Über den KI-Hype hinauswachsen
Wir kennen sie: die ewige Pilotphase. Gerade in Bezug auf KI muss sich das ändern. Warum jetzt der richtige Zeitpunkt für HR ist, über Experimente hinauszugehen.
KI muss in der Unternehmensstrategie eingebettet sein. (Bild: ChatGPT)
Eine aktuelle Schweizer Studie von Colombus Consulting, Oracle und der Geneva School of Management zeigt, dass Unternehmen KI zunehmend grossflächig einführen: Über die Hälfte der Schweizer Firmen hat generative KI bereits in ihre Geschäftsprozesse integriert. Dennoch bestehen weiterhin kulturelle und organisatorische Hürden: 70 Prozent der weniger fortgeschrittenen Unternehmen nennen den Widerstand gegen Veränderungen als Hauptproblem, obwohl Führungsteams KI meist gut verstehen. Die grösste Herausforderung ist inzwischen nicht mehr die Technologie, sondern die Abstimmung von Menschen, Schulungen, Governance und Ethik, um mit KI echten Mehrwert zu schaffen.
CHROs erkennen den Wert von KI an – 92 Prozent der Führungskräfte planen, ihre KI-Investitionen in den nächsten drei Jahren zu erhöhen. Viele HR-Teams verfügen jedoch noch nicht über eine klare Roadmap für eine systematische KI-Integration und stecken in frühen Adoptionsphasen fest.
KI-Innovationen in Recruiting und interner Mobilität
Die einzige Konstante im heutigen Geschäftsleben ist die Unsicherheit. Ob blockierte Schifffahrtswege, Preisschwankungen bei Rohstoffen, neue Transparenzvorschriften oder spontane Streiks – Störungen kommen von allen Seiten. HR-Verantwortliche stehen im Zentrum, wenn es darum geht, Talente an sich verändernde Prioritäten anzupassen, Compliance zu sichern und Mitarbeitende in angespannten Phasen motiviert zu halten.
KI verändert das Recruiting grundlegend: Sie erleichtert das schnelle Finden passender Kandidaten, individualisiert die Experience und fördert die interne Mobilität. Schweizer HR-Abteilungen stehen vor der Herausforderung, in einer digitalen Arbeitswelt die richtigen Talente zu gewinnen und Kandidaten nachhaltig zu binden. Gleichzeitig müssen Bewerbende in einer Vielzahl von Stellenangeboten das Passende finden. KI analysiert und personalisiert individuell, erkennt Karrierewünsche, schlägt passende Positionen vor und begleitet Kandidaten proaktiv. Für Arbeitgeber beschleunigt smarte Automatisierung das Recruiting und stärkt die Arbeitgebermarke. KI-gesteuerte Agenten unterstützen Kandidaten und Mitarbeitende über transparente, kompetenzbasierte und effiziente Prozesse bei Bewerbungen und internen Stellenwechseln.
Eine Kultur kontinuierlicher Performance mit KI aufbauen
Manager verbringen oft mehr Zeit mit der Nachverfolgung von Statusupdates als mit Coaching. KI-Agenten können nun Team-Updates zusammenfassen, Risiken hervorheben und konkrete Handlungsempfehlungen liefern – das spart Führungskräften wöchentlich Stunden und macht persönliche Gespräche wirksamer. Mitarbeitende können per KI automatisch umfassende Selbstbewertungen erstellen, die alle Leistungen erfassen, auch die oft vergessenen – dadurch werden Leistungsbeurteilungen einfacher und präziser.
Wie HR den Wert von KI-Programmen bewerten kann
Um den Nutzen von KI voll auszuschöpfen, muss sie in die Unternehmensstrategie eingebettet werden. HR-Führungskräfte sollten sich dazu folgende fünf Fragen stellen:
- Verändert KI wirklich die Arbeitsweise der HR-Abteilung?
- Werden KI-Implementierungen gemessen und weiterentwickelt?
- Gibt es eine integrierte Strategie oder nur isolierte Pilotprojekte?
- Gibt es standardisierte Prozesse für den KI-Einsatz?
- Fördern Piloten tatsächlich die KI-Kompetenz im Unternehmen?
Durch die systematische Beantwortung dieser Fragen kann HR von zufälligen Experimenten zu einer strategischen, messbaren und wertorientierten KI-Nutzung übergehen – und so die Performance des Unternehmens und die Employee Experience stärken.
Vom Einstieg zur vollständigen Transformation
Der Weg zur KI-Reife beginnt mit Bewusstseinsbildung und der Einschätzung der eigenen Bereitschaft. Unternehmen sollten zunächst kontrollierte Pilotprojekte durchführen, KI-Kompetenz aufbauen und Anwendungsfälle dokumentieren. Es folgt die Standardisierung robuster Prozesse. Sobald KI ausgerollt wird, ist Change Management ebenso entscheidend wie die technische Umsetzung. Reife Organisationen optimieren KI fortlaufend und integrieren sie nahtlos in alle Geschäftsprozesse.
Mit dem Aufkommen fortschrittlicher, agentischer KI – die komplexe Prozesse selbstständig ausführen kann – sollten CHROs aus der «Pilotphase» herauskommen. Unternehmen, die in frühen Stadien bleiben, riskieren den Anschluss zu verlieren, während Wettbewerber KI für kontinuierliche Unterstützung der Belegschaft nutzen. Eine proaktive, strukturierte KI-Einführung verwandelt HR von einer reinen Supportfunktion in einen echten Wettbewerbsvorteil.