Zürich (sda). Der Gewinn des Rückversicherers Swiss Re sank im zweiten Quartal um 22 Prozent auf 637 Millionen Dollar. Der kombinierte Schaden-Kosten-Satz, eine wichtige Branchenkennzahl, verschlechterte sich für die Gruppe um fast 10 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahresquartal auf 103,1 Prozent.
Viele Grossschäden
Als Hauptursachen für diese Entwicklung nannte das Management um Konzernchef Mumenthaler am Freitag vor den Medien eine Reihe grosser Naturkatastrophen, wie die Waldbrände in Kanada und Erdbeben in Japan. Der Gewinn allein in der grössten Sparte, der Rückversicherung von Sach- und Haftpflichtgeschäft, sank um rund 39 Prozent auf 283 Millionen Dollar. Allerdings gab es auch in der Sparte Corporate Solutions, wo der Rückversicherer Swiss Re im Versicherungsmarkt weit nach vorne wagt und selbst Erstversicherungsgeschäft
zeichnet, zwei Grossschäden von zusammen rund 100 Millionen Dollar. Diese führten in dieser Division zu einem Quartalsverlust von 25 Millionen Dollar – nach einem Gewinn von 76 Millionen Dollar im Vorjahreszeitraum.
Neben dem Gewinnrückgang hat der zweitgrösste Rückversicherer der Welt aber viel Geschäft gezeichnet. Von April bis Juni stiegen die Prämieneinnahmen der Gruppe um 14 Prozent auf rund 8,2 Milliarden Dollar. In der Sparte Rückversicherung legten die Beiträge um rund 18 Prozent auf 4,1 Milliarden Dollar zu.
Zusammen mit dem ebenfalls von gestiegenen Prämieneinnahmen und geringeren Gewinnen gekennzeichnetem ersten Quartal kam die Swiss Re-Gruppe im ersten Halbjahr auf einen um rund 17 Prozent gesunken Reingewinn von 1,9 Milliarden Dollar. Das Prämienvolumen im Gesamtkonzern stieg dagegen im ersten Semester um 9,6 Prozent auf 16,1 Milliarden Dollar. Die Eigenkapitalrendite auf Jahresbasis reduzierte sich im Vergleich zum ersten Halbjahr 2015 um 2,6 Prozentpunkte auf nunmehr 10,9 Prozent.
In der Sparte Sachversicherungen sank der Gewinn um 32 Prozent auf 870 Millionen Dollar, obwohl von Januar bis Juni das Beitragsvolumen um rund 11 Prozent auf 8,1 Milliarden Dollar zulegte.
Der seit Anfang Juli amtierende Konzernchef Mumenthaler nannte die Resultate angesichts des schwierigen makroökonomischen Umfeldes und der Grossschäden vor den Medien dennoch als «solide» und «ziemlich gut».
Chef setzt auf Stabilität
Zudem plant er keine Strategieänderung, wie er gegenüber der Nachrichtenagentur sda am Freitag während seines ersten grossen Auftritts vor den Medien als Konzernchef der Swiss Re betont. «Ich war bei der Erarbeitung der aktuellen Unternehmensstrategie beteiligt und sehe daher keinen Grund, diese zu ändern», sagte er.
Auch sonst setzt der Manager bei dem Rückversicherungskonzern vollkommen auf Konstanz. So nahm Mumenthaler auch bei der Bildung und Auflösung von Rückstellungen, mit der Versicherungsgesellschaften vergleichsweise stark ihre ausgewiesene Gewinne steuern können, keine Änderungen vor. Solche Geschäftsprozesse seien auch nach seinem Amtsantritt als Konzernchef gleich geblieben, sagte er gegenüber der sda.
Dieses Thema ist insofern von Bedeutung, weil neue Konzernchefs nicht selten Rückstellungen erhöhen, damit sie für allfällige Fehler ihrer Vorgänger nicht verantwortlich gemacht werden können und mehr Spielraum für die eigenen Managemententscheidungen in der Zukunft zu haben.
Zum Quartalsverlust in Höhe von 25 Millionen Dollar in der Sparte Corporate Solutions, wo der Rückversicherer selbst Erstversicherungsgeschäft betreibt und mit seinen eigentlichen Kunden in Konkurrenz tritt, sagte Mumenthaler, dass er diesbezüglich keine schlaflosen Nächte habe. In der Vergangenheit habe Swiss Re in dieser Division gute Gewinne erwirtschaftet und als Folge der dünnen Margen können in diesem Bereich durchaus auch mal grössere Schäden auftreten. Der neue Konzernchef will dieses Geschäftsfeld strategiekonform weiter ausbauen.
Zum Einfluss des Brexit-Entscheids in Grossbritannien auf den Schweizer Rückversicherer mit grossen Geschäftsaktivitäten in London äusserte sich der Konzernchef zurückhaltend. Es sei noch viel zu früh, um über die konkreten Auswirkungen des Brexit-Entscheids auf den Swiss Re-Konzern zu sprechen, sagte der Manager am Freitag und setze auch bei dieser Frage stark auf Konstanz.
An der Börse führten all diese Nachrichten zunächst zu leichten Abschlägen. Am Nachmittag gaben die Titel der Swiss Re in einem leicht freundlichen Marktumfeld allerdings rund 1,3 Prozent ab.