Exodus von Top-Managern bei Uber setzt sich fort

Beim Fahrdienstvermittler Uber setzt sich der Exodus im Top-Management fort. Nach einer abwertenden Bemerkung über Frauen nimmt Uber-Direktor David Bonderman mit sofortiger Wirkung seinen Hut. Zuvor hatte bereits Uber-Chef Travis Kalanick nach massiver Kritik an seinem Führungsstil eine Auszeit angekündigt.

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San Francisco (sda/reu). Auch der Top-Manager Emil Michael, ein enger Vertrauter Kalanicks, musste nach Ermittlungen einer Untersuchungskommission die Firma verlassen. Zuletzt hatten sich bei dem Konzern aus San Francisco Beschwerden über sexuelle Belästigungen und Diskriminierungen gehäuft. Uber hatte deswegen kürzlich 20 Mitarbeiter entlassen, Dutzende wurden in Schulungen geschickt.

Bondermans Äusserungen fielen am Dienstag ausgerechnet auf einer Betriebsversammlung zur Verbesserung der Unternehmenskultur, von der ein Mitschnitt bei Yahoo übertragen wurde. Verwaltungsratsmitglied Arianna Huffington plädierte für mehr Frauen im Gremium: «Es gibt viele Zahlen, die zeigen, dass wenn es eine Frau im Vorstand gibt, es sehr viel wahrscheinlicher ist, dass eine zweite Frau einzieht.»

Bonderman reagierte darauf mit den Worten: «Tatsächlich zeigt es, dass dann sehr viel mehr Gerede wahrscheinlicher ist.» Bonderman entschuldigte sich kurz darauf per E-Mail bei den Mitarbeitenden und nannte seine Äusserungen «nachlässig, unangemessen und unentschuldbar». Er müsse sich an die gleichen Standards halten, die Uber nun umsetzen soll.

Uber gelobte Besserung

Das Uber-Führungsgremium hatte am Sonntag nach Vorwürfen der sexuellen Belästigung und des respektlosen Verhaltens gegen Mitarbeitende Massnahmen zur Verbesserung der Unternehmenskultur beschlossen, die auf der Versammlung am Dienstag vorgestellt wurden.

Eine Untersuchungskommission unter Vorsitz des früheren Justizministers Eric Holder hatte Uber zuvor unter die Lupe genommen, nachdem eine frühere Mitarbeiterin im Februar öffentlich erklärt hatte, sie sei von ihrem Vorgesetzten sexuell belästigt worden und sei mit ihren Beschwerden in der Personalabteilung auf taube Ohren gestossen.

Die Empfehlungen der Untersuchungskommission, denen der Verwaltungsrat einhellig zustimmte, sehen unter anderem eine Einschränkung der Befugnisse Kalanicks vor. Dieser hat gleichzeitig eine Auszeit von unbestimmter Dauer angekündigt.

Zudem soll gemäss den Empfehlungen die schon seit Wochen andauernde Suche nach einem Vorstand, der das operative Geschäft verantworten soll, intensiviert werden. Weiter müsse eine Firmenkultur geschaffen werden, die auf Teamwork, gegenseitigem Respekt, Vielfalt und Inklusion als Schlüsselwerten beruht.

Wechsel auch in der Schweiz

Auch in der Schweizer Führungsetage kommt es zu einem Wechsel: Rasoul Jalali, Chef der Uber-Märkte Schweiz, Deutschland und Österreich, verlässt den Fahrdienstvermittler per Ende Juli.

Jalali nimmt ab August Einsitz im Verwaltungsrat der Schweizer Ideenschmiede Pegasus Digital. Sein Entscheid habe keinen Zusammenhang mit der Rochade im internationalen Kader, sagte Jalali auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Mit dem Wechsel erfülle sich der 35-jährige den Wunsch, neue digitale Geschäftsmodelle aufzubauen und zu lancieren, teilte Pegasus Digital am Dienstag mit.

«Es ist sehr wichtig, dass wir die Digitalisierung auch in der Schweiz zur Anwendung bringen», sagte Jalali. Uber zeige auf, was möglich ist. Diese Erfahrungen, die er beim Aufbau von Uber Schweiz gesammelt habe, wolle er in neue Projekte einbringen.

Uber teilt die Verantwortung über die Schweizer Städte künftig auf zwei Chef-Posten auf: Die Westschweizer Städte Genf und Lausanne werden wie bisher von Alexandre Molla geführt. Für Zürich und Basel übernimmt Andreas Weinberger die Verantwortung, wie ein Uber-Sprecher auf Anfrage sagte. Weinberger ist Leiter von Uber Österreich und seit ungefähr 2,5 Jahren im Unternehmen.

Uber wird trotz anhaltender Verluste mit fast 70 Milliarden Dollar bewertet und ist damit das wertvollste Start-up der Welt. Das 2009 gegründete Unternehmen hat mehr als 12'000 Mitarbeiter und kooperiert mit über 1,5 Millionen Fahrern. Der Fahrdienstanbieter hat das Taxigewerbe in vielen Ländern verändert, ist aber auch in zahlreiche Rechtsstreitigkeiten verwickelt.