9. recruitingconvention zurich

Vom Mitarbeitenden der Zukunft

Auch in der Vor-Jubiläums-Ausgabe plauderten diverse Redner*innen aus ihrem persönlichen Recruiting-Nähkästchen und vermittelten den Teilnehmenden im Saal des Lake Side Zürich Recruitingtipps.

«Es wird immer schwieriger, die besten Mitarbeitenden zu finden und ins Boot zu holen», eröffnet Prospective-Geschäftsführer Matthias Mäder, der als Gastgeber und Moderator durch die Tagung führt, die diesjährige recruitingconvention. Eine Idee, wo sich diese befinden könnten, liefert sogleich der erste Referent. «Die Mitarbeitenden der Zukunft sind mitten unter uns», lautet der vielversprechende Referatstitel von Marc Marthaler, Head of Next Generation bei Swisscom. Er muss es wissen, denn die Swisscom behält rund 50 Prozent ihrer Lehrabgänger*innen.

In aktuellen Zahlen ausgedrückt: Diesen Sommer haben 241 Lernende ihre Ausbildung abgeschlossen. Entsprechend durfte sich die Swisscom heuer über rund 120 selbst ausgebildete und damit auf das Unternehmen perfekt «zugeschnittene» neue Fachkräfte freuen. «Es gilt, junge Menschen zu finden, die wirklich bei uns arbeiten wollen», erklärt Marthaler, «und gleichzeitig zu erkennen, dass Selbst-, Sozial- und Methodenkompetenz viel wichtiger sind als Fachwissen.»

Um Sozialkompetenzen herauszuspüren, reicht ein CV nicht. «Sprecht mit den Leuten», plädiert Marcus Fischer, Head of Global Talent Acquisition and Employer Branding der Straumann-Gruppe. Als internationaler Konzern «kommen wir um Video-Bewerbungsgespräche fast nicht herum», erklärt Fischer. «Wenn wir eine Person für unsere Firma gewinnen wollen, besuchen wir sie sogar in ihrer Heimat. Hauptsache, der persönliche Kontakt ist von Anfang an da.»

Bei der Personalgewinnung gehe es um den Kandidaten, nicht um das Unternehmen, mahnt auch Ute Neher, Head of Global Talent Acquisition der Deutschen Telekom. «85 Prozent aller Bewerbenden finden ihre kulturelle Passung zum Arbeitgeber wichtig, wollen eine gute Beziehung zu ihren künftigen Vorgesetzten und Kollegen und möchten gefördert und gefordert werden.»

Nach der Mittagspause wird das Gehör beinahe überfordert, denn beim Referat von recuma-Gründer und HR Today-Blogger Michel Ganouchi dröhnt Rockmusik aus den Lautsprechern: «We will rock you» von Queen. «Aufstehen», bittet der Referent. Fast alle machen mit, stampfen mit den Füssen und klatschen. «Ich muss euch aus dem Suppenkoma holen», begründet Ganouchi diesen Akt. Es ist der perfekte Einstieg in seinen Vortrag «Was HR vom Rock ’n’ Roll lernen kann».

Doch was heisst das? Einerseits müsse eine Firma herausfinden, ob der potenzielle Mitarbeitende die benötigten Fähigkeiten (Skills) habe, ob seine Persönlichkeit zum Unternehmen passe und die Person deshalb (längerfristig) Teil der «Familie» sein könne. Nach denselben Kriterien suchen auch (Rock-)Bands nach neuen Mitgliedern, so Ganouchi. Seiner Ansicht nach dürfte das HR allgemein ein bisschen wilder sein: «Es sollte die Rolle des Taktgebers übernehmen, wie der Schlagzeuger einer Band. Das braucht Rückgrat, Mut und Improvisationstalent.»

Der letzte Referent des Tages ist Autor und Recruiting-Coach Frank Rechsteiner. Er beginnt seinen Vortrag mit ernüchternden Zahlen. «Nur 15 Prozent der Kandidaten sind aktiv auf der Suche. Die Mehrheit wird sich deshalb nicht bei Ihnen bewerben. Was muss sich also ändern, damit Sie den Löwenanteil der potenziellen Fachkräfte erhalten?» Dazu liefert er gleich die Antwort: «SIE als Recruiter müssen sich ändern!»

Dazu brauche es einen Paradigmenwechsel. «Die Macht liegt in der Entscheidung des Kandidaten. Sie müssen ihm klarmachen, was Ihr Unternehmen zu bieten hat.» Wieso beispielsweise nicht mit Content-Recruiting? «Lassen Sie Ihre Abteilungen sprechen, gewähren Sie Einblicke in Projekte, erzählen Sie unternehmensinterne Geschichten und machen Sie Ihre Firma damit für Ihre künftigen Mitarbeitenden erleb- und greifbar.»

Nächstes Jahr wird die recruitingconvention zurich 10-jährig. «Wir überlegen uns etwas», verspricht Matthias Mäder zum Abschluss, bevor es zum geselligen Teil der Veranstaltung geht – dem Apéro.

Kommentieren 0 Kommentare HR Cosmos

Online-Redaktorin, HR Today. es@hrtoday.ch

Weitere Artikel von Eliane Stöckli

Cela peut aussi vous intéresser