Umzug

«Arbeitsplätze sollen die persönliche Leistung unterstützen»

BDO hat beim Schiffsbau im Züricher Kreis 5 ihr neues Hauptquartier bezogen. Im Interview sprechen Andreas Wyss, Leiter der BDO Regionaldirektion Zürich/Ostschweiz, und Gabriela Verhoek Geiser, Head of Human Resources von BDO, über die Herausforderungen des Umzugs, über ergonomische Massnahmen und darüber, warum sie sich gegen Desk-Sharing entschieden haben.

Herr Wyss, Frau Verhoek, BDO hat einen grossen Umzug in den Kreis 5 beim Schiffbau hinter sich. Was hat Sie dazu bewogen, in einen neuen Hauptsitz zu ziehen?

Andreas Wyss: In den letzten Jahren konnte BDO eine Umsatzsteigerung von rund vier Prozent pro Jahr und einen Zuwachs an Mitarbeitenden von fast 40 Prozent verzeichnen. Wachstum braucht Platz. Diesen finden wir im neuen Hauptsitz. Wir haben hier alle 360 Mitarbeitenden in Zürich, die bisher an verschiedenen Orten in der Stadt und in der Agglomeration verteilt waren, zusammengezogen. Damit schaffen wir die Voraussetzung, unseren Erfolg fortzusetzen.

Wie ist der neue Hauptsitz eingerichtet?

Gabriela Verhoek: Wir belegen in dem Gebäude drei Stockwerke mit einer Gesamtfläche von 7340 Quadratmetern. Die Räumlichkeiten am neuen Standort folgen dem Konzept des Open Space: Die Mitarbeitenden haben ihre Arbeitsplätze in einem grossen, zusammenhängenden Raum. Es gibt nur noch wenige Einzelbüros. Das fördert den Austausch unter den verschiedenen Bereichen und Abteilungen. Diverse gemütliche Sitzgelegenheiten im Gebäude und zwei Innenhöfe mit Bäumen dienen zusammen mit einem grosszügigen Bistro als Ruhe- und Begegnungszonen.

Welche Herausforderungen gab es beim Umzug zu bewältigen?

Andreas Wyss: Logistisch war es schon eine grosse Sache. Wir haben eine Zeit lang den alten und den neuen Standort parallel betrieben, so dass wir keine grossen Zeitverluste hatten. Das gelang auch deshalb, weil wir keine Möbel zügeln mussten.

Sie haben alles ersetzt?

Andreas Wyss: Ja. Wir wollten die neuen Räumlichkeiten von Anfang an nach den neuesten ergonomischen Erkenntnissen einrichten. Die bisherigen Möbel konnten wir teilweise an andere Standorte von BDO abgeben, teilweise haben wir sie verkauft.

Welche Rolle hat die HR-Abteilung beim Umzug gespielt?

Gabriela Verhoek: Ergonomie bedeutet, den Mitarbeitenden Arbeitsplätze anzubieten, die ihre persönliche Leistung unterstützen. Wir haben dazu verschiedene Informationsanlässe durchgeführt und die Leute auch individuell beraten. Die Mitarbeitenden wurden bei der Auswahl des neuen Büro-Mobiliars miteinbezogen. Jede Abteilung hat ein Mitglied in das Gremium delegiert.

Hat sich der Einbezug der Mitarbeitenden in die Planung des neuen Hauptsitzes bewährt? Konnten Sie die Erwartungen der Mitarbeitenden erfüllen?

Andreas Wyss: Die Erwartungen gingen manchmal auseinander. Unsere Projektleitung fand aber immer einen guten Kompromiss. Wir haben bisher keine Klagen gehört, die Mitarbeitenden scheinen mit dem Mobiliar zufrieden zu sein.

Worauf haben Sie bei der Konzeption des neuen Hauptsitzes besonders Wert gelegt?

Gabriela Verhoek: Wir sehen das physische und psychische Wohlbefinden unserer Mitarbeitenden als ganzheitliche Aufgabe. Um als Arbeitgeberin innovativ und produktiv zu bleiben, ist die Gestaltung eines optimalen Arbeitsumfeldes zentral. Gute Arbeitsbedingungen liegen nicht nur im Interesse der Arbeitnehmenden, sondern auch im wirtschaftlichen Interesse der Arbeitgebenden.

Wie sehen die ergonomischen Massnahmen konkret aus?

Gabriela Verhoek: Die Palette ist gross. Viel Wert legen wir auf Prävention, im physischen, aber auch im psychischen Bereich. So reichen die gesundheitsfördernden Massnahmen von individuell anpassbaren Arbeitsplätzen – alle mit der Möglichkeit für Stehpulte – über Sportangebote und ausgewogene Ernährungsmöglichkeiten bis hin zu Informationen zum Gesundheitsmanagement. Zum Beispiel stellen wir für unsere Mitarbeitenden Früchte, Kaffee und Tee bereit und sie können sich überall an speziellen Wasserspendern mit Activ Pure Filtern bedienen. Den Bewegungsfreudigen stehen neben Duschen und Umkleidekabinen auch vergünstigte Trainings wie etwa Indoor Cycling zur Verfügung.

