HR Today Nr. 4/2020: New Work

«Am Montag fühlen sich alle fit und energiegeladen»

Vier Tage in der Woche arbeiten und drei Tage frei haben. Die sechsköpfige Agentur Lauschsicht hat mit der Viertagewoche ein neues Arbeitsmodell eingeführt und bisher gute Erfahrungen damit gemacht.

Weshalb haben Sie die Viertagewoche eingeführt?

Muriel Droz: Wir waren lange zu dritt unterwegs, doch die Arbeitslast wurde einfach zu gross. Deshalb haben wir unser Team erweitert. Mittlerweile sind wir sechs Personen. Im Rekrutierungsprozess haben wir festgestellt, dass viele Kandidatinnen und Kandidaten Teilzeit arbeiten wollen. Das hat uns auch interessiert, weshalb wir eine Lösung gesucht haben, die das allen Teammitgliedern ermöglicht. 90 Prozent in vier Tagen zu arbeiten, erwies sich für alle als recht praktikabel. Es ist für uns eine ausgewogene Balance zwischen produktiven Stunden, Lohneinbussen und einem freiem Tag.

Was haben Sie sich davon erhofft?

Kevin Blanc: Dass wir einen nachhaltigeren Umgang mit unseren persönlichen Energieressourcen finden. Oder anders gesagt: eine bessere Work-Life-Balance, obwohl dieses Wort abgedroschen klingt.

… und wie ist das Projekt angelaufen?

Muriel: Sehr gut. Seit sechs Monaten hat nie ­jemand an einem Freitag gearbeitet oder seine E-Mails beantwortet. Am Montag fühlen sich alle fit und energiegeladen. Dafür sind die vier Tage intensiver geworden. Zum alten Arbeitsmodell möchte niemand von uns zurückkehren, denn mittlerweile haben die meisten von uns ihren freien Tag schon Wochen im Voraus für Ausflüge, Hobbys oder ihre Familie reserviert.

Wie hat sich das auf die Rekrutierung ausgewirkt?

Kevin: Nebst dem Arbeitsmodell haben wir ein transparentes und kalkulatorisches Lohnmodell eingeführt, was auch das Thema «Lohnverhandlung» eliminiert hat. Viele Kandidaten waren beeindruckt, dass wir als kleine Firma so klare Strukturen haben.

… und wie haben Ihre Kunden das aufgenommen?

Muriel: Die waren nur positiv. Die meisten wollen auch so arbeiten.

Weshalb haben alle im Team am Freitag frei?

Kevin: Wir wollten bei Projektübergaben oder Updates mit unserem Teilzeitmodell keinen zusätzlichen Aufwand schaffen. Wenn wir alle gleichzeitig weg sind, können alle den freien Tag geniessen. Niemand muss ein schlechtes Gewissen haben, weil andere etwas «ausbaden» müssen. Umgekehrt sitzt niemand im Studio und ­ärgert sich, weil ihm Informationen zu einem Projekt fehlen.

 

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Im September 2019 etabliert das damals fünfköpfige Team der Filmagentur Lauschsicht eine Viertagewoche bei 36 Stunden Arbeitszeit. Am Freitag bleibt die Agentur geschlossen. Das Sechspersonenunternehmen Lauschsicht konzipiert und produziert Filme, die ­Einblicke geben, erklären und zeigen. Kevin Blanc ist Gründer sowie Director und Muriel Droz Managing Director. lauschsicht.ch

v. l.: Nina Thürlimann, Editor und Content Developer. Muriel Droz, Managing Director. Kevin Blanc, Gründer und Director. André Seiler, Editor und Motion Designer. Julia Leu, Creative Producer. Marius Thut, Head of Production and Post-Production. (Foto: Lauschsicht)

 

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Chefredaktorin, HR Today. cp@hrtoday.ch

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