Schweizer Gewerkschaften fordern 100 bis 150 Franken mehr Lohn

Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) fordert für 2015 Lohnerhöhungen von 2 bis 2,5 Prozent beziehungsweise 100 bis 150 Franken monatlich mehr pro Arbeitnehmer. Da grosse Teile der Schweizer Wirtschaft rund liefen, sei das Geld für die Lohnerhöhungen vorhanden.

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Bern (sda). Die Schweizer Wirtschaft befinde sich mehrheitlich in guter Verfassung, erklärte SGB-Chefökonom Daniel Lampart an einer Medienkonferenz vom Dienstag. Daran ändern für ihn auch die heute veröffentlichten Konjunkturzahlen des Seco nichts, die eine Stagnation im zweiten Quartal aufzeigen.

Zwar könne es in der gegenwärtigen Aufholphase Eintrübungen geben, der Trend zeige jedoch klar nach oben, argumentierte Lampart. Zudem sei die Stagnation vor allem auf einen Rückgang der öffentlichen Ausgaben zurückzuführen. Die Geschäftslage der Schweizer Wirtschaft entwickle sich hingegen weiter positiv. Das Geld für die Lohnerhöhungen sei daher vorhanden.

Lohnerhöhungen für tiefe und mittlere Einkommen

Diese Lohnerhöhungen müssten aber generell erfolgen, hielt SGB-Präsident Paul Rechsteiner fest. Von individuellen Lohnrunden profitierten jeweils nur die hohen Einkommensschichten. Aber auch die Berufsleute der unteren und mittleren Einkommensschicht müssten ihren verdienten Anteil am Wirtschaftsaufschwung erhalten.

Besonderen Nachholbedarf macht der SGB zudem bei den Berufsleuten mit abgeschlossener Lehre aus. Zwischen 2002 und 2012 seien deren Löhne trotz einer Produktivitätssteigerung um rund 10 Prozent nur um 3 Prozent gestiegen. Währenddessen habe sich der mittlere Lohn um 7,5 Prozent und die Löhne der oberen Kader gar um rund 18 Prozent erhöht.

Sollte dieser Trend anhalten, so werde das System der Schweizer Berufslehre untergraben, fürchtet Rechsteiner. Wenn eine Berufslehre sich nicht auch beim Lohn auszahle, liefen alle Bemühungen zu ihrer Förderung ins Leere.

Wie jedes Jahr bleibt laut Rechsteiner die Lohndiskriminierung der Frauen ein Thema. Um diese aufzuheben, fordern die SGB-Gewerkschaften weiter gezielte Lohnerhöhungen sowie volle Lohntransparenz.

Gestiegener Druck auf Bauleute

Die konkreten Forderungen stuften die Gewerkschafter nach Branchen ab: Für die Baubranche verlangt die Gewerkschaft Unia eine Erhöhung um 2 Prozent. Während die Gewinne und die Produktivität stiegen, habe die Zahl der Festangestellten in den letzten Jahren abgenommen. Dadurch hätten der Druck und in der Folge auch die Unfälle zugenommen, führte Unia-Co-Präsidentin Vania Alleva aus.

Auch für das Ausbaugewerbe sowie die chemisch-pharmazeutische Industrie will Unia durchgehend mindestens 150 Franken mehr Lohn pro Arbeitnehmer im Monat. Für den Detailhandel, die Maschinen-, Elektro- und Metall sowie die Lebens- und Genussmittelindustrie verlangt sie 100 Franken. Zudem müssten auch Mindestlöhne festgelegt beziehungsweise erhöht werden.

Mindestlöhne von über 48'000 Franken

Die Gewerkschaft für Medien und Kommunikation, Syndicom, fordert weiterhin die Anhebung der Mindestlöhne auf über 48'000 Franken jährlich. Alain Carrupt, Präsident von Syndicom, appellierte an die gesamtwirtschaftliche Verantwortung der Unternehmen. Gerade die staatsnahen Unternehmen Post und Swisscom müssten mit ihrer Lohnpolitik die Kaufkraft ihrer Angestellten und damit die Konjunktur insgesamt stärken.

Für die Post verlangt Syndicom eine Lohnerhöhung von 2,5 Prozent. Bei der Swisscom wurden die Löhne bereits festgelegt und beinhalten eine Erhöhung um 1,8 Prozent. Für die übrigen Telekomunternehmen will die Gewerkschaft eine Steigerung um 2 Prozent erreichen.

In der Druck- und Medienbranche müssen es laut Ansicht der Gewerkschaft mindestens 100 Franken mehr sein. Gerade die grossen Unternehmen wie Ringier, die NZZ-Gruppe, Tamedia und die AZ Medien seien gefragt. Der Strukturwandel könne nur mit qualifizierten und motivierten Mitarbeitern gelingen, was sich in den Löhnen niederschlagen sollte.