen, Gesundheit und Befinden der Mitarbeitenden im Betrieb. Dass sich eine Analyse mit FWS Job-Stress-Analysis lohnt, zeigen die Ergebnisse der SWiNG-Studie¹. Demnach verzeichneten acht Schweizer Firmen mit über 5000 Mitarbeitenden, die FWS Job-Stress-Analysis erstmals einsetzten, durchschnittlich 2,6 weniger Absenztage. Zudem erhöhten sie ihre Produktivität um 10 Prozent. Das bedeutet eine jährliche Einsparung von bis zu 8000 Franken pro Mitarbeitenden. Die Wirksamkeit von FWS Job-Stress-Analysis wird ebenfalls durch fünf Job-Stress-Index-Studien² von 2014 bis 2018 belegt. Darin hat sich gezeigt, dass sich frühes Handeln lohnt: Je länger Mitarbeitende zu vielen Belastungen und zu wenig Ressourcen ausgesetzt sind, desto schlechter die Gesundheit, Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit.

Was schätzen Anwender am Tool ­besonders?

Im Gegensatz zu anderen Befragungsinstrumenten sind in FWS Job-Stress-Analysis alle darin enthaltenen Skalen wissenschaftlich validiert. Jede Organisation erhält somit für jedes Team oder jede Funktion ein Ergebnis, das sich mit dem aus über 37 000 Datensätzen bestehenden repräsentativen Schweizer Benchmark vergleichen lässt. Die Nutzenden schätzen, dass nicht nur die Belastungen, sondern auch die positiven Entlastungsfaktoren und Ressourcen erhoben werden. So erfahren Betriebe, welche Stärken sie ausbauen können. Die Mitarbeitenden erhalten zudem ein unmittelbares Feedback und erfahren, wie es um ihre eigenen Ressourcen und Belastungen im Vergleich zum Schweizer Benchmark steht. Die Projektleitenden schätzen, dass sie die Befragungen selbstständig einrichten und auf ihre spezifischen Bedürfnisse anpassen können. Auch der Sensibilisierungseffekt des Tools stösst auf Anklang: War das Thema Stress bis anhin ein Tabu, wird plötzlich offener darüber gesprochen.

Was hat FWS Job-Stress-Analysis bisher bewirkt?

Die Befragung wurde bisher von über 150 000 Mitarbeitenden im In- und Ausland ausgefüllt. Etwa 300 Betriebe haben FWS Job-Stress-Analysis angewendet.

Quellen:

FWS Job-Stress-Analysis

Das Online-Befragungsinstrument analysiert die Ressourcen und Belastungen sowie das momentane Befinden der Mitarbeitenden am Arbeitsplatz. So erhalten Mitarbeitende nach der Befragung eine persönliche Auswertung ihrer psychosozialen Risiken und Ressourcen. Zusätzlich bekommen sie Tipps, wie sie ihre Belastungen reduzieren und Ressourcen stärken können. Das Unternehmen erfährt nach der Befragung auf Organisationsebene, wie auch auf Team- oder Funktionsebene, welche Risiken bestehen und welche Potenziale vorhanden sind. So können Firmen gesundheitsfördernde Massnahmen zielgerichtet und wirkungsvoll umsetzen.

Dank wiederholter Befragung mit FWS Job-Stress-Analysis erhalten Betriebe damit auch ein Frühwarnsystem. Die Einrichtung der Befragung ist unkompliziert. Die Basisbefragung dauert rund 15 Minuten. Persönliche Ergebnisse sind streng vertraulich; Gruppenergebnisse werden ab zehn Personen auf allen Organisationsstufen angezeigt. Weitere Themen wie Life-Domain-Balance, Zusammenarbeit mit Kunden, Fairness und Wertschätzung, Burnout oder Stressbewältigung können wahlweise vertieft abgefragt werden.

fws-jobstressanalysis.ch

 

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Christine Bachmann ist stellvertretende Chefredaktorin von HR Today. cb@hrtoday.ch

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