Gastbeitrag: Recruiting im Wandel

Zwischen KI, Coaching und Kandidatenerlebnis

Der Wandel im Recruiting erfordert mehr als neue Tools – er verlangt Haltung. Während KI Prozesse beschleunigt, rückt die menschliche Verbindung ins Zentrum: Wer heute Talente gewinnen will, muss coachen können.

Der Fachkräftemangel stellt viele Unternehmen vor grosse Herausforderungen. Gleichzeitig verändert sich das Recruiting grundlegend: Neue Technologien – etwa durch leistungsfähigere ATS-Systeme und den Einsatz von KI –, veränderte Erwartungen auf Seiten der Kandidierenden sowie eine stärkere Fokussierung auf Themen wie Work-Life-Balance, Mental Health und Unternehmenskultur erfordern neue Kompetenzen im HR. Besonders wirkungsvoll wird Recruiting, wenn es um eine oft vernachlässigte Dimension erweitert wird: Coaching.

Recruiting ist heute Beziehungsarbeit


Die Zeiten standardisierter Interviews und reiner CV-Analysen sind vorbei. Im Zentrum stehen heute Beziehungsaufbau und echtes Interesse am Gegenüber – Candidate Relationship. Hier kommen Coaching-Kompetenzen ins Spiel: aktives Zuhören, gezielte Fragetechniken und nicht zuletzt Empathie. 

Gute Recruiterinnen agieren zunehmend wie Coaches: Sie schaffen vertrauensvolle Räume, in denen Kandidatinnen offen sprechen und ihre Potenziale zeigen können – auch jenseits klassischer Karrierewege. Gerade im Kontext von Diversity & Inclusion gewinnen solche Kompetenzen an Bedeutung. Wer Vielfalt ernst nimmt, muss auch bereit sein, gewohnte Bewertungsmuster zu hinterfragen – und das beginnt bei der Haltung.

Coaching stärkt die Rolle des Recruitings


Recruiter und Recruiterinnen stehen unter wachsendem Druck: Schnelligkeit, Transparenz, Cultural Fit und eine überzeugende Candidate Experience müssen gleichzeitig erfüllt werden. Coaching-Ansätze helfen dabei, diesen Anforderungen souverän zu begegnen. 

Sie stärken die Selbstreflexion, fördern den Umgang mit Unsicherheit und unterstützen eine klare Rollendefinition. Durch Supervision oder individuelles Coaching lassen sich blinde Flecken aufdecken – etwa unbewusste Biases – und neue Perspektiven gewinnen. So entsteht Raum für mutige Entscheidungen, etwa. bei Talenten mit unkonventionellen Lebensläufen.

Candidate Experience: Wertschätzung beginnt mit Haltung


Ein respektvoller Umgang mit Kandidierenden beginnt nicht bei der Prozessoptimierung, sondern bei der inneren Haltung der Menschen, die rekrutieren. Eine coachende Grundhaltung bedeutet, das Gegenüber nicht nur als Bewerbung, sondern als Persönlichkeit mit eigener Geschichte wahrzunehmen. 

Auch eine Absage kann so ein wertschätzendes Erlebnis bleiben – wenn sie ehrlich, nachvollziehbar und respektvoll formuliert ist. Das wirkt direkt auf die Arbeitgebermarke und stärkt die Reputation nachhaltig.

KI kann Prozesse automatisieren – aber nicht coachen


Automatisierung im Recruiting – etwa bei der Vorselektion – ist sinnvoll und effizient. Doch in der Tiefe, wo es um das Erkennen von Potenzialen, den Umgang mit Ambivalenz und den Aufbau echter Beziehung geht, bleibt menschliche Kompetenz unersetzlich. 

Coaching schult genau diese Fähigkeiten: Zuhören, zwischen den Zeilen lesen, individuell begleiten. Technologien können unterstützen – aber sie können nicht führen, entwickeln oder Vertrauen aufbauen. Wer heute erfolgreich rekrutieren will, braucht mehr als Tools und Prozesse. Es braucht Menschen, die begleiten, reflektieren und entwickeln können – nicht nur Talente, sondern auch sich selbst. Coaching ist dabei kein «Nice-to-have», sondern eine Schlüsselkompetenz für ein Recruiting, das nachhaltig wirkt – persönlich, kulturell und wirtschaftlich.

Unterm Strich: Recruiting wird zur Coaching-Disziplin Wer heute erfolgreich rekrutieren will, braucht mehr als Tools und Prozesse. Es braucht Menschen, die begleiten, reflektieren und entwickeln können – nicht nur Talente, sondern auch sich selbst. Coaching ist dabei kein «Nice-to-have», sondern eine Schlüsselkompetenz für ein Recruiting, das nachhaltig wirkt – persönlich, kulturell und wirtschaftlich.

ICF Schweiz lädt zur ersten landesweiten Coaching-Umfrage ein


Coaching entwickelt sich zunehmend zu einem strategischen Erfolgsfaktor für Organisationen – doch wie reif ist die Coaching-Kultur in Schweizer Unternehmen tatsächlich? Diese Frage steht im Zentrum der ersten nationalen Umfrage, die wir als International Coaching Federation (ICF) Schweiz aktuell lancieren. 

Unser Ziel ist es, ein klares Bild davon zu erhalten, wie Coaching heute eingesetzt wird – durch Führungskräfte, HR-Verantwortliche und Mitarbeitende – und welche Bedingungen sein Potenzial wirklich entfalten lassen. Die Teilnahme an der Studie ermöglicht nicht nur einen Beitrag zum Gesamtbild, sondern bietet jeder Organisation auch wertvolle Einblicke in ihren eigenen Reifegrad. Die Ergebnisse werden wir öffentlich teilen, denn wir glauben an offene Erkenntnisse und gemeinsames Lernen. 

Machen Sie mit und gestalten Sie die Coaching-Zukunft der Schweiz aktiv mit!

 

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300 Teilnehmende vor Ort sowie unbegrenzter Online-Zugang. Ein vielfältiges Publikum, darunter Mitglieder der Coaching-Community, HR-Verantwortliche, Thought Leader im Coaching, IMD-Professoren und -Professorinnen, Alumni sowie Führungskräfte aus internationalen Unternehmen, internationalen Organisationen und NGOs.

Mehr Infos zu einem späteren Zeitpunkt folgen hier.

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