Langsame Erholung auf dem Schweizer Job-Markt

Im ersten Quartal hat die Beschäftigung in der Schweiz zwar zugenommen. Aber der Schritt in Richtung Job-Wachstum ist nur ein kleiner.

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Neuenburg (sda). Insgesamt waren im ersten Quartal 2017 in der Schweiz 4,88 Millionen Menschen beschäftigt. Das entspricht einer Zunahme von 0,4 Prozent oder 20'000 Stellen im Vergleich zum Vorjahresquartal, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Montag mitteilte.

Schwächer zeigt sich dieses Wachstum in der Betrachtung nach Vollzeitstellen. Die Beschäftigung in Vollzeitäquivalenten ist innert Jahresfrist um 0,2 Prozent auf 3,81 Millionen gestiegen. Diese Betrachtungsweise klammert den in der Schweiz hohen Anteil von Teilzeitstellen aus. Auf die Industrie entfallen 974'000 Stellen und 2,84 Millionen auf den Bereich der Dienstleistungen.

Erneut ist die Zahl der Vollzeitstellen in der Industrie zurückgegangen, im Vergleich zum Vorjahresquartal um 0,7 Prozent. Bei den Dienstleistungen hingegen ist die Stellenzahl gestiegen, um 0,6 Prozent. Während seit 2015 die Zahl der Stellen im Dienstleistungsbereich bei 2,8 Millionen etwa konstant geblieben ist, sank sie in der Industrie von damals über einer Million auf unter 900'000.

Industrie auf Weg der Stabilisierung

Dennoch sagt UBS-Ökonom Alessandro Bee gegenüber der Nachrichtenagentur sda, dass sich die Industrie «auf dem Weg zur Stabilisierung» befinde. «Es zeigt sich immerhin eine Stagnation und kein Rückgang mehr, wenn man von der Uhrenindustrie absieht», so Bee.

Denn in der Uhrenindustrie war der Rückgang im ersten Quartal mit einem Minus von 4,5 Prozent auf 97'000 Stellen überdurchschnittlich. Im Vergleich dazu hat die Anzahl der Stellen in der Nahrungsmittelindustrie (+1,1 Prozent auf 76'000), in der Pharmaindustrie (+1,4 Prozent auf 42'000) und der Chemie (+0,8 Prozent auf 28'000) zugenommen.

Zum Erliegen ist hingegen das Job-Wachstum im Bau gekommen. Die Zahl der Stellen ist innert eines Jahres um 0,7 Prozent gesunken auf 311'000. «Der Immobilienmarkt stagniert und die Bauinvestitionen sind zurückgegangen; das ist nun auf dem Arbeitsmarkt angekommen», erklärt Bee. Auf einem Höchststand bei 325'000 lag die Stellenzahl im Bau im zweiten Quartal 2015.

Strukturelle Zunahme bei Dienstleistungen

Bei den Dienstleistungen schwingt vor allem das Gesundheits- und Sozialwesen mit der höchsten Zahl der Stellen obenaus. Im ersten Quartal 2017 waren es 483'600, was im Vergleich zum Vorjahresquartal einer Zunahme von 1,8 Prozent entspricht. Die 400'000er Marke übersprang der Bereich 2010, und seither ist die Stellenzahl kontinuierlich gestiegen. «Hier zeigt sich eine konjunkturunabhängige Zunahme, beispielsweise aufgrund der demographischen Entwicklung», erklärt Bee.

Leicht zugelegt um jeweils 0,5 Prozent haben die Bereiche Erziehung und Unterricht (214'000 Stellen) sowie öffentliche Verwaltung (159'000 Stellen).

Rückgänge verzeichneten bei den Dienstleistungen der Detailhandel (-0,5 Prozent auf 241'000 Stellen), die Gastronomie (-3,0 Prozent auf 117'000 Stellen) oder die Finanzdienstleistungen (-1,1 Prozent auf 116'000 Stellen).

Nur leichte Erholung der Beschäftigung

Insgesamt bilanziert der UBS-Ökonom aus den Beschäftigungszahlen zum ersten Quartal, dass sich die Schweizer Wirtschaft zwar erholt: «Aber es ist nur ein Schritt zurück zur Normalität», schränkt er ein. Denn das Beschäftigungswachstum um 0,2 Prozent ist zwar das höchste der letzten Quartale, aber immer noch weit entfernt von dem Wachstum von jeweils über einem Prozent 2010 bis 2015.

Insofern spiegelt sich im verhaltenen Beschäftigungswachstum das uneinheitliche Bild der wirtschaftlichen Situation in der Schweiz. Zwar zeigen die Einkaufsmanager-Indices (PMI) der letzten Monate, dass in den Unternehmen eine verbesserte Stimmung herrscht, die auf eine künftige deutliche Zunahme des Bruttoinlandprodukts schliessen lässt. Gleichzeitig ist jedoch die Industrieproduktion im Vorjahresvergleich zurückgegangen und die Exporte stagnieren. «Wir sehen eine leichte Erholung vom Schock 2015», fasst Bee zusammen.