20.03.2018

Messe-Umbruch: MCH Group 2017 mit 110-Millionen-Verlust

Die MCH Group schreibt erstmals rote Zahlen: Das 
Messeunternehmen hat für 2017 einen Verlust von 110 Millionen
Franken verbucht, dies wegen Sondereffekten, primär weil die
Uhrenmesse schrumpft. Der Umsatz stieg dank Zukäufen um 12 Prozent
auf 493,3 Millionen Franken.

Basel: (sda). Ohne Sondereffekte hätte MCH einen Gewinn von 10 Millionen Franken
ausweisen können, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte – nach
34,3 Millionen Franken Gewinn im Vorjahr. Doch Sonderabschreibungen
für eine Wertberichtigung der Messegebäude in Basel betrugen 102,3
Millionen und Sonderrückstellungen für Reorganisationen 17,7
Millionen Franken.

Diese Mitte Februar angekündigten Sondereffekte führten unter dem
Strich zum Verlust von 110 Millionen Franken. Die Abschreiber
wurden jetzt verbucht, weil MCH angesichts des Geschäftsgangs und
der Perspektiven den Wert seiner Hallen in Basel neu taxierte.
Bisher standen diese mit 402 Millionen Franken in den Büchern.

Uhren glänzen blasser

Hauptursache für den Wertzerfall ist das starke Schrumpfen der
Uhren- und Schmuckmesse «Baselworld», weil die Branche zunehmend
digitaler handelt. Diese Schau hatte 2017 ihr 100-Jahre-Jubiläum
gefeiert und ist mit Abstand – vor der Kunstmesse Art Basel -
wichtigstes MCH-Standbein.

In diesem Jahr ist die Baselworld, die am Donnerstag öffnet,
kleiner und kürzer, und ihre Standpreise sind tiefer als früher.
Insgesamt sind schon 2017 die Flächenerträge der MCH gemäss
Finanzbericht um knapp 27 Millionen Franken zurückgegangen.

Das MCH-Eigenkapital sank um das Doppelte des Sonderabschreibers,
um 205,3 Millionen Franken oder 46,8 Prozent auf 233,7 Millionen
Franken. Dies wird mit rasch abgeschriebenem Goodwill auf Zukäufen
erklärt. 2017 hatte MCH die US-Firma MC2 für einen ungenannten
Preis gekauft; insgesamt wurden 2017 für Akquisitionen 115
Millionen Franken verbucht.

Dividende soll ausfallen

Wegen des Mitte Februar angekündigten Verlustes beantragt der
MCH-Verwaltungsrat nun der Generalversammlung vom 4. Mai den
Verzicht auf eine Dividende; bisher betrug diese 5 Prozent.
Grösster Aktionär der börsenkotierten MCH ist mit einem Drittel
Kapitalanteil der Kanton Basel-Stadt; auch Baselland (7,8 Prozent)
und Zürich (4 Prozent Kanton und 3,7 Prozent Stadt) sind beteiligt.

Per Ende 2017 weist die MHC eine Bilanzsumme von 688,2 Millionen
Franken aus und ein Eigenkapitalanteil von 34 Prozent. Die
flüssigen Mittel werden auf 115,9 Millionen Franken beziffert.
Verwaltungsratspräsident Ulrich Vischer schreibt von einem «nach
wie vor gesunden und leistungsstarken» Unternehmen, das zudem stark
diversifiziert habe.

2018 geht die Unternehmensleitung von einem weiteren schwierigen
Jahr aus: Das nationale Messe- und Eventgeschäft sei weiter im
Sinkflug; zudem stünden weitere Entwicklungskosten an. Diese
Effekte könnten durch die bisherigen Massnahmen – darunter
Übernahmen und neue eigene Messen – «noch nicht kompensiert
werden».

2018 schwierig

Aus ordentlicher Geschäftstätigkeit – die Gruppe veranstaltet
jährlich rund 40 eigene Messen, bietet einschlägige
Dienstleistungen an und ist Gastgeberin von gegen 1000 Events -
erwartet die MCH-Führung deshalb 2018 ein Ergebnis in einstelliger
Millionenhöhe.

Das Unternehmen kündigte am Dienstag zudem an, die
Gesellschaftsstruktur der in der Schweiz ansässigen Teile zu
vereinfachen und «die Brand-Architektur anzupassen». Mehrere
Einheiten sollen örtlich zusammengelegt werden.

Heute habe die MCH-Sparte «Life Marketing Solutions» viele
verschiedene Firmen, meist über die Jahre zugekaufte, teils mit
Töchtern und an verschiedenen Standorten, erklärte dazu ein
Sprecher auf Anfrage. Bündeln wolle man insbesondere die
strategische Ebene, um zusammen optimal gegenüber der Kundschaft
aufzutreten.

Es gehe nicht um eine Sparübung und man plane keinen Stellenabbau
 damit. Details dieser Reorganisation sind laut dem Sprecher erst zu
klären; teils gehe es juristisch um Fusionen mit entsprechenden
Abläufen. Im Sommer wisse man mehr, und umgesetzt werde das im
zweiten Semester oder 2019. Die meisten betroffenen Firmen seien
und blieben wohl im Raum Zürich.

Der Personalbestand der MCH-Gruppe legte im vergangenen Jahr stark
zu um 371 Angestellte auf 1003 Personen, respektive um 246
Vollstellen auf 834. Im Wesentlichen liegt dies an der Übernahme
der US-Firma MC2, die alleine 364 Angestellte beschäftigt.