Gewerkschaften fordern 150 Franken mehr Lohn für Bauarbeiter

Angesichts des Booms in der Baubranche fordern die Gewerkschaften Unia und Syna mehr Lohn für die Bauarbeiter. Im nächsten Jahr sollen alle Angestellten des Bauhauptgewerbes pro Monat 150 Fr. mehr erhalten. Das sei eine Erhöhung der Reallöhne um 2,5 Prozent.

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Zürich (sda). Der Bauwirtschaft gehe es sehr gut, sagte Nico Lutz, der Sektorleiter Bau der Gewerkschaft Unia, am Freitag vor den Medien in Zürich: Daran sollten die Bauarbeiter beteiligt werden. «Das war in den letzten Jahren nicht der Fall. Es hat kaum Lohnerhöhungen gegeben.»

Die Umsätze im Bau seien in den vergangenen Jahren explodiert. Dagegen habe die Zahl der festangestellten Bauarbeiter in den letzten zehn Jahren leicht abgenommen, sagte Lutz. Der Druck, das Tempo und die Intensität der Arbeit hätten massiv zugenommen. Diese Entwicklung könne man auch in der Produktivitätssteigerung ablesen, die von 2007 bis 2012 mehr als 9 Prozent betragen habe.

Das schlage sich in den Arbeitszeiten oder Überstunden nieder, sagte Jakob Solenthaler von der Gewerkschaft Syna: «Der Druck auf den Einzelnen nimmt ständig zu. Trotzdem stimmt es schlussendlich im Portemonnaie unserer Mitarbeiter nicht. Die Arbeitnehmenden sind bereit, diese Mehrarbeit zu leisten – aber nicht zum Nulltarif.»

Bauarbeiter schwächstes Glied

Noch nie sei in der Schweiz mit so wenigen Mitarbeitern so viel und so schnell gebaut worden, sagte Solenthaler: «Die Banken und die Generalunternehmer setzen die Termine. Bei Verzögerungen drohen empfindliche Konventionalstrafen. Der Druck wird immer weitergegeben, und das schwächste Glied der Kette sind unsere Bauarbeiter.»

«Während in der Gesamtwirtschaft die Reallöhne stärker als die Produktivität gestiegen sind, hinken auf dem Bau die Löhne hinterher», sagte Lutz. Alleine im Bauhauptgewerbe sei der Umsatz im letzten Jahr um 4,9 Prozent gewachsen. Gleichzeitig sei die Zahl der Beschäftigen per Ende Jahr um 2,4 Prozent zurückgegangen.

Die Gewinne der Baufirmen würden also steigen, sagte Lutz. Die Gewinnmargen hätten sich in den letzten Jahren markant verbessert: Im Hochbau verdoppelt, im Tiefbau sogar verdreifacht.

Das gleiche Bild zeige sich beim Gewinn pro vollbeschäftigte Person. Dieser liege beim Hochbau auf über 10'000 Fr. pro Jahr, im Tiefbau bei rund 8000 Franken. Gleichzeitig hätten die Firmen mehr Reserven gebildet und mehr investiert. Die Leasingbranche jammere im Moment, dass die Firmen zu viel Geld hätten und die Maschinen heute wieder vermehrt kauften statt zu leasen, sagte Lutz.

Es brodelt an der Basis

«Es brodelt an der Basis massiv», sagte Solenthaler. Durch ständig steigende Kosten für Mieten und Krankenkassen seien viele in Bedrängnis geraten. Der Medianlohn der Bauarbeiter liege mit 5704 Fr. unter dem Schweizer Medianlohn von 2012, der 5944 Fr. betragen habe, sagte Lutz. Und dies, obwohl Bauarbeiter einer der härtesten Jobs in der Schweiz sei.

Die Mieten und die Krankenkassenprämien seien die beiden Bereiche, in denen es in den letzten Jahren die deutlichsten Kostensteigerungen gegeben habe, sagte Serge Gnos von der Unia: «Bei den Krankenkassen betrug die Steigerung in den letzten 6 Jahren mehr als 20 Prozent, die Mieten stiegen um rund 10 Prozent. Die Löhne im Bau sind aber nur etwas mehr als 5 Prozent gestiegen.»

Das Gegenargument der Baumeister zu Lohnforderungen der Gewerkschaften sei, dass es in der Schweiz praktisch keine Teuerung gebe. Allerdings weise das Konzept der Teuerungsberechnung in der Schweiz eine Reihe von Schwächen auf.

So sei die Entwicklung der Krankenkassenprämien im Teuerungsindex nicht vollumfänglich enthalten und der Effekt der Mieten auf tiefe Einkommen werde unterschätzt, sagte Gnos. Tiefe Einkommen würden überdurchschnittlich belastet.

Start der Lohnverhandlungen im Oktober

Die Gewerkschaften hätten mit den Baumeistern bereits eine erste Auslegeordnung gemacht, sagte Lutz. Die eigentlichen Lohnverhandlungen würden aber erst im Oktober beginnen.

Beim Schweizerischen Baumeisterverband (SBV) hiess es, die Verhandlungen fänden unter dem Siegel der Vertraulichkeit statt. «Vorher können wir nichts sagen», sagte SBV-Vizedirektor Martin Senn: «Wir können nicht über die Medien verhandeln.» 2014 sei die Lohnsumme im Bauhauptgewerbe um 0,8 Prozent gestiegen.