Bern (sda). Er habe die Erwartung, dass bei der Beschäftigung älterer Arbeitnehmender ein Umdenken bei Betrieben, Branchenverbänden und Arbeitgeber-Organisationen stattfinde, sagte Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann (FDP) in Bern vor Unternehmern und Personalverantwortlichen.
«Riesiges Potenzial»
Wer über 50 sei und die Stelle verliere, habe es trotz langjähriger Berufstätigkeit oft überdurchschnittlich schwer, wieder einen Arbeitsplatz zu finden. Dabei hätten gerade die Älteren «riesiges Potenzial», brächten sie doch neben ihrer beruflichen Kompetenz auch Lebenserfahrung und Besonnenheit mit. «Das kann einer Firma definitiv nicht schaden», befand Schneider-Ammann.
Er erinnerte an eine nationale Konferenz vom vergangenen April, als der Bund gemeinsam mit Kantonen und Sozialpartnern ein Massnahmenpaket zur Verbesserung der Situation älterer Arbeitnehmer verabschiedete. Nach einem Jahr werde man Bilanz ziehen, auch im Hinblick auf den Fachkräftemangel in der Schweiz. Es brauche aber, was die Beschäftigung der Älteren betreffe, keine neuen Vorschriften für die Unternehmen, unterstrich Schneider-Ammann.
Rickenbachers Aufruf
Der bernische Volkswirtschaftsdirektor Andreas Rickenbacher (SP) rief zu einer «Initiative 50plus» auf. Mit dem gleichen Engagement, mit dem die Berufslehre für Jugendliche in der Schweiz zu einem Erfolgsmodell gemacht worden sei, müsse man sich jetzt der älteren Arbeitskräfte annehmen.
An einem Podiumsgespräch legten zwei Wirtschaftsvertreter und eine Wissenschaftlerin dar, welche konkreten Möglichkeiten es gibt, ältere Mitarbeitende sinnvoll im Betrieb zu behalten. Damit die Älteren ihr Potenzial entfalten können, braucht es unter anderem auf sie zugeschnittene Aufgabenbereiche und flexible Arbeitszeitmodelle.
Erfahrung nutzen
Die Pharmafirma CSL Behring AG mit Sitz in Bern betreibe eine Personalstrategie, die Jüngere und Ältere gleichermassen im Auge habe, sagte Direktionspräsident Uwe E. Jocham. Das Berner Inselspital versucht, die grosse Erfahrung langjähriger, älterer Mitarbeitender in passenden neuen Aufgabenbereichen zu nutzen, wie der Vorsitzende der Geschäftsleitung, Holger Baumann, darlegte. Dies geschehe aber immer auf freiwilliger Basis.
Die Unternehmen seien gut beraten, das Thema ältere Mitarbeitende in der gesamten Personalstrategie stets mitzudenken, sagte Martina Zölch, Institutsleiterin an der Fachhochschule Nordwestschweiz. Es brauche kein spezielles Alters- oder Generationenmanagement in den Betrieben.