Inwiefern spielen Telearbeit und Teilzeitarbeit eine Rolle?

Andreas Wyss: Auch unser Beruf wandelt sich mit der Digitalisierung, Stichwort «Consulting 4.0». Das bedeutet in erster Linie, noch flexibler zu sein in Raum und Zeit. Unsere Beraterinnen und Berater sind oft unterwegs und arbeiten beim Kunden selber, wie zum Beispiel die Wirtschaftsprüfer. Telearbeit spielt dabei eine grosse Rolle. Alle Mitarbeitenden verfügen neu über einen Laptop mit Docking Station.

Gabriela Verhoek: Teilzeitarbeit liegt im Trend, auch bei uns. Wir haben zudem eine Kindertagesstätte im Haus, die wir zwar nicht selber betreiben, die aber auch unseren Mitarbeitenden zur Verfügung steht. Flexible Arbeitszeiten sind für uns wichtig. Unsere Beraterinnen und Berater müssen dann für unsere Kunden da sein, wenn diese sie brauchen.

Wie viele Mitarbeitende arbeiten Teilzeit?

Andreas Wyss: Hier am Zürcher Hauptsitz von BDO sind es zurzeit rund 32 Prozent.

Stichwort Entgrenzung von Arbeit und Privatleben: Birgt diese Flexibilität nicht auch Gefahren?

Gabriela Verhoek: Nein, das sehen wir nicht so. Unsere Branche ist geprägt von unterschiedlichen Saisonalitäten. Unsere Mitarbeitenden leisten in der «Busy Season» einen hohen Einsatz bei den Kunden, können dafür aber in der ruhigeren Jahreszeit länger in die Ferien. Das schätzen sie. Zudem unterstützen wir unsere Leute mit verschiedenen Massnahmen im Gesundheitsschutz. Wir haben dafür etwa verschiedene Seminare im Angebot. Die Überlappung von Arbeits-, Familien- und Freizeit ist im Übrigen eine Realität unserer Gesellschaft und nicht nur in unserer Branche so. Wir nehmen unsere Fürsorgepflicht sehr ernst und sensibilisieren unsere Mitarbeitenden dahingehend.

Zu den Personen

Gabriela Verhoek Geiser leitet seit 2016 die HR-Abteilung bei BDO. Davor war sie während rund 20 Jahren in leitenden Positionen bei verschiedenen Schweizer Unternehmen im HR-Bereich tätig.

Andreas Wyss ist Partner und Mitglied der Geschäftsleitung von BDO. Er leitet die Regionaldirektion Zürich-Ostschweiz. Andreas Wyss ist seit 1993 bei BDO tätig.

Im Trend ist auch Desk-Sharing. Bei diesem Konzept haben die Mitarbeitenden keinen fixen Arbeitsplatz. Warum hat sich BDO gegen Desk-Sharing entschieden?

Andreas Wyss: Desk- bzw. Pult-Sharing hat den Vorteil, dass die zur Verfügung stehenden Arbeitsplätze optimal ausgelastet werden können und dadurch die Infrastrukturkosten sinken. Auch wir haben das Konzept für den Neubau geprüft. Wir haben aber gesehen, dass die Möglichkeit zu einer gewissen individuellen Gestaltung des Arbeitsplatzes für die Mitarbeitenden wichtig ist. Ziel ist es ja, ihr Arbeitsumfeld leistungsfördernd zu gestalten. Falls sich die Bedürfnisse ändern sollten, können wir rasch umbauen.

Der Umzug ist abgeschlossen, die Mitarbeitenden im neuen Hauptsitz angekommen. Welche drei Tipps geben Sie Unternehmen, die noch vor dem Umzug stehen? 

Gabriela Verhoek: Betroffene zu Beteiligten machen, um hohe Akzeptanz zu erhalten.

Andreas Wyss: Damit das gelingt, ist auch wichtig: Eine gute – wenn möglich interne – Projektleitung mit Entscheidungsbefugnis einsetzen. Und immer vor Augen halten: Mitarbeitende, die sich an ihrem Arbeitsplatz wohl fühlen, sind engagierter. Hier zu investieren, lohnt sich.

BDO

BDO ist ein Wirtschaftsprüfungs- Treuhand- und Beratungsunternehmen mit Hauptsitz in Zürich und 33 Niederlassungen in der Schweiz. Es beschäftigt landesweit mehr als 1000 Mitarbeitende.

 

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