Adeccos Zahlen verheissen Gutes für den Schweizer Arbeitsmarkt

Der Personalvermittler Adecco hat am Donnerstag ein zufriedenstellendes Ergebnis vorgelegt. Das ist eine gute Nachricht – vor allem für die Schweiz – weil Personaldienstleister aufgrund ihrer Rolle auf dem Arbeitsmarkt als Vorboten für den Konjunkturverlauf gelten.

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Zürich (sda). Adecco hat im abgelaufenen Geschäftsjahr seinen Umsatz organisch um 4 Prozent auf 22,71 Milliarden Euro gesteigert. Dieses Wachstum sei breit auf alle Regionen abgestützt, sagte Konzernchef Alain Dehaze an einer Telefonkonferenz.

Der Reingewinn nach Minderheitsbeteiligungen lag bei 723 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es nur 8 Millionen Euro gewesen, im Vergleich zu 638 Millionen Euro im Jahr 2014. Den Taucher 2015 erklärte Adecco damals mit einem Goodwillabschreiber. Nach Ansicht der Experten bei der ZKB ist das Jahresergebnis 2016 zwar stärker ausgefallen als erwartet, dies allerdings vor allem aufgrund eines besseren Finanzergebnisses.

Der Betriebsgewinn EBITA ohne Einmaleffekte ist um ein Prozent auf 1,13 Milliarden Euro zurückgegangen. Entsprechend sank auch die Betriebsgewinnmarge um 20 Basispunkte auf 5 Prozent. Ebenfalls um 20 Punkte sank die Bruttogewinnmarge. Analysten machen dafür unter anderem den Preisdruck im Temporärstellenmarkt verantwortlich.

Gesteigertes Wachstum im vierten Quartal

Über den Erwartungen lag das Wachstum im vierten Quartal. Von Oktober bis Dezember hat Adecco im Vergleich zum Vorjahresquartal ein organisches Wachstum von 5 Prozent vorgelegt, bereinigt um Arbeitstage um 6 Prozent. Der Quartalsumsatz steigerte sich somit auf 5,87 Milliarden Euro. Analysten waren von einem Plus von 4 Prozent ausgegangen.

Auch im Januar und Februar des angelaufenen Geschäftsjahres seien die Umsätze um 4 bis 5 Prozent gestiegen, hiess es an der Telefonkonferenz. Folglich geht der weltweit grösste Personalvermittler von fortgesetztem operativen Wachstum aus. Doch Dehaze schränkte ein, dass die Märkte "unvorhersehbar und volatil" seien, vor allem vor dem Hintergrund der neuen Präsidentschaft in den USA, des Brexit und der anstehenden Wahlen in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland.

Wenn sich also nun das Geschäft von Adecco positiv entwickelt, lässt sich dies als Indiz für wirtschaftliche Prosperität werten. Denn auf anziehenden Arbeitsmärkten sind flexible Arbeitskräfte, wie sie Personaldienstleister vermitteln, als erstes gefragt.

Schweiz mit positiven Zahlen

So vollzieht das Geschäft bei Adecco die sich aufhellende Situation auf dem Schweizer Arbeitsmarkt mit. Die negativen Zahlen des Jahres 2015 hätten sich 2016 zum Positiven gewendet, sagte Finanzchef Hans Ploos van Amstel auf eine Frage der Nachrichtenagentur sda. Der Umsatz in der Schweiz ist um ein Prozent gewachsen und bereinigt um Arbeitstage um 2 Prozent.

Dabei habe vor allem der Bereich Industrie und Büroarbeitsplätze zugelegt. Verbessert habe sich der Markt bei den Lebensmitteln, in der Logistik, allgemein in der Produktion (manufacturing) und sogar im Finanzwesen. Demgegenüber seien jedoch die Umsätze in der Automatisierung und in der Metallindustrie zurückgegangen, so der Finanzchef.

Auswirkungen durch die Ablehnung der Unternehmenssteuerreform III erwartet Ploos van Amstel höchstens langfristig, auch wenn er einräumt, dass die Unternehmen in Sachen Steuerreform auf Planungssicherheit angewiesen seien.

Noch im letzten Jahr hatte sich die Schweiz bei Adecco als Sorgenkind präsentiert. Der Umsatz war gesunken und im vierten Quartal hatte sich die Betriebsgewinnmarge gar halbiert – dies infolge der Frankenstärke und der schleppenden Konjunktur.

Die Schweiz steht zusammen mit Deutschland und Österreich gemessen an Umsatz und Betriebsgewinn an dritter Stelle der Geschäftsregionen bei Adecco – hinter Frankreich und Nordamerika.

In Frankreich, wo Adecco 22 Prozent seines Umsatzes erwirtschaftet, zeigte sich im vierten Quartal eine Zunahme um 7 Prozent (+9 Prozent nach Arbeitstagen bereinigt) auf 1,28 Milliarden. Stark gewachsen sind die Umsätze in der Automobilindustrie, auf dem Bau und in der Logistik.

In der Region Nordamerika hingegen hat Adecco seinen Umsatz insgesamt nicht gesteigert. Keine Steigerung ergab sich in der Industrie, ein Plus von einem Prozent bei Büroarbeitsplätzen und bei der Vermittlung von Fachkräften nahm der Umsatz um ein Prozent ab.

Die Region Nordamerika hat Adecco mit dem angelaufenen Geschäftsjahr organisatorisch mit der Geschäftsregion Vereinigtes Königreich und Irland zusammengelegt. Zusammen werden sie auf einen Umsatzanteil von rund 30 Prozent kommen, sodass diese neue Geschäftsregion künftig die grösste vor Frankreich sein wird.