Zürich (sda). Der Fachkräftemangel sei eine der grössten Herausforderungen der Schweizer Wirtschaft, sagte der Zürcher Volkswirtschaftsdirektor Ernst Stocker (SVP) am Dienstag bei der Präsentation der Studie «Arbeitsmarktmobilität und Fachkräftemangel» in Zürich. Die Masseneinwanderungsinitiative habe das Problem noch verschärft.
Die Wirtschaft müsse das Potenzial an Fachleuten im Inland besser ausschöpfen. Politisch sei es nicht opportun, den Arbeitskräftemangel zu beklagen und dann gut qualifizierte Leute nicht im Inland abzuholen.
Potenzial wäre beispielsweise bei den RAV vorhanden, wie die Studie der Arbeitsmarktbeobachtung zeigt. So stieg der Anteil an Stellensuchenden mit Hochschulabschluss zwischen 2002 und 2013 im AMOSA-Gebiet von 10 auf 17 Prozent. In den Kantonen Zug und Zürich sind es gar 24 Prozent der Stellensuchenden, die einen tertiären Bildungsabschluss haben, wie Projektleiterin Julia Casutt ausführte.
Die RAV könnten damit ein wichtiger «Rekrutierungskanal» für Fachkräfte sein. Für die Wirtschaft seien die RAV aber nicht die Ansprechstelle Nummer eins, räumte Edgar Spieler, Bereichsleiter Arbeitsmarkt beim Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Zürich, ein. Viele Arbeitgeber hätten Vorbehalte bezüglich Qualifikation der Kandidatinnen und Kandidaten.
Die RAV wollen deshalb neue Wege beschreiten. Unter anderem sollen Handlungsspielräume genutzt werden, um Arbeitgeber und Stellensuchende direkter und schneller zusammenzubringen, etwa mit Jobmessen oder Job-Speed-Datings. Zudem soll die Beratung noch professioneller werden.
Betriebliche Weiterbildung fördern
Weil die Arbeitslosigkeit von Fachkräften teilweise auf Faktoren zurückzuführen ist, die lange vor der Entlassung wirksam sind, seien auch präventive Massnahmen wichtig, betonte Thomas Eichenberger, Geschäftsführer der Beratungsdienste für Ausbildung und Beruf Aargau (ask). Das Bewusstsein für eine lebenslange Laufbahngestaltung sei heute noch zu wenig vorhanden.
Eichenberger plädierte deshalb für eine gezielte betriebliche Aus- und Weiterbildung für Erwerbstätige aller Altersstufen. Gerade in wissensintensiven Berufen mit Fachkräftemangel änderten sich die Anforderungen sehr schnell. Ohne berufsbegleitende Weiterbildung fehlten dann die inhaltlichen und formalen Qualifikationen im Falle eines Stellenverlustes.
Fehlende Berufs-, Aus- und Weiterbildungsdiplome könnten im Bewerbungs- und Anstellungsprozess eine entscheidende Barriere darstellen, waren sich Wirtschaftsvertreter einig. Es sei deshalb wichtig, individuelle Lösungen zu finden, damit beispielsweise fehlende Diplome schneller erworben werden können.