Sulzer nach Rücktritt von Klaus Stahlmann auf Suche nach neuem Chef

Überraschend hat der Industriekonzern Sulzer am Montagnachmittag bekannt gegeben, dass Klaus Stahlmann den Chefsessel räumt. Explizite Gründe für den Rücktritt des 54-jährigen deutschen Managers wurden keine genannt.

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Winterthur (sda). In einem Communiqué war einzig davon die Rede, dass Stahlmann anderen Möglichkeiten ausserhalb von Sulzer nachgehen wolle. Auf Anfrage bei der Medienstelle hiess es, der Rücktritt sei ein persönlicher Entscheid Stahlmanns gewesen.

Etwas aussergewöhnlich mutet der Rücktritt indes schon an, insbesondere aufgrund des Zeitpunkts der Bekanntgabe: Die Medienmitteilung wurde vom Sulzer-Konzern Anfang Nachmittag verschickt. Normalerweise kommunizieren börsenkotierte Unternehmen wie Sulzer bedeutende Wechsel im Management am frühen Morgen, bevor der Börsenhandel eröffnet wird, oder nach Börsenschluss am Abend.

Der seltsam anmutende Kommunikationszeitpunkt hänge einzig und alleine mit den Vorschriften rund um die Ad-hoc-Publizität zusammen, sagte ein Sprecher von Sulzer auf Anfrage. Stahlmann habe den Verwaltungsrat am Morgen über seinen Entscheid informiert, worauf man beschlossen habe, den Rücktritt schnellstmöglich zu publizieren.

Am Abend teilte der Konzern mit, Stahlmann werde mit sofortiger Wirkung freigestellt. Dies geschehe «im Interesse weiterhin klarer und fokussierter Führungsverhältnisse» und in Anerkennung von Stahlmanns Verdiensten zur Neuausrichtung von Sulzer. Zum CEO ad interim ernannte der Verwaltungsrat den aktuellen CFO Thomas Dittrich.

An der Börse hat die überraschende Nachricht denn auch nur kurzzeitig zu einem Kurssprung geführt: Rund eine Viertelstunde nach Bekanntgabe der Personalia war eine Sulzer-Aktie kurzzeitig über 3 Prozent mehr wert als noch am Freitagabend. Bereits kurze Zeit später notierte der Anteilschein nur noch leicht im Plus, zum Schluss resultierte gar ein kleiner Kursrückgang um 0,2 Prozent.

Konzern umgebaut

In den bisher rund drei Jahren an der Spitze hat Klaus Stahlmann Sulzer deutlich verändert. Zum de facto vom russischen Industriellen Viktor Vekselberg kontrollierten Unternehmen gestossen ist Stahlmann im Februar 2012, nachdem sein Vorgänger Ton Büchner zum Beschichtungs- und Spezialchemiekonzern AkzoNobel gewechselt hatte.

Stahlmann war vor Sulzer im obersten Management des deutschen Fahrzeugkonzerns MAN tätig. Die Leitung der Diesel- und Turbosparte von MAN gab er im Zusammenhang mit einer Korruptionsaffäre ab. Obwohl die Vorwürfe hauptsächlich die Zeit betrafen, bevor Stahlmann für MAN tätig war, kam es zu einem Ermittlungsverfahren gegen ihn. Dieses wurde nach einer Zahlung von rund einer Viertelmillion Euro eingestellt.

Bei Sulzer verantwortete Stahlmann mehrere Restrukturierungen, die meist mit dem Abbau von Arbeitsplätzen einher gingen. Der jüngste Umbau, bei dem die Produktionskapazitäten der Pumpensparte verkleinert und über 400 Stellen in Brasilien, den USA und China gestrichen werden, ist erst einige Stunden vor Bekanntgabe des Rücktritts kommuniziert worden.

Unter Stahlmann wurde unter aber auch das Servicegeschäft der Pumpensparte mit jenem für Turbinen zusammengelegt. Eine einschneidende Veränderung für den Konzern war zudem der Verkauf der Oberflächenbeschichtungssparte Metco an den Oerlikon-Konzern. Die verbliebenen Sparten wurde derweil mit kleineren Übernahmen gestärkt.

Nicht reüssieren konnte Sulzer unter Stahlmanns Führung indes im Bieterkampf um Dresser-Rand: Sulzer hätte sich gerne mit dem auf Öl- und Gaspumpen spezialisierten US-Konzern zusammengeschlossen, der mit rund 8000 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von über 3 Milliarden Dollar erzielt. Der deutsche Siemens- Konzern bot aber schliesslich mit 7,6 Milliarden Dollar einen grösseren Betrag als Sulzer.

Aktienkurs gesunken

Unter Stahlmanns Leitung hat der Aktienkurs von Sulzer sich deutlich schlechter als der Markt entwickelt. Zwar waren die Anteilscheine etwas mehr als ein Jahr nach seinem Amtsantritt zeitweilig über einen Drittel mehr wert als zu Beginn, danach ging es mit dem Kurs aber abwärts.

Mittlerweile ist eine Sulzer-Aktie mit rund 105 Franken knapp 15 Prozent weniger wert als zu Beginn von Stahlmanns Amtsantritt. Dies dürfte auch mit der Lage auf dem Öl- und Gasmärkten zu tun haben, wo der tiefe Rohölpreis die Investitionsbereitschaft der Energiekonzerne schmälert.