Tokio (sda/afp). Die Angestellten der Zentralverwaltung sollen ab Sommer mit gutem Beispiel vorangehen, die Mitarbeiter der Unternehmen und örtlichen Behörden sollen folgen, sagte Regierungssprecher Yoshihide Suga in Tokio.
Eine Reform der Arbeitsweise sei aus Sicht der Regierung «äusserst wichtig, um die Menschen von den Vorzügen der 'Abenomics' profitieren zu lassen und das Wachstum des Landes nachhaltig zu fördern», fügte Suga mit Verweis auf die von Regierungschef Shinzo Abe angestossenen Wirtschaftsreformen hinzu.
Überstunden gehören zum guten Ton
Japaner arbeiteten nach Angaben der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) im Jahr 2013 durchschnittlich 1735 Stunden. Das war deutlich mehr als bei den Schweizern, den Deutschen und den Franzosen, aber weniger als in den USA.
Experten gehen allerdings davon aus, dass die Zahlen für Japan in Wirklichkeit höher sind. Überstunden würden oft verschwiegen, weil es zum guten Ton gehört, länger im Büro zu bleiben als nötig. Oft gehören auch gemeinsame Kneipenabende mit Kollegen zum Pflichtprogramm.
Strategie trägt erste Früchte
Abe versucht seit Ende 2012, mit seiner ausgabenorientierten Regierungspolitik die japanische Wirtschaft anzukurbeln. Die Strategie trug bereits erste Früchte und wurde durch die Wiederwahl Abes im Dezember bestätigt. Ende 2014 gelang es Japan, aus der Rezession herauszukommen. Erst vergangene Woche verkündeten mehrere Unternehmen Lohnerhöhungen, die von der Regierung als Beitrag zum Kampf gegen die Deflation gefordert worden waren.
Obwohl es in mehreren grossen Firmen bereits im vergangenen Jahr Gehaltserhöhungen gegeben hatte, sanken die Ausgaben privater Haushalte so stark wie seit acht Jahren nicht mehr. Auch der frühere Feierabend soll die Japaner nun dazu anregen, mehr Geld auszugeben.